Das Tessin, die mediterrane Seele der Schweiz, ist von Mario Botta nachhaltig geprägt. 1943 in Mendrisio geboren, gilt Botta seit 1969 als Schöpfer und Gründer der „Neuen Tessiner Architektur“, in der seine Vorliebe zu Baumaterialien wie Naturstein, Backstein und Beton sowie klaren Formen mit unterbrochenen Linien deutlich wird. In den vergangenen fünfzig Jahren hat er mehr als hundert Gebäude in der ganzen Welt entworfen, vom Einfamilienhaus in der Schweiz über Bibliotheken in Dortmund und Peking bis hin zu Bankhäusern in Athen und einem Museum in San Francisco.
Besonderes Augenmerk widmete der Architekt stets dem „spazio del sacro“. Räume der Stille verkörpern, so Botta, die Schwerkraft, das Licht sowie den Übergang – die ureigenen Prinzipien der Architektur. Mario Bottas sakrales Werk umfasst Kapellen und Kirchen in Italien, der Schweiz und Frankreich, aber auch eine Synagoge in Israel; im Bau befinden sich eine Moschee in China an der Grenze zur Mongolei sowie eine christliche Kirche in Südkorea, in der Nähe von Seoul.
Der 54. Band der Reihe „Architektur im Ringturm“ bietet eine hervorragende Zusammenschau der sakralen Räume dieses großen Architekten.

ISBN
978-3-99014-189-2
Sprache
Deutsch
Publikationsdatum
2019
Umfang
216 S., zahlr. Farb- und SW-Abb.
Format
Softcover, 20.5 x 21.5 cm

Presseschau
26. März 2019Martina Pfeifer Steiner
newroom

Raum der Stille. Sakrale Architektur von Mario Botta

„Die Themen des „Sakralen“ – Stille, Meditation und Gebet – zeigen, obwohl sie in starkem Widerspruch zum Alltagsleben stehen, mit viel mehr Nachdruck...

„Die Themen des „Sakralen“ – Stille, Meditation und Gebet – zeigen, obwohl sie in starkem Widerspruch zum Alltagsleben stehen, mit viel mehr Nachdruck als andere „profane“ Themen die ursprünglichen Aspekte, die der architektonischen Arbeit ihre Daseinsberechtigung geben. Ich denke: an das Licht und an den Schatten, an die Schwere und an die Leichtigkeit, an die Mauer und an die Transparenz, an den Weg und an die Schwelle, an das Endliche und an das Unendliche, an die Kraft des gebauten Werkes und daran, dass es ein aktiver Teil eines Lebensraums ist, mit dem die Bewohner täglich in Kontakt sind.“ Damit ist doch schon alles gesagt. Mario Botta (geb. 1943) hatte in den letzten fünfzig Jahren mannigfaltige Gelegenheit, dieses Postulat in signifikanter Formensprache und materiell aufzustellen.

Zum ersten Mal wird im deutschsprachigen Raum die umfassende Ausstellung mit 22 ausgewählten Sakralbauten Bottas vom Wiener Städtischen Versicherungsverein gezeigt. „Architektur im Ringturm“ gibt es seit über zwanzig Jahren. Der von Erich Boltenstern geplante Ringturm wurde 1955 als Zentrale der Vienna Insurance Group eröffnet. Von Boris Podrecca in ein modernes Veranstaltungszentrum umgebaut, finden in der ehemaligen Kassenhalle regelmäßig Ausstellungen statt. Kurator ist der Architekt Adolph Stiller. Kaum zu glauben, in wie kurzer Zeit er die dazu gehörende Publikation zustande bringt, immer ein kleines Wunder!

Bei „Architektur im Ringturm 54“ ist man mittlerweile angelangt, erschienen beim Müry Salzmann Verlag, im wiedererkennbaren Format, diesmal Kupfer schimmernd, immer in höchster Qualität, immer in großer Stringenz und Klarheit, immer in engem Zusammenhang mit der Ausstellung. Und das birgt eine willkommene Bereicherung, denn die Ausstellungen im Ringturm sind so dicht, dass man unbedingt nachlesen, nachschauen will, abgesehen von der nachhaltigen Wirkung eines Buches oder gar der vollständigen Sammlung dieser Reihe.

Zwischen den Realisierungen der vorgestellten sakralen Bauten liegen Jahrzehnte: Angefangen mit der Klosterkapelle Biogorio im Tessin aus dem Jahr 1966 bis zu den kürzlich fertiggestellten Werken wie die Kapelle des Heiligen Franziskus in Lugano oder die Moschee in Yinchuan, China. Neben der Abhandlung „Vom Sakralen zur Architektur“ von Mario Botta sind weitere lesenswerte Essays zu finden mit Titeln wie „Die göttliche Proportion“, „Von Architektur und anderen Rätseln“, „Das Heilige als Freund“ und „Die gebaute Stille“. Die Darstellung der 22 Sakralbauten folgt jener der Ausstellung. Prägnante Beschreibungen, Skizzen, Fotos, welche die Form und Einbettung in die Umgebung wiedergeben, ebenso die Innenräume. In der Ausstellung stehen selbstverständlich die imposanten Modelle aus massivem Holz, die obendrein die Bilderstrecken im Buch vervollständigen.

newroom, Di., 2019.03.26

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