In gut 4 Jahrzehnten realisierte die Architektin Elsa Prochazka recht unterschiedlich große Volumina: vom Möbeldesign über Architektur bis hin zu städtebaulichen Projekten. Gäbe es eine Wiener Schule des gehobenen zeitgenössischen Interieurs, Elsa Prochazka wäre eine prototypische Vertreterin: „Ihre Interieurs forcieren geradezu das Taktile, verlangen die körperliche Beteiligung als Agens der geistigen.“ (Otto Kapfinger). Dieses Zitat könnte gleichermaßen für ihre Bauten stehen.

Prochazka entwickelte und vermittelt ihre konzeptionelle Haltung auch im Rahmen ihrer Professuren und ihrer internationalen Vortragstätigkeit. Das Buch schließt eine Lücke in der Dokumentation prägender Wiener Architektinnen.

Mit Beiträgen von Marlene Streeruwitz, VALIE EXPORT, Cino Zucchi.

ISBN
978-3-0356-1647-7
Sprache
Deutsch, Englisch
Publikationsdatum
2018
Umfang
432 Seiten,
Format
Hardcover, 22,2 x 27,9 cm

Presseschau
22. Januar 2019Martina Pfeifer Steiner
newroom

Raum und Desingstrategien in Elsa Prochazkas architectureality

Ein gewichtiges Stück, das Titelbild vielversprechend, mit der Monografie von Elsa Prochazka liegt ein klug gemachtes Werk auf den Büchertisch. „Architektur...

Ein gewichtiges Stück, das Titelbild vielversprechend, mit der Monografie von Elsa Prochazka liegt ein klug gemachtes Werk auf den Büchertisch. „Architektur ist nicht Kategorie, sondern Träger für sich stets wiederholende existenzielle Fragestellungen. Das Interesse an Funktion, Ökonomie, Form, Material und inhaltlicher Metapher bildet den Vorwand, diese Fragen immer neu zu stellen. Die Suche nach Antworten kann auch Architektur sein.“ Soweit ihr Statement am Anfang. Drei Beiträge von geladenen AutorInnen ergänzen den Bildband. Cino Zucchi, der mailändische Architekt, strukturiert sein Essay mit denkwürdigen Impulszitaten und stellt so die Bezüge zum architektonischen Werk von Elsa Prochazka her. Persönlich wird es in den „geschriebenen Gesprächen“ von Marlene Streeruwitz, der bekannten Autorin und Regisseurin. In „festgemacht“ erfahren wir, dass IGIRIEN – die Bezeichnung der Architektengruppe unter der sie mit Franz E. Kneissl und Werner Appelt in den 1970er-Jahren sehr erfolgreich war – sich vom Namen der Phantasiestadt IGIR aus ihrer Kindheit herleitet. Gesprochen wurde dort igirisch, und dies wurde nicht nur zum Synonym für „vom Üblichen abweichend“, sondern brachte auch ihre Eltern zur Verzweiflung. „Es war also eine Art Gegenentwurf zum erlebten Umfeld“, sagt Elsa Prochazka heute dazu. Der Beitrag von Valie Export stellt sich als Fotocollage „Für Elsa 2018“ dar, sehr inspirierend!

Doch nun zum Hauptteil: Über das eindrucksvolle Oeuvre werden Layer eingerichtet, die schon durch die Begriffe reiche Assoziationen auslösen: line – reflex – skin – layers – volume – plane – highrise – point. Und wenn wir beim ersten Projekt des Kapitels „highrise“ landen, wird ersichtlich, dass es sich beim Titelbild um ein Lego-Modell des Kulturzentrums „Hochhaus für Josephine Baker“ handelt, das 1991 anlässlich der ORF-Fernsehsendung „kunst-stücke“ entstanden ist und in der anschließenden Ausstellung im MAK der Öffentlichkeit präsentiert wurde.

Die Dramaturgie des Bildbandes ist perfekt: Ganzseitige Bilder der „who is who“-ArchitekturfotografInnen machen den Leser zum aufmerksamen Betrachter und bis zum Schluss die jeweilige Projektbeschreibung in angenehmer Kurzfassung auftaucht, haben wir mitunter schon selbst herausgefunden, um welches Projekt es sich handeln könnte. Diese Monografie zum Werk der Architektin Elsa Prochazka zeigt in einer selektiven Zusammenschau „ihren Umgang mit allen Skalen von Städtebau zu Design und stellt die Konzept- und Metaebene ihrer Projekte in wechselseitigen Bezug.“ An das heutzutage unübliche „Hochglanz-Outfit“ hat man sich nach ausführlicher, kurzweiliger Beschäftigung mit dem Buch gewöhnt, vielleicht in seiner Art des „Nicht-modischen“ eh schon wieder gut.

newroom, Di., 2019.01.22

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