Hermann Czech, geboren 1936, gehört zu den bekanntesten Architekten Österreichs, dessen Ansehen weit über die Grenzen hinausreicht. Dieser Einfluss gründet nicht nur auf seinem architektonischen Werk, das neben Bauwerken auch den Entwurf von Möbeln, Inneneinrichtungen und Ausstellungsgestaltungen umfasst, sondern auch auf seiner Tätigkeit als Autor zahlreicher architekturtheoretischer Schriften sowie auf seiner Herausgeberschaft von Neuausgaben und Übersetzungen von «Klassikern» der Architekturgeschichte, u.a. von Otto Wagner, Adolf Loos, Josef Frank und Christopher Alexander.

Dieses neue Buch ist die erste Monografie über Hermann Czechs vielfältiges Schaffen. Ein erster kulturhistorischer Teil verknüpft sein Wirken mit den Ansätzen der Wiener Moderne. Der zweite, biografische Teil umfasst Czechs Jugend- und Studienjahre und analysiert die zeitgenössischen Einflüsse auf sein Denken und Bauen. Der dritte Teil legt über reine Projektbeschreibungen hinaus auch zahlreiche Referenzen und Überlegungen Czechs dar und bietet ein vollständiges Verzeichnis seiner Bauten, Projekte und Schriften. Ein Essay der Wiener Philosophin Elisabeth Nemeth über das Verhältnis von Architektur und Philosophie im Werk Hermann Czechs rundet den Band ab.

ISBN
978-3-03860-001-5
Beiträge von
Mit einem Vorwort von Liane Lefaivre und einem Essay von Elisabeth Nemeth
Publikationsdatum
2018
Umfang
456 Seiten, 246 farbige und 210 sw Abbildungen und Pläne
Format
gebunden, 20 x 23.5 cm

Presseschau
05. Juni 2018Martina Pfeifer Steiner
newroom

Allumfassend: Hermann Czech

Schönes Buchformat, qualitätsvolle Haptik beim Blättern, ein gewichtiges Werk liegt mit der ersten, umfassenden Monografie über Hermann Czech vor. Die...

Schönes Buchformat, qualitätsvolle Haptik beim Blättern, ein gewichtiges Werk liegt mit der ersten, umfassenden Monografie über Hermann Czech vor. Die Autorin Eva Kuß verschweigt nicht, dass die inhaltliche Basis mit ihrer Dissertation an der Universität für angewandte Kunst in Wien, am Institut für Theorie und Geschichte der Architektur gelegt wurde. Mehr noch, sie war wissenschaftliche Mitarbeiterin am FWF Forschungsprojekt „Hermann Czech – Architetecture and Critic of Language in Postwar Vienna“.

Kein Buch zum Lesen, also ein Nachschlagewerk? Das eigenartige Wort „schmökern“ kommt einen in den Sinn, beim Blättern, wenn man unwillkürlich hängen bleibt, an den Fotos der wohl bekannten Bauten, Umbauten, Projekte, zwei drei Absätze liest. Hermann Czech hat zweifellos ein halbes Jahrhundert Architekturgeschichte mitgeschrieben.

Und er hat mitgemacht! In zahlreichen Gesprächen, mit seinem Textarchiv, seiner riesigen Fachbibliothek gab er Einblick in seine Gedankenwelt, in seine Theorien, in seine Geschichte. Das Buch ist eine intellektuelle Biografie, wie Eva Kuß in ihrem Vorwort feststellt, und zeigt die Entwicklung eines Architekten in der Auseinandersetzung mit dem kulturellen Kontext, dem er angehört. Sie beginnt unter dem Titel „Fortschritt und Kritik: Die Wiener Moderne“ mit einer Darstellung dieses kulturellen historischen Umfelds, beschäftigt sich ausführlich mit den Nachwirkungen der Aufklärung im Wien des 19. Jahrhunderts sowie mit der in der Folge entstandenen spezifisch österreichischen Philosophie, deren Schwerpunkte eine empirische Grundeinstellung, Wissenschaftstheorie, Logik und Sprachkritik waren, bis hin zu deren wichtigsten Vertretern in der Architektur: Otto Wagner, Adolf Loos und Josef Frank.

Mit `„Hintergrund“ – Kindheit, Jugend, Studium´ ist der biografische Teil überschrieben. Die typografische Differenzierung erleichtert hier den Überblick, welche Texte aus den Interviews mit Hermann Czech stammen und was Schlussfolgerung und Recherche der Autorin ist. Spannend, die Illustrationen als schwarz/weiß Abbildungen von Studienprojekten wie die Überdachung des Grabens, Wiens bekanntesten Straßenplatz im 1. Bezirk. Czech schlägt bei dem selbst gestellten Thema „eine flexible Konstruktion aus Zugseilen, Druckstäben und einer Membran vor, die auf die Firstmauern der den Straßenzug begrenzenden Häuser aufgelegt werden sollten und knüpft damit an Konzepte von Frei Otto an. Für wesentlich erachtete Czech das Erlebnis des hohen Raums“ (S 98).

Wohltuend-ausführlich geht es mit reich- und in Farbe bebilderten, ausgewählten Projekten weiter. Wie gute Bekannte erscheinen sie und bescheren Aha-Erlebnisse, auch wegen der vielen noch nie gesehenen Entwurfsskizzen.

Im Endeffekt muss man feststellen: Das Buch verleitet doch zum Lesen. Und das mit Freude.

newroom, Di., 2018.06.05

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