Wie konnte in der jungen DDR ideologisch bestimmt eine neue Architektursprache auf Grundlage ausgerechnet des überkommenen Formenbestandes des Klassizismus entwickelt werden, dem „alten“ Erbe der kapitalistischen Epoche? Für die gesellschaftspolitischen Eliten der SBZ/DDR in den 1950er Jahren bildete Architektur ein integrales Mittel im Aufbau einer neuen, sozialistischen Gesellschaft. Die Baukunst sollte ihrem »Inhalt nach sozialistisch« und ihrer »Form nach national« sein, wofür das »historische Erbe« und die »deutsche Architektur« als Bezugspunkt gewählt wurden. Der Ansatz ist umso überraschender, als viele Bauschaffende wie Hermann Henselmann oder Hanns Hopp in der modernen Architektur verankert waren. Während die Architektur des Westens und der Moderne als bloßer Formalismus diffamiert wurden, kritisierte der Westen wiederum diese Bezugnahme auf den Historismus des 19. Jahrhunderts in der DDR. Alexander Karrasch arbeitet die ideologischen, philopsophischen und gesellschaftspolitischen Hintergründe der Bemühungen um einen eigenen architektonischen Stil bis zum Tod Stalins (1953) heraus.

Der Autor:
Alexander Karrasch studierte Geschichte, Politik und Kulturwissenschaft an den Universitäten Regensburg und Luzern. 2007–12 Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Neuere und Neueste Geschichte der Universität Regensburg. Forschungsschwerpunkte sind Stadtforschung, DDR-Geschichte und politische Ikonografie.

ISBN
978-3-7861-2718-5
Sprache
Deutsch
Publikationsdatum
2014
Umfang
224 S., 30 sw-Abb.
Format
Hardcover, 21x 27 cm,

Presseschau
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