Editorial

Ein Balkon lässt sich kulturhistorisch gesehen am ehesten mit einer Bühne vergleichen. Nach wie vor wird das eine oder andere große gesellschaftliche Ereignis von Balkonen und Emporen aus verkündet. Heutzutage finden wir Balkone vor, die entweder komplett ungenutzt bleiben oder, im schlimmsten Fall, als Abstellfläche für die gelbe Tonne dienen. Balkone und Loggien sind nicht nur das ästhetische Aushängeschild eines Gebäudes, sondern sollen einen Mehrwert an Aufenthaltsqualität bieten und den Wohnraum nach außen hin erweitern. In unserer aktuellen db-Ausgabe geben wir einigen gelungenen Beispielen eine Bühne.

Geschosswohungsbau »Rosalie« in Wien

Häuser mit Balkon sind im geförderten Wiener Wohnbau längst Standard, doch das von Gangoly & Kristiner Architekten und O&O Baukunst ist ein hellgraues, minimalistisches Schmuckkästchen: Mit viel Esprit, Disziplin und technischer Raffinesse ist es gelungen, die heterogenen Vorgaben aus Baurecht, Brandschutz und Tragwerksplanung in ein schönes, stimmiges Balkonkleid zu packen.

»Ich habe keine Ahnung, warum wir zwei Balkone haben«, sagt Arife Güner. »Einen betritt man vom Wohnzimmer aus, den anderen übers Kinderzimmer. Und schon gar nicht verstehe ich, warum die so eigenartig über Eck gehen, mit einem abgemauerten Loch dazwischen, obwohl auf der einen Seite gar kein Fenster in der Wand ist. Aber man muss ja nicht alles verstehen. Die Architekten werden sich schon was gedacht haben dabei.« Die 29-jährige Studierendenheimleiterin wohnt mit ihrem Mann Ibrahim und ihren beiden Söhnen Yiğit und Mert in einer 85-Quadratmeter-Wohnung im siebten Stock. Der flexible Grundriss, die Aussicht bis zum Wienerwald und, ja, natürlich auch die beiden Balkone, die bereits mit Tisch, Stühlen und Hängematte bestückt sind, seien für die Wahl der Wohnung mit ausschlaggebend gewesen, sagt Arife.

Tatsächlich ist das Wohnhaus in der Leyserstraße 4a, das auf den hübschen Namen Rosalie hört, eines der aktuell schönsten – und auch baurechtlich und bautechnisch komplexesten – Best-Practice-Beispiele für Balkonien in Wien. Auf Basis einer vielparametrigen Matrix aus Bauordnung, Grundstückbestimmungen, Loggien- und Balkonregelung, Respektabstand zum Baumbestand, Zufahrtsmöglichkeit für die Feuerwehr, Optionen zum Anleitern im Brandfall, Berechnung des Brandüberschlags und nicht zuletzt einer millimetergenauen Komposition zwischen Ortbeton- und Fertigteil-Elementen entstand Rosalies raffiniertes Fassadenkleid.

Dem Park gegenüber zurückgenommen

»Wir befinden uns hier im Westen Wiens, auf dem Areal der ehemaligen Theodor-Körner-Kaserne«, sagt Dominik Troppan, Projektleiter und Partner im österreichischen Architekturbüro Gangoly & Kristiner. »Eines der größten Assets dieses Grundstücks ist der reichhaltige Bestand an alten, ausgewachsenen Bäumen. Sie bieten nicht nur eine unverwechselbare, schützenswerte Atmosphäre, sondern sind auch ein wichtiger mikroklimatischer und biodiverser Regulator. Ihnen gehört die Bühne.«

Und der Anspruch an die Hauptrolle ist mehr als ernst gemeint: Auf Basis eines städtebaulichen Wettbewerbs 2016 und des siegreichen Masterplans von driendl*architects wurde die Bebauung mit knapp 1 000 geförderten und frei finanzierten Wohnungen an die Ränder des 4,1 ha großen Areals gedrängt – in Form von kompakten, bis zu 12-geschossigen Baukörpern. Auf diese Weise konnte der Park mit seinen bis zu 20 m hohen Platanen zum überwiegenden Teil erhalten bleiben. Nachdem die Baustelle fertiggestellt und die Kräne wieder abgebaut waren, hat die Fauna mit Vögeln und Fledermäusen ihren Weg wieder zurückgefunden. Ab und zu, sagen die hier wohnenden Leute, seien auch schon Habichte gesichtet worden.

»All das«, meint Troppan, »hat in unseren Entwurf mit hineingespielt. Daher haben wir uns entschieden, das Haus in seiner Außenerscheinung farblich zurückzunehmen.« Während im Eingangsbereich und in den Treppenhäusern ein pastelliges Beigerot (RAL 3012) und ein kräftiges Opalgrün (RAL 6026) dominieren, präsentiert sich die Fassade mit ihrer dreidimensionalen Balkonmatrix in nacktem Sichtbeton mit Weißzement-Zuschlag. Lediglich die mal glatten, mal sandgestrahlten Oberflächen und die um 3 cm vor- und rückspringenden Betonfertigteile verleihen dem vermeintlich einheitlichen Hellgrau eine plastische, lebendige Schattierung.

Ablesbarkeit durch Komplexität

Doch wie sieht die Komposition im Detail aus? »Um den Aufbau der Balkone zu verstehen, muss man beim Primärtragwerk anfangen«, erklärt Troppan, der das Projekt in Zusammenarbeit mit dem Büro O&O Baukunst (Markus Penell) und dem gemeinnützigen Bauträger WBV-GPA (Wohnbauvereinigung für Privatangestellte) im Rahmen eines förderbaren Kostendeckels realisierte. Bei den Geschossdecken handelt es sich um Halbfertigteildecken mit 5 cm starken Fertigteilen und 15 cm Ortbetonschicht. Die Gang- und Wohnungstrennwände bestehen aus Hohlwänden als verlorene Schalung mit Ortbetonfüllung, bei den Außenwänden wiederum handelt es sich je nach statischer Anforderung und Einbindungsmöglichkeit der tragenden Wärmedämmelemente teils um Ortbeton, teils um Fertigteilelemente. Durch den geringen Ortbetoneinsatz konnte die Bauzeit um einige Monate reduziert werden.

Schließlich die Balkone: Sowohl bei den Balkonplatten als auch bei den Brüstungen und den vertikalen, 45 cm breiten Pfeilern handelt es sich um komplett vorgefertigte Elemente, die eine scheinbare Ruhe und Einheitlichkeit ausstrahlen, bei genauerer Betrachtung jedoch einen technischen und baujuristischen Wahnsinn offenbaren, der es erforderlich machte, die Fassade in der Ausführungsplanung Stück für Stück zu detaillieren. Mit einer Toleranz von 2 cm zuzüglich 5 mm breiter Fase stoßen die Elemente aneinander. An manchen Stellen haben die Architekten mit einer 3 cm breiten Scheinfuge zugunsten einer klar ablesbaren Komposition ein wenig geschummelt.

»Der große Vorteil der Fertigteilbauweise offenbart sich in den Details«, sagt Projektleiter Troppan. »Denn mit einer Bauteilstärke von nur 11 cm schaffen wir Betonbrüstungen in Rekordschlankheit.« Hinzu kommt, dass es die Norm und die Richtlinien bei Fertigbauweise aufgrund der hohen Fertigungsqualität erlauben, bei Vorsprüngen, Balkonüberdachungen und horizontalen Parapetabschlüssen auf eine Verblechung sowie auf die Abdichtungen zu verzichten, die bei Ortbetonbauweise notwendig gewesen wären. Dies kommt v. a. dem poetischen Attikaabschluss über dem zehnten Stockwerk zugute: Ohne Blech und ohne jeden Schnickschnack ragen die dicken Kreissegmente über die Fassade und schenken dem Haus ein subtiles Krönchen. Ein wenig erinnert die Formalität an eine Tortenunterlage oder an Omas gehäkeltes Spitzendeckchen. So viel Süß, bei all der Strenge, das Schmunzeln ist nicht zu unterdrücken.

Einverleibte Stockwerksenklave

»Das ist ein wirklich schönes Wohnen hier, und am meisten gefällt mir«, sagt Stephan Gruber, »dass einem dieses Haus bei allem Kostendruck, dem der geförderte Wohnbau natürlich unterliegt, dennoch mit Schönheit und Respekt begegnet.« Gruber sitzt mit seiner Familie und seinen Nachbarn und Nachbarinnen auf der Dachterrasse im sechsten Stock, auf dem etwas niedrigeren Bauteil, der dem hohen Balkonturm wie ein kleines, kompaktes Stadthaus vorgelagert ist. Was für eine Aussicht, am Horizont die Otto-Wagner-Kirche am Steinhof.

Obwohl die Dachterrasse mit ihren beigeroten, RAL-3012-lackierten Laternen allen Bewohner:innen des Hauses gleichermaßen zur Verfügung steht, kümmern sich in erster Linie die Leute der sechsten Etage darum. Die 22 Menschen nämlich, vom Baby- bis ins Pensionsalter, verteilt auf neun Wohnungen, hatten eine eigene Baugruppe gegründet und konnten in enger Absprache mit dem Bauträger die Etage nach eigenen Ermessen planen und umgestalten. Die sogenannte Baugruppe Vorstadthaus Breitensee ist Wiens einzige Baugruppe, die nicht ein ganzes Wohnhaus für sich beansprucht, sondern als Stockwerksenklave einem geförderten Wohnhaus regelrecht einverleibt wurde.

»Wir haben in der Vergangenheit bereits einige Erfahrungen mit Baugruppen machen können«, sagt Michael Gehbauer, Geschäftsführer der WBV-GPA. »Ich halte diese Form selbstbestimmten und mitgestaltenden Wohnens im Rahmen des sozialen Wohnbaus für sehr wichtig. Eine integrierte Baugruppe jedoch, wie diese hier, hat eine besonders hohe soziale Vorbildwirkung, denn so kann die Energie der wenigen 22 Menschen aufs ganze Haus ausstrahlen.« Rechtlich fügt sich die Baugruppe mit einzelnen Mietverträgen ins übrige Haus. Die einzige Besonderheit ist ein Rahmenvertrag, in dem die Pflege von Dachterrasse, Kinderspielraum und gemeinschaftlichen Einrichtungen festgehalten wurde.

Insgesamt umfasst das Gebäude 115 Wohnungen mit Mittelgang-Erschließung, wobei jeweils ein Fenster bei der Liftgruppe und eines an einem Ende des Korridors für natürliche Belichtung in den halböffentlichen Bereichen sorgt. Im Geschäftslokal im EG, in dem ursprünglich ein Nahversorger geplant war, hat sich eine Augenklinik eingemietet. Nebenan gibt es einen Fahrrad- und Kinderwagen-Abstellraum sowie einen Kinderspielraum, von dem man in anderen Wohnhäusern nur träumen kann – hier gibt es Holzpuppenhäuser, Matratzenhöhle und sogar eine Kletterwand. Über eine riesige Glasscheibe gibt es eine Sichtverbindung in die angrenzende Waschküche. Damit ist die Rosalie – außen wie innen – ohne jeden Zweifel einer der aktuell sympathischsten Sozialwohnbauten Wiens.

db, Mo., 2023.11.06

06. November 2023 Wojciech Czaja



verknüpfte Bauwerke
Wohnbau Leyserstrasse

Genossenschaftliches Wohnen »BON« in Bad Aibling

Auch so geht »Einfach bauen«: Nach drei viel beachteten Forschungshäusern errichteten Florian Nagler Architekten unlängst ein Mehrfamilienhaus auf dem B&O Parkgelände im oberbayerischen Bad Aibling. Nicht zuletzt überzeugt das lange Holzhaus durch seine feingliedrige Balkonfront.

Das 66 Hektar große Gelände im Nordwesten von Bad Aibling hat eine bewegte Geschichte hinter sich. Einst Militärflugplatz, dann Kriegsgefangenenlager und später US-Militärstützpunkt samt Abhörstation, verfiel es nach dem Abzug der Amerikaner in einen Dornröschenschlaf. Die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA) übernahm das Areal, doch die Entwicklung kam erst in Gang, als die Wohnungsbaugesellschaft B&O 2006 ein ökologisches Wohnquartier im Norden schuf. Im Süden entstand ein Sport- und Veranstaltungspark, im Südwesten siedelten sich Unternehmen an. Das Zentrum blieb vorerst unbebaut. Seit Jahren dient das Gelände B&O als Experimentierfeld. Schankula Architekten errichteten 2011 das höchste Holzhaus Europas. Ein Holz-Parkhaus von HK Architekten aus Vorarlberg folgte 2022. Besondere Aufmerksamkeit erhielten auch drei Forschungshäuser, entworfen von Florian Nagler, einem Münchner Architekten und Hochschullehrer.

Die drei Wohnhäuser entstanden im Zusammenhang mit dem Forschungsprojekt »Einfach bauen«, das ein Team von Architekten und Ingenieuren seit 2012 an der TU München betreibt. »Ziel ist die Errichtung robuster, einfach zu nutzender Gebäude, die mit minimalem Einsatz von Haustechnik, möglichst geringer Verwendung grauer Energie und geringem Energieverbrauch dennoch wirtschaftlich gebaut werden können«, sagt der Architekt Tilmann Jarmer vom Forschungsteam. Die Mittel zur Umsetzung des Ziels sind vielfältig: »Einfach bauen« setzt auf einschichtige Wand- und Deckenkonstruktionen, verzichtet weitgehend auf Sonderbauteile und Hilfsstoffe, trennt konsequent Gebäude und Haustechnik, nutzt die thermische Trägheit großer Speichermassen und legt Wert auf angemessene Fensterflächen, um einen zusätzlichen Sonnenschutz zu vermeiden. Nach diesen Prinzipien entwarfen Florian Nagler Architekten auch das unweit der drei Forschungshäuser platzierte Gebäude, um das es hier gehen soll.

Das dreigeschossige Holzhaus, errichtet im Auftrag der Wohngenossenschaft Wogeno München eG, wurde 2022 fertiggestellt und beherbergt 23 Wohnungen unterschiedlichen Zuschnitts und einen Gemeinschaftsraum. Das Gebäude erstreckt sich auf einer baumbestandenen Grünfläche von Nordwest nach Südost. Die Eingangsfront mit den vorgelagerten Balkonen blickt nach Südwesten auf einen Kindergarten; an die Rückseite schließen sich Privatgärten an, hinter denen sich das oben erwähnte Parkhaus erhebt. Eine gepflasterte Quartierstraße führt schräg auf den mittig platzierten Haupteingang zu.

Außen luftig, innen massiv

Wer sich dem Haus von dort nähert, sieht sich getäuscht, sofern er oder sie »Einfach bauen« mit anspruchsloser Ästhetik gleichgesetzt hatte. Das Fassadenbild, das sich aus horizontalen Balken und vertikalen Latten, aus vorspringenden Balkonen und hintergründigen Wandflächen, aus verschleierten und einsehbaren Freiräumen zusammensetzt, wirkt kein bisschen fad, sondern, im Gegenteil, heiter, lebendig, abwechslungsreich. Nicht zuletzt überzeugt die komplexe Fassade durch die Ablesbarkeit architektonischer Strukturen. Gleich auf den ersten Blick erschließt sich die Geschossgliederung, bei näherem Hinsehen entdeckt man die symmetrische Verteilung der Wohneinheiten, und schließlich verweist die Abfolge der Balkonstützen auf das Raster von 3,10 m, das dem Entwurf zugrunde liegt. Innerhalb des von regelhaften Verhältnissen bestimmten Bildes fällt auch der Hauseingang nur geringfügig aus der Reihe: Als Markierung des Portals dient lediglich ein Querbalken, auf dem die mittlere der insgesamt 17 Balkonstützen ruht.

Hinter der doppelflügeligen Haustür befindet sich ein kurzer Eingangsflur, der auf einen quer liegenden Gang mit je einem Treppenhaus am Ende stößt. Der Erschließungskern ist aus Stahlbeton und bildet, zusammen mit den Außenwänden aus massiven, kreuzverleimten Holztafeln, die Tragstruktur des Gebäudes. Im Vergleich zum Holz-Forschungshaus mit seinen 39 cm dicken Außenwänden wurde die Wandstärke beim Wogeno-Gebäude auf 26 cm reduziert, wodurch rund 55 m² zusätzliche Wohnfläche gewonnen werden konnten. Die geringere Speichermasse der Gebäudehülle wird teilweise kompensiert durch den massiven Betonkern, dessen thermische Trägheit sich ausgleichend auf das Raumklima im Haus auswirkt.

Aufenhaltsqualität im Gang und auf den Treppen lässt indes zu wünschen übrig, was jedoch weniger an den schmalen Räumlichkeiten und nackten Sichtbetonwänden als vielmehr an der schummrigen Beleuchtung liegt. Tageslicht von oben wäre die Lösung, aber im Rahmen des »Einfach bauen«-Konzepts wohl zu kostspielig. Die Helligkeit und Großzügigkeit, die den Verkehrsräumen abgehen – wird man sie hinter den eichenen Wohnungstüren finden?

Zunächst führt uns der Weg ins DG, wo außer Abstellräumen für die Hausgenoss:innen auch die Gebäudetechnik untergebracht ist. Ein Jahr nach dem Einzug der ersten Bewohner:innen hat man sich dazu entschlossen, die Schallisolierung der Technikräume zu optimieren, weil der Betriebslärm der Geräte, Rohre und Leitungen sich in den Wohnungen des OGs zu stark bemerkbar gemacht hatte. Wie man an dieser »Baustelle« erkennen kann, ist »Einfach bauen« auch ein Lernprozess. Auf einen anders gearteten Prozess deutet der Zustand des im EG gegenüber dem Eingang gelegenen Gemeinschaftsraums hin. Der Raum steht leer und macht einen etwas verwahrlosten Eindruck, was freilich nicht auf technische oder gestalterische Mängel zurückzuführen ist, sondern soziale Gründe hat: Inzwischen sind zwar alle Wohnungen vergeben, doch eine echte Hausgemeinschaft muss sich wohl erst noch entwickeln.

Highlights im Freien

Im EG gibt es neben dem Gemeinschaftsraum, einem Funktionsraum und einem Gästeapartment sechs Wohneinheiten. Auf den OGs befinden sich je acht Einheiten. Egal ob Familienwohnung mit 120 m² und vier Zimmern oder 54 m² großes Single-Apartment, jede Wohnung hat einen Sonnenbalkon mit großer Glastür für eine helle Atmosphäre. Die hochwertige Ausstattung mit Eichendielen, Holzfenstern und weiß verputzten Innenwänden trägt zur modernen Atmosphäre bei. Doch das Highlight ist der luftige Freisitz – großzügig bemessen für vielseitige Nutzung als Essplatz, Aussichtsplattform und Wohnzimmer im Freien. Die vorgesetzte Balkonkonstruktion schützt vor direkter Sonneneinstrahlung und eliminiert zusätzliche Verschattungselemente.

»Heute hätten wir die Balkonfront etwas aufwendiger konstruieren müssen«, sagt Projektleiter Tilmann Jarmer und deutet auf ein kaum sichtbares Detail der im Wesentlichen von exponierten Balken und Stützen getragenen Konstruktion hin. Dass die Balkonplattformen hausseitig auf vorkragenden Auflagern ruhen, verstößt gegen eine inzwischen verschärfte Schallschutznorm. Doch eine stärkere Trennung von Hausvolumen und Vorbau hätte das feingliedrige Erscheinungsbild der Fassade sicherlich beeinträchtigt. Und das wäre schade. Schließlich ist das neue Holzhaus auf dem B&O Parkgelände ein Vorzeigemodell – gerade wegen seiner Eingangsfront mit den sonnigen Südwestbalkonen.

Bauherr: Wohngenossenschaft Wogeno München eG
Architektur: Florian Nagler Architekten, München
Projektleitung: Tilmann Jarmer
Tragwerksplanung: merz kley partner, Dornbirn
Brandschutzplanung: esg Ingenieure, Traunreut
Bauphysik: ig-bauphysik, Hohenbrunn
HLS-Planung: Duschl Ingenieure, Rosenheim
Landschaftsarchitektur: Umwelt und Planung, Rosenheim
BGF: 2 364 m²
BRI: 8 944 m³
Baukosten: 3,84 Mio. Euro (KG 300 und KG 400, ohne MwSt.)
Bauzeit: November 2021 bis Juli 2022

db, Mo., 2023.11.06

06. November 2023 Klaus Meyer

4 | 3 | 2 | 1