Editorial
Kaum ein Thema im deutschsprachigen Raum beschäftigt den öffentlichen Diskurs so sehr wie die Bildung - nicht selten im Umkehrschluss, im Sinne von mangelnder Bildung: Ob es dabei um die Frage geht, wie wir uns fit machen können für die Arbeitswelt der Zukunft, um den Rechtsruck unserer Gesellschaft(en) und mögliche Gegenmaßnahmen oder darum, mit welchen Mitteln wir die Migrationsströme eindämmen könnten - fast immer spielen dabei auch Bildungsaspekte eine Rolle. Bildung wiederum hat stets etwas mit den Räumen zu tun, in denen wir uns aufhalten und miteinander in Beziehung treten. Das erfährt jedes Kind, meist noch unbewusst, bereits in der Kita, spätestens jedoch in der Schule.
Und auch im Hochschulbereich hat die Architektur einen nicht unwesentlichen Einfluss auf den Bildungserfolg. Dies wird sich bald schon hoffentlich auch am neuen FHNW-Campus in Muttenz bei Basel erweisen, wo ein nicht nur für Schweizer Verhältnisse außergewöhnliches (Fachhochschul-) Bildungsbauwerk aus der Hand von pool Architekten entstanden ist (S. 56-63). Ebenso wie am Standort der berühmt-berüchtigten Rütli-Schule in Berlin, den Schulz und Schulz Architekten zum Campus Rütli - CR² ausgebaut und aufgewertet haben (S. 64-71). Bei der St. Kilian-Schule, einem sonderpädagogischen Förderzentrum in Marktheidenfeld, ist der Erfolg bereits messbar: Seit der Neubau von Staab Architekten mit Georg Redelbach Architekten in Benutzung ist, kann sich die Schulleiterin vor Bewerbungen von Lehrern kaum retten (S. 72-79).
In der zweiten Hälfte unseres Themenschwerpunkts „Bildung“ wenden wir uns den sogenannten Schwellenländern zu, zunächst mit einem kaleidoskopartigen Blick auf Bauten in Bangladesch, Zimbabwe, Senegal und Burkina Faso (S. 80-89). Detaillierte Einzelbetrachtungen widmen wir der Sharda Schulbibliothek in Kopergaon, Indien, von Sameep Padora + Associates (S. 90-95), einer Berufsschule in Kelle sur Mer, Senegal, von Cherubino Gambardella (S. 96-99) und dem Internat auf dem Agronomiecampus Bella Vista, Bolivien, von CODE | Prof. Ralf Pasel | TU Berlin (S. 100–105). Doch damit nicht genug: Das „Schlusswort“ gebührt der im partizipativen Planen und Bauen, auch im Bildungsbereich erfahrenen Architektin Prof. Susanne Hofmann (S. 106-107).
Mit dieser Ausgabe verabschiede ich mich als Chefredakteur der deutschen domus. Es war mir eine große Ehre und Freude, das Werk meiner drei Vorgängerinnen fortgesetzt, gemeinsam mit Dominik Stec (Artdirektion) einen Layout-Relaunch umgesetzt und insgesamt sieben Ausgaben mit der notwendigen Detailversessenheit kuratiert zu haben. Ich wünsche Ihnen weiterhin viel Genuss und Erkenntnisgewinne beim Lesen dieses einzigartigen Magazins!
Die nächste deutsche domus-Ausgabe erscheint am 28. Februar.