Editorial
Die Sonne scheint. Es ist unerwartet schön in Hamburg – zu schön für diese Jahreszeit. Genau der richtige Rahmen, um zum Jahreswechsel ein wirkliches Highlight präsentiert zu bekommen: die Elbphilharmonie. Nach Jahren des Bauens und Streitens ist sie nun endlich eröffnet. Und die deutsche Domus war dabei. Die ersten Konzerte finden im Januar statt. Doch schon jetzt pilgern Besucherströme zur öffentlichen Plaza zwischen Kaispeicher und Neubau. Um den prächtigen Bau adäquat zu möblieren, wurden die Architekten von WRS aus Hamburg beauftragt, die ihrerseits zur Unterstützung das junge Designstudio Besau Marguerre engagierten. Das Ergebnis ist ein durch und durch schlüssiges, ansprechendes und zeitgenössisches Konzept, das die formale Sprache des Gebäudes aufgreift und harmonisch komplementiert - wie Sie in dieser Ausgabe der deutschen Domus sehen können.
Etwas später wurde andernorts ein weiteres Gebäude für die Kultur eröffnet, fernab der öffentlichen Bühne, aber für die innerstädtische Entwicklung dieser Stadt ebenso wichtig: Das Kraftwerk Mitte in Dresden von pfp Architekten hat Platz für gleich vier Theaterbühnen. Zudem konnte mit dem Projekt ein lange brachliegendes Industrieareal revitalisiert werden. In Berlin wiederum wurde ein ehemaliger Telekommunikationsbunker von John Pawson und dem Büro Realarchitektur in einen Ort der Kunst verwandelt, der die Sammlung von Désiré Feuerle aufnimmt. Dabei versuchte Pawson, der mit diesem Umbau sein erstes Projekt in Berlin verwirklichte, möglichst wenig an der Substanz zu ändern. Um einen Beitrag zur Kunst ging es auch in Basel, wo Christ & Gantenbein das dortige Kunstmuseum erweiterten, indem sie dem bestehenden historischen Gebäude einen Neubau gegenüberstellten, der mit diesem unterirdisch zu einem erlebbaren Raum verbunden ist.
Mit der Sanierung von Le Corbusiers Cité de Refuge stellt die deutsche Domus ein Baudenkmal der Moderne vor, bei dem sich wieder mal die Kardinalsfrage nach der ursprünglichen Intention des Architekten stellt, und nach der Form, in der man ein solches Gebäude einer zeitgemäßen Nutzung zuführen kann. Einer der beteiligten Architekten beschreibt die Schwierigkeiten, die dieses Projekt mit sich brachte.
Seit den Präsidentschaftswahlen beherrschen die USA und die dortigen Verhältnisse die Schlagzeilen. Für ihr Projekt `Designing a better America´ bereiste eine Kuratorin des Cooper Hewitt Smithsonian Design Museums Randgebiete der amerikanischen Gesellschaft auf der Suche nach Projekten, die bedürftigen Menschen planerische und konkrete Lösungen anbieten.
Währenddessen hat domus-Autor Michael Erlhoff beobachtet, dass in den USA seit Jahren Designstudios von großen Unternehmen aufgekauft werden. Was diese Entwicklung für uns bedeuten kann, erläutert er in seinem Kommentar. Zu guter Letzt beschäftigen wir uns mit der Entwicklung von Architektur zur digitalen Selbstinszenierung - einer computergenerierten Architektur, die zunehmend auf die Wirkung und Herstellung verführerischer Bilder setzt.
Im Herbst 2016 tourte unsere Domus Roadshow durch sechs deutsche Metropolen. Was wir dabei an wertvollen Erfahrungen gewinnen konnten, erfahren Sie ein paar Seiten weiter. Ansonsten viel Freude beim Entdecken des Heftes und alles Gute für das neue Jahr! Die nächste domus-Ausgabe erscheint am 2. März 2017. Nancy Jehmlich