Editorial

Im kürzlich erschienen Kinderbuch «Der Hase und der Maulwurf» von Hans de Beer läuft der Hase jeden Tag mehrmals zur Autobahn und schaut sehnsüchtig auf die andere Strassenseite. Bis vor Kurzem wohnte er dort, doch weil er wissen ­wollte, wie es auf der anderen Seite aussieht, ­beschloss er eines Tages, die Autobahn zu über­queren. Aber durch den starken Windstoss eines Lastwagens wurde der Hase an die ­Leitplanke geworfen und verletzt … Am Ende schaffen es die Waldtiere gemeinsam, einen Tunnel unter der Autobahn zu graben, um künftig sicher die Seiten wechseln zu können.

Das Problem der Zerschneidung der Lebens­räume von Wildtieren und die scheinbar einfache Lösung sind inzwischen in den Kinderzimmern angekommen. Was zerschnitten ist, lässt sich auch wieder zusammenfügen.

Doch wie sieht es in der Realität aus, wenn wir Menschen solche Lösungen für Tiere entwickeln? Wir studieren das Verhalten der Wildtiere, um herauszufinden, wo sie wandern und was sie zum Leben brauchen; wir verankern diese Wildtierkorridore in den kantonalen Richtplänen und bauen spezifische Über- oder Unterführungen. Im Anschluss kontrollieren wir, ob sich der Aufwand gelohnt hat. Es wird ­bereits viel Geld investiert, um die ökologische Vernetzung wiederherzu­stellen. Gleichzeitig entstehen weitere Verkehrswege, und die Siedlungsflächen dehnen sich aus, was diesen Bemühungen wiederum zuwiderläuft.

Daniela Dietsche

Inhalt

07 WETTBEWERBE
Architektur der Sühne

10 PANORAMA
Die nächsten 100 Jahre | Nachruf: Franz Eberhard

14 VITRINE
Neues aus der Bauindustrie

16 BIDIREKTIONALE STROMVERSORGUNG
«Umsicht» in St. Gallen | Sitzungsergebnisse Zentralkommission Normen | Lösungen für eine Welt im Wandel | Normen für Nachhaltigkeit

21 VERANSTALTUNGEN

22 M25 VERSUS A13
Daniela Dietsche
Welchen Wanderrouten folgt das Wild in der Schweiz? Neue Überwachungs­methoden geben Aufschluss.

24 LANDSCHAFT, HINDERNISFREI
Daniela Dietsche
Um das Überleben der Wild­tiere zu sichern, müssen die noch bestehenden Lebensräume vernetzt werden.

28 «DAS BEWUSSTSEIN IST HOCH»
Daniela Dietsche
Damit die Barrierewirkung nicht weiter zunimmt, setzt der Kanton Aargau darauf, die Wildtierkorridore raumplanerisch zu verankern.

32 STELLENINSERATE

37 IMPRESSUM

38 UNVORHERGESEHENES

M25 versus A13

Die Ausbreitungsachsen der Wildtiere enden nicht an den Landesgrenzen. Doch inzwischen werden Luchs, Hirsch oder Wildkatze durch Tierquerungshilfen gelenkt und ihre Wanderungen genau verfolgt.

Die europäischen Länder stehen alle mehr oder weniger vor demselben Problem: Die Lebensräume der Wildtiere sind überbaut, verkleinert, isoliert oder in ihrer Qualität beeinträchtigt. Die Gefahr ist seit den 1980er-Jahren bekannt, dennoch verschärft sie sich laufend weiter. Vor allem Querungshilfen für Grosssäuger durchzusetzen scheint aufgrund der Finanzlage und der Genehmigungsprozesse schwierig zu sein. Alle Beteiligten – Landwirte, Verkehrswegebauer, Behörden und Naturschützer – dazu zu bringen, an einem Strang zu ziehen, ist ebenfalls kein länderspezifisches Problem. Es geht nicht nur darum, die heute heimischen grossen Wildtiere wie Rothirsche oder Wildschweine zu schützen und deren Situation zu verbessern, sondern auch Raubtieren wie Luchs, Wolf oder Bär wieder eine Heimat zu bieten. Erste Erfolge gibt es bereits.

Anfang Mai wanderte wieder ein zweijähriger männlicher Bär durch das Münstertal. Diese Aussagen zu M25, wie die Kennung des Bären lautet, stützen sich nicht nur auf Zufallsbeobachtungen. Der Bär wurde am 12. Februar 2014 im Südtirol eingefangen und besendert. Um die Wanderbewegungen nachzuvollziehen und die wichtigsten Korridore festzulegen, werden die Wildtiere überwacht. Für dieses Monitoring kommen mehrere Methoden infrage. Die Fotofallen-Beobachtung wird in der Schweiz seit 1998 angewandt und gehört heute zu den Standardmethoden. Gegenüber der reinen Spurensuche hat sie den Vorteil, auch das Verhalten der Tiere beobachten zu können. Zudem müssen die Tiere nicht vorab besendert werden. Wildtiere wie Luchse oder Rothirsche, die ein Sendehalsband tragen, können mit Radiotelemetrie angepeilt werden. Der im Halsband integrierte Sender überträgt auf einer individuell vergebenen Frequenz ein Signal. Seit 2005 werden in der Schweiz auch GPS-GSM- Systeme eingesetzt. Die GPS-Einheit im Halsband der Tiere speichert zu vorprogrammierten Zeiten den Standort und verschickt die Daten über das GSM-Mobilfunknetz direkt an einen Computer, an dem sie weiterverarbeitet werden können. Durch Umfragen beispielsweise bei der Jägerschaft und Zufallsbeobachtungen werden die Ergebnisse verdichtet. Zufallsbeobachtungen sind wertvoll, weil sie auf neue Entwicklungen hinweisen oder Lücken im Monitoringsystem aufdecken. Die Anzahl bekannter Verluste in den Populationen und die Verlustursachen liefern wichtige Hinweise über den Zustand der Populationen. Dazu gehören tot aufgefundene Tiere, aus den Populationen entfernte Tiere und konkrete Hinweise auf Wilderei. Genetische Methoden helfen ebenfalls, Wanderbewegungen nachzuvollziehen.

In Bezug auf spezifische Tierquerungshilfen ist es interessant zu zu wissen, wer die Wildtierpassage nutzt und ob es sich bei den nachgewiesenen Tieren um unterschiedliche Individuen handelt. Um beurteilen zu können, ob das Bauwerk seine ökologische Funktion erfüllt, ist es wichtig, Aussagen zum Verhalten der Tiere machen zu können. Zeigen die Tiere Anzeichen von Stress, oder fühlen sie sich wohl? Je nach Ergebnis können diverse Anpassungen erforderlich sein. Insgesamt ist das Ziel dieser Überwachungen, mehr über das Verhalten der Wildtiere und die Wirksamkeit der Wiedervernetzungsmassnahmen zu erfahren. Grünbrücken funktionieren insgesamt sehr gut; ob sie jedoch die Überlebenschancen und den Genfluss im Hinterland gewährleisten können, kann noch nicht beantwortet werden.

TEC21, Fr., 2014.06.20

20. Juni 2014 Daniela Dietsche

Landschaft, hindernisfrei

Verkehrsträger und Siedlungsflächen zerschneiden den Lebensraum
von Wildtieren und wirken als Barrieren. Die Schweiz war in Mitteleuropa eine der führenden Nationen bei der Planung und Umsetzung von Wildtierkorridoren. Der Elan scheint aber nachzulassen.

Wild lebende Grosssäuger wie Wildschweine, Rehe oder Rothirsche finden in Mitteleuropa zwar noch geeignete Lebensräume. Doch Strassen, Bahnlinien, künstliche Kanäle, Siedlungen, Wildschutzzäune, Lärmschutzwände oder intensive landwirtschaftliche Produktionsflächen machen ihnen das Leben schwer. Für Wildtiere ist es überlebenswichtig, verschiedene Landschaftsräume zu erreichen, denn sie wechseln mehrmals täglich ihren Standort: vom Wald, der Deckung bietet, zum Offenland, wo sie Nahrung finden. Im Urnerland beispielsweise ist speziell das schwierig geworden: Hier verläuft die Autobahn direkt am Hangfuss, und die Tiere können nicht auf offene Flächen hinaustreten. Im Lauf des Jahres bewegen sich die Tiere zu Fortpflanzungsplätzen und wechseln zwischen den Sommerlebensräumen in den Hochlagen zu ihren Winterlebensräumen in den Tieflagen. In diesem Zusammenhang ist auch der Begriff «minimale überlebensfähige Population» wichtig. Bei höher entwickelten Tieren besteht erst ab mindestens 500 Individuen langfristig eine Überlebenschance. Für Arten mit grossem Raumanspruch wird diese Zahl erst im Verbund mit benachbarten Populationen erreicht. Unterbleibt der Austausch zwischen den Populationen, kann es zu Inzucht und genetischer Verarmung kommen und damit zur Gefährdung von Tierbeständen.

In der Schweiz bestehen rund 26 % der Nationalstrassen aus künstlichen Bauten wie Brücken, Galerien und Tunnels. Obwohl viele dieser Strukturen von Wildtieren nicht genutzt werden, könnten sie durch ökologische Aufwertungsmassnahmen wie Heckenstrukturen in der Umgebung oder kleine bauliche Anpassungen attraktiver gemacht werden. «Rehe und Rothirsche können durchaus Anlagen für Menschen mitbenutzen», sagt Wildtierbiologe Antonio Righetti, Projektleiter B+S AG, Bern. «Wir haben zum Beispiel im Kanton Freiburg festgestellt, dass lokal ansässige Rehe eine gut mit der Umgebung vernetzte Überführung benutzt haben, sobald sie nicht mehr von Menschen gestört wurden.» Solche Phänomene seien auch in den Kantonen Thurgau und St. Gallen beobachtet worden. «Ein asphaltiertes Trottoir auf einer Überführung, das vor und nach der Brücke sowieso nicht weitergeführt wird, kann beispielsweise durch eine Mergelspur oder einen begrünten Streifen ersetzt werden», so Righetti. «Diese Materialien begehen die Tiere lieber – besonders auch kleinere Tierarten.» Bei Gewässerdurchlässen reiche es, sie so zu gestalten, dass seitlich genug Platz bleibt. Der Schweizerische Verband der Strassen- und Verkehrsfachleute (VSS) hat hierzu eine Norm verfasst (SN 640696). So können aus unüberwindbaren Barrieren teilweise passierbare Bauwerke werden. Wo das nicht genügt, braucht es bauliche Massnahmen, die es den Tieren erlauben, einen Verkehrsweg möglichst sicher und ungestört zu überwinden. Doch wo müssen diese Wildtierpassagen gebaut werden? Wo reicht eine Unterführung, wo braucht es eine Überführung? Sind Stellen prädestiniert, an denen sich häufig Wildunfälle ereignen (vgl. Tabelle S. 26)? Wie sieht das übergeordnete Netz aus, auf dem sich die Wildtiere bewegen? Rothirsche und Co. halten sich über Generationen an ihre festen Routen.

Nur 16 % der Wildtierkorridore intakt

Mitte der 1980er-Jahre wollte es das Eidgenössische Departement für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation (Uvek) genauer wissen: Es beauftragte das Bundesamt für Umwelt, Wald und Landschaft (Buwal; heute Bundesamt für Umwelt [Bafu]) und das Bundesamt für Strassen (Astra), eine Richtlinie über die Planung und den Bau von Wildtierpassagen an Verkehrswegen1 zu erarbeiten. Diese trat im November 2001 in Kraft, gilt für das schweizerische National- und Hauptstrassennetz und regelt hauptsächlich die Abmessungen für Wildtierüberführungen. Bestandteil dieser Richtlinie sind auch zwei weitere Berichte2, 3, die zeigen, wo sich die Engpässe für Wildtiere und die Wildtierkorridore befinden, in welchem Zustand sie sind und welche wiederhergestellt werden müssen, um die Situation für die Wildtiere zu verbessern. Zum anderen legen sie fest, wo am sinnvollsten neue Wildtierpassagen errichtet und wie sie ausgestaltet werden sollen, um von den Tieren akzeptiert zu werden. In der Schweiz gibt es 303 überregional bedeutende Wildtierkorridore (Stand 2012; vgl. Karte links). Nur noch etwa ein Viertel ist aber ungehindert benutzbar. Mehr als die Hälfte ist in ihrer Funktionalität erheblich beeinträchtigt und der Rest sogar vollständig unterbrochen. Die meisten der beeinträchtigten Korridore liegen im Mittelland. Eine neue Erhebung zehn Jahre nach der ersten zeigt, dass sich der Zustand der Korridore insgesamt nicht verbessert hat4 (vgl. Grafik S. 26).

Insgesamt wurden 78 überregionale Korridore ausgeschieden, bei denen die Funktionstüchtigkeit nur durch grosse wildtierspezifische Bauwerke erreicht werden kann. Zieht man alle Korridore ab, bei denen sich die Funktionsfähigkeit durch eine wildtierspezifische Gestaltung bestehender Flussdurchlässe oder Autobahnviadukte wiederherstellen lässt, bleiben 51 Korridore.5 Diese mit Grünbrücken zu versehen ist technisch problemlos möglich, aber mit hohen Kosten verbunden und kommt nur schleppend voran. Bei Neu- und Ausbauten von Verkehrsträgern ist es heute Standard, dass Wildquerungen vom Bund verfügt werden, bei bestehenden Verkehrsträgern wird oft gewartet, bis ein Abschnitt saniert oder ausgebaut wird.

Querungshilfen für Wildtiere

«Für grosse Säuger ist die Wirksamkeit einer Grünbrücke vor allem von der Lage und Breite, weniger von der perfekten Detailgestaltung des Bauwerks abhängig», sagt Antonio Righetti. Jede Tierart, sogar jedes Individuum reagiert auf Querungshilfen unterschiedlich. Alle Arten gleichermassen zu berücksichtigen ist nicht möglich. Deshalb werden Zielarten definiert. Unter den Grosssäugern ist der sensible und vorsichtige Rothirsch hinsichtlich Abmessung und Störung am empfindlichsten und stellt die höchsten Ansprüche an eine Querungshilfe. Bei einer Standard-Wildtierüberführung geht man von rund 45 Metern Breite aus. Die Abmessungen von Wildtierunterführungen sind noch nicht standardisiert. Dazu läuft derzeit ein Forschungsprojekt des VSS. Die Ergebnisse mit Vorgaben für regionale und überregionale Korridore sollen 2015 vorliegen. Grundsätzlich gilt: Grosssäuger ziehen es vor, einen Verkehrsträger zu überqueren; ist eine Unterführung grosszügig gestaltet, nehmen sie auch diese an. Die erforderliche Dichte der Wildtierpassagen hängt von der Fragmentierung der betroffenen Landschaft ab und vor allem davon, ob es überhaupt Wechselmöglichkeiten gibt. Anders als etwa in Österreich – dort wird alle paar Kilometer ein Bauwerk erstellt – geht man in der Schweiz von vorhandenen bzw. wiederherzustellenden ehemaligen Verbindungen aus. Zwischen Dättwil und Birmensdorf AG beispielsweise trennen die Autobahn A1 und der angrenzende Autobahnzubringer der Kantonsstrasse zwei grössere Waldgebiete. Die Kantonsstrasse wird von einer Wildtierbrücke überspannt, und durch eine Unterführung unter der Autobahn können die Tiere sicher die Seiten wechseln. Nach der Fertigstellung 2004 wurde die Akzeptanz überwacht, um sicherzustellen, dass die Bauwerke ihren Zweck der Vernetzung auch erfüllen. Nach der Wiederholung der Kontrollen im vergangenen Jahr konnte nachgewiesen werden, dass viele Wildtiere die «Angebote» nutzen. Erhebungen an anderen Wildtierbrücken im Schweizer Netz sind ebenfalls Erfolg versprechend. Wenn die Wirkungskontrollen von Vernetzungselementen konsequent umgesetzt werden, kann das Argument, die Tiere benutzten die Passagen nicht, widerlegt werden. Die Frage nach der Verhältnismässigkeit bleibt trotzdem (vgl. TEC21 43/2013, S. 34).

Passagen allein reichen nicht

Nimmt der Flächendruck im heutigen Ausmass weiter zu, wird es für die Tiere allerdings immer schwieriger, ihre Übergänge überhaupt zu erreichen. Neben den Querungshilfen braucht es für eine funktionierende grüne Infrastruktur daher auch ein engmaschiges Netz aus qualitativ hochwertigen Schutzgebieten, punktuellen Trittsteinen, linearen und flächigen Vernetzungselementen.

Die nationalen und internationalen Rechtsgrundlagen verpflichten den Bund und die Kantone, die Lebensräume von Fauna und Flora besser zu vernetzen. Vor einigen Jahren war die Schweiz bei der Planung und Umsetzung von Korridoren, vor allem mit dem Projekt REN (Réseau écologique national), sehr fortschrittlich. Die geeigneten Zonen für die Entwicklung eines nationalen ökologischen Netzwerks wurden darin erarbeitet und 2004 veröffentlicht. Es zeigt bestehende und potenzielle Vernetzungen der Lebensräume von Flora und Fauna in der Schweiz und deren Zerschneidungen.

Das Bafu erarbeitet das REN zusammen mit den Kantonen. Es dient als ökologische Richtschnur bei Planungen in Land-, Wald- und Wasserwirtschaft, Fischerei, Jagd, Strassenbau sowie Natur- und Landschaftsschutz.

Die Wildtierkorridore bilden einen Teil dieses Netzwerks. Das Projekt eines nationalen ökologischen Netzwerks (REN) ging auf die 1995 von den europäischen Umweltministern beschlossene paneuropäische Strategie zur Förderung der Biodiversität zurück. Es ist zugleich eines der Hauptziele für das Landschaftskonzept Schweiz und wurde in das Konzept Landschaft 2020 integriert. «War die Schweiz vor 10, 20 Jahren in Sachen Vernetzung und Widtierpassagen führend, hat in jüngster Vergangenheit das Ausland auf- und unser Land teilweise überholt. Aktuell ist in anderen Ländern ein regeres Treiben zu beobachten», meint Righetti – in Polen, Deutschland und Frankreich zum Beispiel. Dabei ist auch zu berücksichtigen, dass die EU-Richtlinien sehr streng sind, was den Artenschutz angeht (vgl. Kasten oben). Was in der Schweiz noch fehlt, ist ein Konzept, damit die Raumplanung für die grüne Infrastruktur neben den anderen Raumansprüchen bestehen kann. Im Aktionsplan Biodiversität ist eine Massnahme für eine Minimierung der Trennwirkung des Verkehrs vorgesehen. Er ist allerdings noch nicht verabschiedet. Der Entwurf wird derzeit vom Bafu überarbeitet; es ist vorgesehen, dass der Bundesrat im Frühjahr 2015 darüber befinden könnte. Diese Massnahme fordert eine Erweiterung und Beschleunigung der Sanierung. Damit komme auch wieder Schwung in die Sache der Wildtierkorridore, ist Righetti überzeugt.

Adrien Zeender, beim Bafu zuständig für die Wildtierkorridore, ist ebenfalls der Ansicht, dass dieser Schwung unbedingt notwendig ist. Als positiv sieht er, dass die Bedürfnisse – auch in Gerichtsentscheiden – anerkannt werden, einige Wildtierkorridore saniert wurden und Korridore in Planungsinstrumenten wie den kantonalen Richtplänen (vgl. S. 28 «Das Bewusstsein ist hoch») berücksichtigt werden. Aber er merkt auch an, dass dieser positive Trend durch eine Verschlechterung der Situation bei anderen Wildtierkorridoren egalisiert wird. Die geplante Sanierung der Nationalstrassen finde langsamer statt als noch 2003 geplant, die Gemeinden berücksichtigten die Wildtierkorridore in ihrer Nutzungsplänen noch viel zu wenig, was zu Konflikten führe. Mit der generellen Zunahme des Verkehrs nimmt die Durchlässigkeit der Korridore auch entsprechend ab. Um die Situation zu verbessern, braucht es vor allem mehr Konkretes. «Schlussendlich brauchen die Tiere Massnahmen und nicht nur Intentionen», sagt Zeender.

Künftig könnte sich die Lage sogar noch zuspitzen. Durch Veränderungen im Klima und im Wasserregime werden sich auch die Lebensräume verändern. Wildtiere müssen ihren Standort ändern und in Gebiete mit besseren Bedingungen ziehen können.


Anmerkungen:
[01] Uvek: Richtlinie «Planung und Bau von Wildtierpassagen an Verkehrswegen», 11. 11. 2001
[02] Uvek: Grundlagenbericht für die Richtlinie «Planung und Bau von Wildtierpassagen an Verkehrswegen»,
11.11.2001
[03] Schweizerische Gesellschaft für Wildtierbiologie (SGW), Schweizerische Vogelwarte, Bundesamt für Umwelt, Wald und Landschaft (Buwal), Schriftenreihe Umwelt Nr. 326: Korridore für Wildtiere in der Schweiz, 2001, S. 23–25
[04] Adrien Zeender, Bundesamt für Umwelt: Infrastrukturpolitik Verkehr, Wildtierkorridore; Referat beim Eco-Naturkongress, Workshop «Freie Fahrt für Wildtiere – Wie die Schweiz zu mehr Wildtierkorridoren kommt», 21.2.2014
[05] Bundesamt für Umwelt: Zerschneidung von Lebensräumen durch Verkehrsinfrastrukturen COST 341, Umwelt-Wissen, 2., aktualisierte Auflage 2007
[06] Bundesamt für Umwelt: Eidgenössische Jagdstatistik, www.wild.uzh.ch/jagdst/index.php?la=1, 21.5.2014
[07] Bundesamt für Naturschutz, www.bfn.de/
0401_pm.html?tx_ttnews[tt_news]=4358, 27.5.2014

Literatur:
Heike Leitschuh-Fecht, Peter Holm (Hrsg.): Lebensräume schaffen. Artenschutz im Verkehrsnetz. Bern 2007.
Akademie für Natur- und Umweltschutz Baden-Württemberg (Hrsg.): Ein Brückenschlag für Wildtiere. Querungshilfen über Verkehrswege: Auswege für wandernde Tierarten. Bd. 30, Stuttgart 2001.
Bundesamt für Strassen (Astra): Richtlinie Querungshilfe für Wildtiere. Bern 2014.
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TEC21, Fr., 2014.06.20

20. Juni 2014 Daniela Dietsche

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