Editorial
In Zeiten, in denen Staaten, Länder und Gemeinden unter massiven Budgetzwängen stehen, suchen die verantwortlichen Politiker meist zuerst auf der Einnahmenseite nach Potenzial und überlegen sich neue Steuern. Hin und wieder wird aber auch zumindest der Versuch unternommen, ausgabenseitig zu sparen. Was das im kommunalen Wohnbau bedeutet, hat Wiens Wohnbaustadtrat Michael Ludwig in Alpbach verdeutlicht: Er wünscht sich „kompaktere, architektonisch innovative Wohnungstypen“ für den geförderten Wiener Wohnbau.
Das Wort „billiger bauen“ wird nicht in den Mund genommen, sondern es wird unter dem Titel „Kostengünstiges Bauen“ als Beitrag zur sozialen Gerechtigkeit verkauft. Was sich Wiens Wohnbaustadtrat sonst noch zu diesem Thema hat einfallen lassen, lesen Sie auf Seite 4.
Wie Bauträger und Architekten auf die Herausforderung reagieren, „innovativ“ und kostengünstig planen zu müssen, lesen und sehen Sie ab Seite 88. Dort präsentieren wir auf 39 Seiten die Ergebnisse des Bauträgerwettbewerbs „Kostengünstiges Wohnen in der Donaustadt“. Auf drei Grundstücken jenseits der Donau haben Teams aus Bauträgern, Architekten und Freiraumplanern ihre Kreativität und ihren Optimierungswillen unter Beweis gestellt, sechs Bauplätze werden nach den von der Jury auserkorenen Siegerentwürfen der Architekturbüros Delugan Meissl/Ganahl Ifsits, Elsa Prochazka, trans_city – TC, Schneider und Schumacher sowie ICNL in den nächsten Jahren bebaut. Einziger Fixstarter war das Team königlarch gemeinsam mit der Siedlungsunion.
Dass die Wiener Werkbundsiedlung, ein Architekturdenkmal der klassischen Moderne und Pilgerstätte für Architekturinteressierte aus aller Welt, jahrelang vor sich hinverfallen konnte, kann ruhigen Gewissens als Schandfleck in der ansonst erfolgreichen Geschichte des Wiener kommunalen Wohnbaus bezeichnet werden. Nach vielen erfolglosen Versuchen, eine Sanierung auf den Weg zu bringen, ist es nun endlich gelungen. Die insgesamt 48 Gemeindesiedlungshäuser der Werkbundsiedlung werden in den kommenden Jahren in mehreren Bauabschnitten mit einem Gesamtaufwand von 10 Millionen Euro, gefördert von der Stadt Wien, revitalisiert. Mehr dazu lesen Sie in unserem Bericht.
Seit der ersten Ausgabe im Jahr 1977 wird das Architekturjournal wettbewerbe fortlaufend durchnummeriert. Damit können Sie als Leser die Ihnen wichtige Ausgabe schneller in Ihrem Regal finden. Um Ihnen noch mehr Nutzerfreundlichkeit und Übersichtlichkeit zu bieten, werden nach dieser Ausgabe 299/300 aus den Doppelnummern Einzelnummern, zusätzlich finden Sie die dem Jahrgang zugeordnete Nummer der Ausgabe.
Vielleicht haben Sie es schon bemerkt: Das Architekturjournal wettbewerbe, das in der Printversion selbstverständlich wie bisher fünfmal pro Jahr erscheint, hat seinen Internetauftritt neu gestaltet und ist unter www.wettbewerbe.cc erreichbar. Wir freuen uns über Ihr Feedback auf unserer Facebook-Seite facebook.com/Architekturjournal.wettbewerbe!
Viel Freude beim Lesen wünscht Ihnen
Roland Kanfer. Chefredakteur
Inhalt
Editorial
Leitartikel
Kompakter planen und billiger bauen
Redaktion
Als Badewannen segeln lernten
Forum Neues Bauen
Wohnhausanlage „>>young corner“ Wien-Nordbahnhof-Leystraße / Zusammenspiel von Architektur, Verwaltung und Vermarktung von Gebäuden / „Die IG Architektur ist Diskussion“ / Öffentliche nachhaltige Gebäude
Berichte
Preis für das Patent des Jahres / Global Village / Die Stadt ist uns nicht egal / Wie Räume das Denken verändern / Hochhaus / LP Architektur 2000 - 2011 / Martin & Werner Feiersinger: Italomodern / Island und Architektur? / Michael Wallraff / International Architecture Awards 2011 / Gesunde Luft – gesundes Wohnen / ISOVER Studentenwettbewerb 2011 / Eternit HTL-Wettbewerb 2011 / Sanierung Werkbundsiedlung, Wien 13 / DER ÖSTERREICHISCHE BAUPREIS 2010/2011 / best architects 12 Award / Ehemalige Liesinger Brauerei / Passivhauswohnanlagen in Innsbruck / Schülerhort Pregarten, OÖ / ÖAMTC Stützpunkt Linz-Urfahr, OÖ / Bauhof und Altstoffsammelzentrum Gaschurn, Vorarlberg / Kindergarten Leopold, Dornbirn, Vorarlberg / Palais de la Musique et des Congres, Strasbourg, Frankreich / Architektur ohne Grenzen Austria (AoGA) / Wonderland Blind Date – zweite Auflage / Sony World Photography Awards 2012 / Zumtobel Group Award 2012 / Trauer braucht Raum! / Velux Award 2012 / Malley Centre, Lausanne, Schweiz / Europe 40 Under 40®. Architecture Awards 2012 / Bücher
Wettbewerbe
Neubau Headquarter Gebrüder Weiss, Lauterach, Vorarlberg
„Kostengünstiges Wohnen“, Polgarstraße 30a, Wien 22
„Kostengünstiges Wohnen“, Mühlgrund II, Wien 22
„Kostengünstiges Wohnen“, Podhagskygasse II, Wien 22
Realisierungen
Maria-Theresien-Straße, Innsbruck, Tirol
Innovationen
Initiative Metallbautechnik / Starke Stücke / Innovative Komfortwand / Wohnqualität zum Leisten / PREFA präsentiert verbesserte Dachraute / IONIT Wandcreme / Photovoltaik – die Basis für Plus-Energie-Gebäude / LAVA® Glasheizkörper
Forum Neues Bauen: „Die IG Architektur ist Diskussion“
Vor 10 Jahren wurde die „Interessensgemeinschaft Architektur“ geboren. Was sie erreicht hat, noch erreichen will und wie sie sich auf dem Weg verändert hat, erzählen Sprecher Bruno Sandbichler und stellvertretende Vorsitzende Marion Gruber.
wettbewerbe: Warum vergibt die IG Architektur einen Preis, der sich „Planlos“ nennt?
Bruno Sandbichler: Planlos 2011 startet heuer zum ersten Mal und soll alle zwei Jahre vergeben werden. Es geht dabei nicht um Architektur, sondern um eine humorvolle, kritische Auseinandersetzung mit Entscheidungen, die fatale Auswirkungen auf die Baukultur gezeigt haben. Wir werden das so gestalten, dass der, der den Preis bekommt, auch gerne kommt und ihn sich persönlich abholt. Jeder kann Nominierungen abgeben. Die Jury ist breit gefächert und sehr kompetent.
wettbewerbe: Die IG Architektur feiert zehnjähriges Bestehen. Wo ist sie am Anfang gestanden, wofür steht sie heute?
Sandbichler: Die IG ist aus Anlass eines konkreten Wettbewerbs entstanden, wo es um Verteilungsgerechtigkeit ging, um die Frage, wer teilnehmen darf und wer nicht. Die, die das zu entscheiden hatten, haben sich entschlossen, das nicht alleine zu tun, sondern Kollegen dazu zu befragen. Diese Gruppe von rund 60 Personen ist schnell draufgekommen, dass es noch eine Reihe anderer Themen gibt, die sie gerne diskutieren würden. Das war die Geburtsstunde der IG. Der Grundgedanke war Solidarität. Das ist nach wie vor das tragende Element. Architekten wird nachgesagt, dass sie gerne streiten. Die IG ist der Gegenbeweis. [...]architekturjournal wettbewerbe, Fr., 2011.11.04
04. November 2011 Redaktion architekturjournal wettbewerbe
Der österreichische Baupreis 2010/2011
(SUBTITLE) Bericht
Wie aus einer Idee ein Erfolgsprojekt wurde
Am Anfang jedes Projekts, jedes Entwurfs steht eine Idee. Ein spontaner Gedanke, der sich, einmal gedacht, stetig weiterentwickelt. So auch beim Projekt „Der österreichische Baupreis“.
Mit der Gründung der Immobilien Privatstiftung im Jahr 2000 war ein Stiftungszweck – die Förderung des Immobilienwesens – festgelegt worden. Um diesem Auftrag auch nachhaltig gerecht zu werden, wurde „Der österreichische Baupreis“ ins Leben gerufen. Im Jahr 2005 wurde er zum ersten Mal von der Immobilien Privatstiftung ausgelobt – mit dieser Auszeichnung und dem hoch dotierten Preisgeld sollten das Immobilienwesen und damit innovative und ökonomisch anwendbare Lösungen auf dem Gebiet der Architektur, der Bauplanung, der Baukonstruktion und der Haustechnik gefördert werden.
Ein Preis, der im Schnitt mit 200.000 Euro Gesamtpreisgeld dotiert ist, war und ist im Immobilienwesen einmalig. Und „Der österreichische Baupreis“ hat sich mittlerweile hervorragend entwickelt. Er ist aber nicht nur für etablierte Architekten und Ingenieurkonsulenten eine gesuchte und attraktive Plattform, es geht der Immobilien Privatstiftung auch um jene, die beispielsweise in der Forschung und Entwicklung auf dem Sektor „Neue Baustoffe“ tätig sind oder deren Engagement das Immobilienwesen angesichts der gesellschaftlichen Herausforderungen – Stichworte: Globalisierung, Konkurrenz der Regionen oder Klimawandel – positiv verändert oder bereichert. Mit Stipendien und Auszeichnungen für Universitätsabsolventen soll dem Nachwuchs ein Anreiz geboten werden, sich noch intensiver mit dem Immobilienwesen zu befassen. [...]architekturjournal wettbewerbe, Fr., 2011.11.04
04. November 2011 Redaktion architekturjournal wettbewerbe
Kostengünstiges Wohnen
(SUBTITLE) Wettbewerb
Zusammenfassung Beurteilung:
Zu Sitzungsbeginn wird das Verfahren zum Thema „Kostengünstiges Wohnen“ erläutert. Um die Einstiegskonditionen für die künftigen NutzerInnen günstig zu gestalten, werden die Bauplätze im Baurecht vergeben. Von den Projektanten war eine Gesamtdarstellung aller Ansätze zum Thema sowohl hinsichtlich der Maßnahmen in Planung und Bau als auch hinsichtlich Finanzierungsformen, Einsparungspotenzial bei den laufenden Kosten und den Baukosten gefordert sowie eine Darstellung hinsichtlich der Auswirkungen der gesetzten Maßnahmen auf die künftigen NutzerInnen. Der Juryvorsitzende betont die Wichtigkeit, das Thema „Kostengünstiges Wohnen“ in den Vordergrund zu stellen. In den Fokus der Beurteilung rückt damit die Frage nach den spezifischen Beiträgen zu einem kostengünstigen, leistbaren und gleichermaßen qualitätsvollen Wohnen. [...]architekturjournal wettbewerbe, Fr., 2011.11.04
04. November 2011 Redaktion architekturjournal wettbewerbe
Maria-Theresien-Straße, Innsbruck, Tirol
(SUBTITLE) Realisierung
Vorgeschichte
Die Maria-Theresien-Straße, eine breit angelegte, leicht gekrümmte Pracht- und Geschäftsstraße, ist eine der am stärksten frequentierten Straßen Innsbrucks. Eingebettet in ein unvergleichliches Bergpanorama und bekannt als eine der schönsten Straßen der Welt, sollte sie im Bereich Anichstraße bis Altstadt einer grundlegenden Neugestaltung unterzogen werden. Aufgabe und zentrale Herausforderung für die Teilnehmer des 2006 durchgeführten Wettbewerbes waren die Ausarbeitung eines überzeugenden Gestaltungskonzepts für einen attraktiven öffentlichen Aufenthaltsraum mit der Lösung der teilweise widersprüchlichen Anforderungen aufgrund der Doppelfunktion Fußgängerzone und normale Straße.
Wesentliche Punkte der Neugestaltung
Die Neugestaltung sieht einen inneren, platzartigen Bereich vor, der dem Aufenthalt gewidmet ist. Die nördliche Maria-Theresien-Straße dient künftig primär dem Fußgängerverkehr. In Straßenmitte entsteht eine großzügige Fläche, in der gepflegte Gastgärten und Sitzbänke zum Verweilen und Entspannen einladen. Diese Aufenthaltsfläche eignet sich auch für Märkte, Umzüge und Veranstaltungen aller Art.
Der äußere Bereich der Maria-Theresien-Straße ist als Bewegungsfläche geplant. Ein großzügiger Gehbereich entlang der Schaufenster bleibt ausschließlich dem Gehen und Bummeln vorbehalten. Im äußeren Bereich befindet sich auch der Fahrbereich für Radfahrer, Fiaker und den eingeschränkten Lieferverkehr.
Bei der Einmündung der Anichstraße wechselt die Funktion der Maria-Theresien Straße von einer Fußgängerzone zu einer Hauptachse des öffentlichen Verkehrs. Dieser Punkt bildet gleichzeitig die Mitte der Maria-Theresien-Straße zwischen Marktgraben/Burggraben und Triumphpforte. [...]architekturjournal wettbewerbe, Fr., 2011.11.04
04. November 2011 Redaktion architekturjournal wettbewerbe