Editorial
Die Schule der Zukunft braucht Raum. Enge Klassenzimmer als Ort konzentrierten Frontalunterrichts, wie sie in diesem Land mehrheitlich noch immer zu finden sind, entsprechen einem Bildungskonzept von vorgestern. Um modernen Ganztagsschulformen mit kombinierten Unterrichts-, Sport- und Freizeiteinheiten zu entsprechen, muss die Gesellschaft bereit sein, in den Schulbaukräftig zu investieren. Neubau und Sanierung muss, neben dem Pflegeheimbau, Top-Priorität haben bei den Investitionen auf Bundes- wie auf Landesebene. Architekturschaffende haben die Chance, diesen notwendigen gesellschaftlichen Entwicklungsprozess mit zeitgemäßen Schulkonzepten zu unterstützen. Wettbewerbe für Schulneubauten und Sanierungen gibt es genügend. Einige stellen wir in dieser Ausgabe vor. Mit den theoretischen Entwicklungen im Schulbau, mit den Visionen, die wünschenswert sind, den räumlichen Konzepten und architektonischen Lösungen, die zur Umsetzung der Schule von morgen notwendig sind, beschäftigt sich darüber hinaus Ilse Huber, Expertin für die sozialen Aspekte in der Architektur.
Die steirische Landeshauptstadt Graz ist, spätestens seit sie Kulturhauptstadt wurde, zum Hotspot interessanter Architektur geworden. Die jüngsten Fertigstellungen wie das Sportbad Eggenberg, die Landeszentrale der Wiener Städtischen Versicherung oder die neue Firmenzentrale der Firma Pachleitner, besser bekannt als Schwarzer Panther, zeugen davon. Natürlich sind diese Projekte auch im Architekturjournal wettbewerbe zu finden.
Einen ganzen Stadtteil neu zu planen, gehört zu den spannendsten Aufgaben eines Architektenlebens. Beim Kabelwerk in Wien, dem in vielerlei Hinsicht innovativsten Stadtentwicklungsprojekt der letzten Jahre, haben sich gleich sechs Architekturbüros zusammengetan, um gemeinschaftlich etwas auf die Beine zu stellen, das mehr ist als eine Agglomeration verschiedener Wohnbauten. Den Versuch, das Gemeinsame im Zusammenleben von Menschen in den Vordergrund zu stellen, hat ein Bauträgerwettbewerb auf dem ehemaligen Mautner Markhofgelände in Wien mit dem Thema „Interkulturelles Wohnen“ unternommen.
Der nächste große Stadtteil ist zurzeit in Wien-Aspern im Entstehen. Mit dem Abschluss des Wettbewerbs für den Seepark ist ein erster Schritt getan, dem noch viele folgen werden. Für internationales Aufsehen hat bereits der Wettbewerb für einen neuen Stadtteil in Bozen gesorgt, den der in Wien lebende Architekt Boris Podrecca für sich gewinnen konnte und den wir selbstverständlich ebenfalls in dieser Ausgabe vorstellen.
Viel Freude beim Lesen wünscht Ihnen
Roland Kanfer, Chefredakteur
Inhalt
02 Impressum
02 Editorial
Leitartikel
04 Perspektiven zu Schule und Raum
Forum Neues Bauen
07 Future Building – ein zukunftsweisendes K-Projekt / Wie Corporate Identity zur Corporate Architecture wird / Facility Management / Die Energie im Massivbau
Berichte
23 Berufsschule Embelgasse / Neugestaltung Annenstraße / Der Backstein / Schindler Award 2010 / Freiraum für alle / Manchester: Bienenstock von 3DReid / Architekturpreis „Konstruktiv“ / Golden Cubes Awards Austria / Pritzker Architekturpreis 2011 / Architekturpreis Passivhaus 2010 / Bildungscampus Hauptbahnhof
Wien. Ergänzung / Bücher
Wettbewerbe
48 aspern Seepark, Wien 22
63 Interkulturelles Wohnen, ehem. Mautner Markhof-Gründe, Wien 11
81 Straßenmeisterei Flachgau, Seekirchen, Salzburg
92 Justizanstalt Salzburg am Standort Puch, Salzburg
105 Volksschule Mariagrün – Schönbrunngasse, Graz, Steiermark
119 Bahnhofsareal Bozen, Südtirol, Italien
Realisierungen
137 Hotel Valamar Lacroma, Dubrovnik, Kroatien
143 Wiener Städtische und Donau Versicherung, Landesdirektion Steiermark, Graz
148 MP09 – Headquarter der Uniopt Pachleitner Group, Graz
155 Sport- und Wellnessbad Eggenberg, Graz, Steiermark
162 Das „Kabelwerk“, Wien 12
Innovationen
169 Wirksame Speichermassen / Bene in Berlin / Prefa – Aluminiumhülle / Schindler – innovative Antriebsmittel / Jean Nouvel entwirft für Wittmann / Aco – Duschentwässerung / Pandomo – Vielfalt in Perfektion
Bahnhofsareal Bozen, I
(SUBTITLE) Wettbewerb
Jurybegründungen: Projekt 3/Podrecca – 1. Preis
Das Projekt schlägt eine Verlegung der Bahntrasse innerhalb des Planungsgebietes in Richtung Süden vor. Dadurch entstehen nördlich der neuen Bahntrasse einzelne Baufelder mit direktem Anschluss an die bestehende Altstadt. Diese Baufelder werden mit blockartigen, dem Kontext der Altstadt entsprechenden Blockrandbebauungen besetzt, sodass ein kontinuierliches Wachstum der Altstadt vorstellbar wird. Das im Süden gelegene, neu entstandene Baufeld wird mit einer Multifunktionszone überbaut, die unterschiedliche Nutzungsbereiche vorsieht. Dieses südliche Baufeld ist von einer nord-süd-gerichteten Zeilenstruktur geprägt, die die Logik der ansonsten vorgesehenen Strukturen vermissen lässt.
Der frei werdende Raum zwischen dem alten Bahnhofsgebäude und der neuen Bahntrasse wird als städtischer Platz betrachtet, der im Nordosten durch ein öffentliches Gebäude begrenzt wird und großzügige Abgänge in ein flächig organisiertes Untergeschoß vorsieht, von dem aus die darüber liegenden Bahngeleise erschlossen werden und gleichzeitig eine rampenartige Anbindung an das südliche Baufeld schafft. Formal wird diese Unterführung durch ein die neuen Bahntrassen überquerendes Dachtragwerk unterstützt, das zudem die beiden großzügigen Abgänge überdacht. Insgesamt vermittelt das Projekt in seiner räumlichen Disposition mit Ausnahme des südlichen Baufeldes eine schlüssige, den Raumgewinn städtebaulich kontextuell nutzende Gesamtstrategie. Das historische Bahnhofsgebäude behält als Teil des neuen Bahnhofs seine funktionale und städtebauliche Bedeutung bei und wird mit Italien seinen zugeordneten ober- und unterirdischen Flächen zu einem dichten Punkt kommerzieller Nutzung. Die Wirtschaftlichkeit des Projektes überzeugt sowohl aus Sicht der öffentlichen Hand, als auch aus Sicht der einzubeziehenden Privatinvestoren. [...]architekturjournal wettbewerbe, Fr., 2011.09.30
30. September 2011 Redaktion architekturjournal wettbewerbe
Das >kabelwerk<, Wien 12
(SUBTITLE) Realisierung
Gemeinschaftliches Projekt: Ein Südhang mit Aussicht, attraktiver Wohnraum, Geschäfte, Lokale, Büros, kulturelle Einrichtungen, durchmischt mit variantenreichem Grün- und Erholungsraum – das ist Leben im „Kabelwerk“. 1882 im Wiener Vorort Penzing als Fabrik zur Erzeugung von isolierten Drähten und Kabeln gegründet, waren die Kabel- und Drahtwerke AG zwischen Grießergasse, Altmannsdorfer Friedhof, Thorvaldsengasse und Oswaldgasse 100 Jahre lang einer der bedeutendsten Betriebe Meidlings. Nach endgültiger Schließung der KDAG im Dezember 1997 entstand nicht nur einfach ein großes ungenutztes Areal, sondern eine „Identifikationslücke“ für die BewohnerInnen des Bezirkes.
Deshalb war es wichtig, die Bevölkerung von Anbeginn in Überlegungen über eine zukünftige Nutzung einzubeziehen. 1998 wurde ein Bürgerbeteiligungsverfahren für Bewohner des 12. Bezirks eingeleitet. Ein städtebaulicher Wettbewerb legte die Schwerpunkte der Aufgabenstellung im Hinblick auf eine innovative Stadtraumbildung fest. Eine städtebauliche Begleitgruppe, geleitet von Thomas Sieverts aus Bonn, stellte ein begleitendes übergeordnetes Diskussionsforum dar.
Sechs Wiener Bauträgergruppen hatten sich zusammengefunden, um die KDAG-Gründe zu kaufen und zu entwickeln: Mischek mit Wiener Heim und Domizil, die Arwag Holding, die Wien Süd, GSG, Neues Leben und Gewog / Neue Heimat. Seit 2002 wird das Projekt von der gemeinsam gegründeten Kabelwerk Bauträger GmbH entwickelt.
Im Jahr 2003 schlossen sich die sechs von den Bauträgern ausgesuchten Architekturbüros Hermann & ein Stück Stadt Valentiny & Partner, Mascha & Seethaler, pool Architektur, Schwalm-Theiss & Gressenbauer, Werkstatt Wien Holnsteiner & CO sowie Martin Wurnig zu einer Arbeitsgemeinschaft zusammen. Sie einigten sich darauf, die individuelle Architektur zugunsten eines gesamtheitlichen und den Freiraum einbeziehenden Konzepts unterzuordnen: Das Ensemble ist wichtiger als der einzelne Baukörper, die Zwischenräume maßgeblicher als die Baumassen, die um sie entstehen. [...]architekturjournal wettbewerbe, Fr., 2011.09.30
30. September 2011 Redaktion architekturjournal wettbewerbe
Der Backstein will ein Bogen sein ...
(SUBTITLE) Bericht
Am Institut für Architektur und Entwerfen der Technischen Universität Wien, unter der Leitung von Univ.Prof. Arch. DI András Pálffy, hat der Verband Österreichischer Ziegelwerke eine Gastprofessur finanziert. Gastprofessor in Wien und Interviewpartner ist Prof. ETH Adrian Meyer, ein begnadeter Lehrer, didaktischer Könner und Vermittler von Architekturwissen an die Studenten.
Univ.Prof. András Pálffy hat das Kunststück zustande gebracht, neben seinem Institut an der Technischen Universität Wien auch noch die Universität der Künste in Berlin, das University College Dublin, die University of Strathclyde Glasgow, die Faculty of Architecture Naples „Federico II“ und die Bauhaus Universität Weimar zum Projekt „Fondazione Jodice“ ins Boot zu holen. Mimmo Jodice ist ein zeitgenössischer Fotograf aus Neapel in Italien. Zu Beginn seiner Laufbahn fertigte Jodice zahlreiche Aufnahmen von Künstlern, zum Beispiel Andy Warhol oder Joseph Beuys, an, konzentrierte sich später aber zunehmend auf Landschaftsfotografie und unbelebte Szenerien. Auf diesem Gebiet entwickelte sich Jodice zu einem der bedeutendsten Fotografen Italiens. [...]architekturjournal wettbewerbe, Fr., 2011.09.30
30. September 2011 Redaktion architekturjournal wettbewerbe