Editorial
in der stadt zürich wurde unter dem motto «10'000 wohnungen in 10 jahren» viel gebaut. verglichen mit der dänischen hauptstadt sehen die zahlen der schweizer metropole aber plötzlich nicht mehr so spektakulär aus. in kopenhagen, einer stadt von 510'000 einwohnern, wurden innerhalb der letzten sechs jahre 13'650 neubauwohnungen erstellt. auf ehemaligen hafenarealen, den geländen stillgelegter fabriken und grünen wiesen manifestiert sich seit 2002 der wirtschaftliche aufschwung dänemarks in einer noch nie da gewesenen bautätigkeit, die erstaunlich vieles unter einen hut zu bringen versucht.
mit den neuesten bauvorschriften hat dänemark sich einer ökologischen energiepolitik der spitzenklasse verschrieben. das neue carlsberg-quartier etwa soll co2-neutral werden. Öffentliche entwicklungsgesellschaften haben durch landverkäufe den bau von zwei hochmodernen, vollautomatischen metrolinien ermöglicht. jens kvorning erläutert in seinem text einige der laufenden planungsverfahren, die alle das bild einer stadt im aufbruch zeichnen.
zwischen 1771 und 2000 hat kein auswärtiger architekt in der stadt der kapitäne und königinnen gebaut. wie in der bevölkerung gibt es nun auch in diesem berufsstand einen anteil an ausländern: jean nouvel war im jahr 2000 mit seinem radio- und konzertbau im neu erschlossenen stadtteil Ørestad der erste nicht-dänische architekt, der eine baubewilligung erhielt.
in diesem heft präsentieren wir einige exponenten der neuen generation dänischer architekten, die während des anhaltenden baubooms ihr talent bewiesen haben. das büro lundgaard & tranberg schliesst am sichtbarsten an die tradition der nordischen moderne an. in ihren bauten, von denen wir zwei vorstellen, fliessen ebenso zeitgenössische wie intuitiv gestalterische momente ein. die bjarke ingels group agiert mit neuinterpretationen moderner typologien und plakativen fassadengestaltungen eher in einem globalen kontext, auch wenn die drei präsentierten wohnbauten nahe beieinander in Ørestad stehen. direkt im lokalen sozialsystem verankert ist die arbeit von dorte mandrup, die sich mit ihren sensiblen und einfallsreichen bauten aus einfachsten materialien für quartier- und gemeinschaftszentren, kinderhorte und schulen einen namen gemacht hat. zwischen skandinavischer kultur und globalen trends entsteht viel neues: auch die dänische baukultur des backsteins hat mit innovationen in der produktion ihre fortsetzung gefunden, wie der letzte beitrag im heft zeigt. angesichts der qualität und menge der neubauprojekte in kopenhagen blieb uns zur besichtigung der klassiker der dänischen architektur bei unserem besuch kaum zeit, doch beim späten apéro in arne jacobsen’s sas hotel und beim baustellenbesuch auf der munkegårds schule, die von dorte mandrup renoviert und erweitert wird, wurde klar, dass es viele gründe gibt, københavn öfter zu besuchen.
die redaktion