Editorial

In der Schweiz gibt es heute 3,8 Millionen Wohnungen für 7,6 Millionen Menschen. Jährlich werden rund 40 000 zusätzliche erstellt, eine Sättigung ist nicht in Sicht. Mit existenzieller Notwendigkeit hat dieser Neubau nichts zu tun. Wir bauen heute für den Wohlstand, für einen immer höheren Wohnungsstandard.

Die Qualität der Wohnungen spiegelt sich jedoch wenig in der Architektur und – von Ausnahmen abgesehen – schon gar nicht im Städtebau wider. Bauliches Chaos und Beliebigkeit dominieren das Siedlungsbild landauf, landab. Einzelne architektonische Perlen können da nichts retten. Im städtischen Kontext entstehen seit den 90er-Jahren meist Grossformen mit hoher – oft unbewältigter – Ausnutzung, einfache Kuben mit viel Glas, grossen Balkonen oder Loggien. Bauliche Dichte ist das Kredo. Soziale Dichte und Nutzungsvielfalt – elementare Bedingungen für Urbanität – bleiben auf der Strecke. Das Denken hört in der Regel an der Parzellengrenze auf.

Natürlich versuchen die Städte, in ihren Entwicklungsgebieten mit kooperativen Planungs- und Projektierungsverfahren bessere Lösungen zu erarbeiten, bei denen auch freiraumplanerische Überlegungen eine Rolle spielen, wie wir in anthos 4/07 («Entwicklungsgebiete») gezeigt haben. Doch zur Rendite gibt es scheinbar keine Alternative.

Zum Wohnen gehört auch das Wohnumfeld, der Freiraum – seine soziale, ästhetische und ökologische Qualität, seine Nutzbarkeit. anthos 3/08 setzt hier einen Schwerpunkt. Vorgestellt werden landschaftsarchitektonische Lösungen in verschiedenen neueren Siedlungen. Thema ist aber auch die Erneuerung von Siedlungen früherer Jahrzehnte mit ihrem Wohnumfeld, wie die der Genossenschaftssiedlungen in Schwamendingen oder der Cité Radieuse von Le Corbusier.

Einen Kontrapunkt zu den aktuellen Grossformen wie auch zu den üblichen freistehenden Einfamilienhäusern der Peripherie setzt das niederländische Vinex-Konzept. Ebenfalls dicht gebaut – Grundtyp ist das Reiheneinfamilienhaus –, sind die Siedlungen familienfreundlich, haben grosse Wohnungen und einen eigenen Garten, die Quartiere sind gesamthaft attraktiv gestaltet.

Landschaftsarchitektur darf sich nicht in der Gestaltung des einzelnen Objektes erschöpfen. Diese ist wichtig, aber allein nicht genügend. Sie muss sich massgebend in die Entwicklung eines übergeordneten städtebaulichen Konzeptes einbringen, neuen Siedlungen eine robuste Struktur geben, die im Idealfall der baulichen Entwicklung vorauseilt, wie der Beitrag «Weitblick» zeigt.

Bernd Schubert

Inhalt

- Editorial

Hansjörg Gadient
- Weitblick

André Schmid
- Randlage wird zur Stadt –Wohnsiedlung Werdwies, Zürich

Catherina Bauer
- Zwischen Stadt und Land – Aspholz Nord Zürich

Roland Raderschall
- Stadtsiedlung Talwiesen

Han van de Wetering
- Das Vinex-Konzept

Raymond Vogel
- Wohnräume sind Lebensräume

Pascal Heyraud und Stéphane Collet
- Interview: Edouard François, die Kunst lebendiger Architektur

Nathalie Mongé
- Das dem Aussenraum gewidmete Gebäude

Cristina Woods und Craig Verzone
- «La Cité Radieuse» und ihr Garten

Daniel Keller
- Freiraumqualität und bauliche Verdichtung in Schwamendingen

Bettina Tschander
- Ökologischer Ausgleich und Dachbegrünung

- Porträt
- Schlaglichter
- Mitteilungen der VSSG
- Wettbewerbe und Preise
- Mitteilungen des BSLA
- Agenda
- Literatur
- Bezugsquellen Schweizer Natursteine
- Bezugsquellen Schweizer Baumschulen
- Produkte und Dienstleistungen
- Impressum

Stadtsiedlung Talwiesen

Das in sich geschlossene vormalige Gewerbeareal in der Binz, Zürich Wiedikon, hat sich in den letzten vier Jahren zu einem lebendigen, offenen Stadtquartier entwickelt.

Das ehemalige Werkhof- und Gewerbeareal der Baufirma Hatt-Haller war jahrzehntelang eine unpassierbare Insel im Wohnquartier, die wichtige Stadtbezüge innerhalb von Wiedikon voneinander abschnitt. Heute sind zwei Bauetappen der neuen Stadtsiedlung Talwiesen Binz ausgeführt und zum Teil seit Jahren bewohnt, die dritte befindet sich im Bau, die vierte und letzte ist in Planung.

Ein neuer Stadtteil entsteht

Aus dem ehemaligen «Sperrgebiet» ist ein neuer Stadtteil gewachsen, der die Quartiere der Binz untereinander verbindet. 1999 bestimmte ein Studienverfahren die zukünftige Stadtstruktur in diesem sich stark verändernden Quartier. Vor rund zehn Jahren begann die heutige Implenia das Areal zu entwickeln.

Vier lange von Nordwest nach Südost verlaufende Gebäudezeilen bilden breite, gassenartige Räume. Die vier- bis sechsgeschossigen Gebäude mit an den Enden höheren Kopfbauten springen in der Breite leicht vor und zurück und formen damit trotz ihrer Länge abwechslungsreiche Räume. In der Mitte rahmen die Baukörper den grossen zentralen Platz, an dem Ateliers, Läden und Bistros in Zukunft öffentliches Leben entfalten sollen. Zwei Wasserinstallationen untermalen die Situation. Tiefgaragen sammeln an den Kopfenden den Fahrzeugverkehr, sodass oberirdisch nur wenige Besucherparkplätze am Rande angeordnet sind. Damit ist die Siedlung frei von Autos. Querende Verbindungen komplettieren das lineare Wegsystem. Sie bilden eine feine Vernetzung und eine Abfolge von unterschiedlichen Platz- und Grünflächen. Die Gassen werden grundsätzlich in urbane und in gartenartige Räume unterschieden, die sich abwechseln. Da alle Wohnungen nach zwei Seiten orientiert sind, hat jede Ausblick auf die beiden unterschiedlichen Freiraumstimmungen.

Pocketparks

Die jeweils aussen liegenden, an die gewachsene Stadt angrenzenden Zonen mit ihren gegebenen Formen und Flächen sind als kleine Parkanlagen ausgebildet. Der spärlich vorhandene Baumbestand wurde integriert und vermittelt so von Beginn an einen reifen Eindruck der Anlage. Sitzplätze, eine Pergola und Spielflächen für Kleinkinder bestücken die nördliche der beiden Flächen. Wilder Wein berankt den mehrere Meter hohen Geländesprung zu den bestehenden Gärten entlang der Haldenstrasse. Kleine intime Sitzplätze formulieren die konstruktiv notwendigen Nischen im Mauerwerk aus. Eine extensive Grünfläche, Kräuterwiese ohne Möblierung, bildet im Süden einen kleinen Park. Bereits vorhandene Nuss- und Obstbäume wurden ergänzt, eine blühende Wildhecke verdichtet, sie schirmt so eine bestehende Trafostation ab.

Boulevard und Stadtgarten

Die drei innen liegenden Freiräume erhielten eine gänzlich neue Gestaltung. Der obere nördliche Stadtraum ist als breiter Boulevard ausgeführt. Eine Abfolge kleiner Kiesplätze, deren Baumbestand gesamthaft eine lange Allee bildet, liegt zwischen zwei Wegverbindungen. Ein übergeordneter städtischer Fahrradweg nutzt den Boulevard zur Durchquerung der Talwiesen-Siedlung. Vierer-Baumsetzungen formulieren die Köpfe der Allee am Siedlungsrand aus. Fest installierte Spielthemen gestalten den südlichsten und kürzesten der drei Gassenfreiräume als eigentliche Spielzone mit Torwand, Wasserschlange, Spielsand. Weitere Installationen bestücken kleine baumbestandene Platzfolgen und begleiten den Strassenraum, der am Ende in einen dreieckigen Spielgarten mit seinen Heckenräumen einmündet. Der in der Mitte liegende Freiraum ist als Stadtgarten – ganz im Unterschied zu den eben beschriebenen Zonen – angelegt. Ein langes Rasenband, von Bäumen gesäumt, durchzieht den Siedlungsraum. In die Rasenstücke wurden Heckenzimmer als in sich geschlossene, intime Gartenräume eingeschrieben, in denen kleine überrankte Folies stehen, die von blühenden Hortensien oder grossen Ziergräsern eingefasst werden. Im Unterschied zu den offenen, städtischen Gassen entstehen hier ruhige Rückzugsräume, die bei Nacht entsprechend zurückhaltender beleuchtet sind als die urbanen Räume.

Wohnungsfreiräume

Fast alle 370 Wohnungen verfügen über einen privaten Freiraum. Die oberen Wohnungen haben grosszügige Dachterrassen mit gedeckten Bereichen. Während die mittleren Geschosse markante auskragende Balkone aufweisen, haben die Erdgeschosswohnungen beidseitig Terrassen oder Sitzplätze, die auf die Strassenzüge orientiert sind. Die Entlüftungen der Tiefgaragen wurden als räumliche Elemente ausgebildet, die den Terrassen Rückhalt und Schutz bieten. Davor liegende Gehölzstreifen gewähren weiteren Sichtschutz und Privatsphäre.

Vegetation und Stadtraum

Ein differenziertes Vegetationskonzept unterstützt die rigide Gliederung und Typisierung der Siedlungsräume. Jeder Gassenraum erhält einen eigenen «Leitbaum». Spitzahorne (Sorte Cleveland) bilden im Boulevard die Baumreihen, die begleitenden Sträucher vor den privaten Terrassen sind japanische Ahorne. Zuckerahorne prägen die Spielgasse, während es im Stadtgarten Kirschbäume und -sträucher sind, die mit ihren Blüten die Atmosphäre unterstützen.

anthos, Fr., 2008.09.12

12. September 2008 Roland Raderschall

Freiraumqualität und bauliche Verdichtung in Schwamendingen

Die bisherige bauliche Verdichtung in Schwamendingen hat die Freiraumstruktur stark verändert. Korrekturen für Erhalt und Aufwertung der quartierspezifischen Qualität sind notwendig.

Schwamendingen ist geprägt durch die wenige Stockwerke hohen und stark durchgrünten, von 1940 bis 1960 entstandenen genossenschaftlichen Wohnsiedlungen. Grösse, Grundriss und Ausstattung der Wohnungen sind nicht mehr zeitgemäss und die Bausubstanz in schlechtem Zustand. Deshalb müssen die Siedlungen saniert oder ersetzt werden. Ein Vergleich von Luftbildern zeigt aber, dass bei einer Bautätigkeit in der Regel die Freiraumstruktur komplett verändert wird und nur einzelne Bäume erhalten bleiben. Der besondere Wert des fliessenden grünen Freiraumes mit seinem imposanten Baumbestand geht schleichend verloren.

Freiraumqualität

Beim Vergleich der unterschiedlichen Siedlungstypen weisen die Reihenhäuser eine sehr hohe Freiraumqualität auf, die als Wertmassstab für die Quartierentwicklung dienen können, wie zum Beispiel die Siedlung Mattenhof, deren Freiräume von Gustav Ammann konzipiert wurden. Eine eindeutige Zonierung in die verschiedenen Öffentlichkeitsgrade, gute Bezüge der Wohnungen zum Freiraum und eine klare Erschliessung, die eine Belebung und gute Nutzbarkeit des halböffentlichen Freiraumes ermöglicht, sind nur einige der Qualitätsfaktoren.

Die Geschosswohnungsbauten der Nachkriegszeit haben als Qualität den fliessenden Freiraum mit grossen Baumvolumen. In dieser Siedlungsform fehlt aber häufig der Bezug des Wohnraumes zum Aussenraum. Abstandsflächen und Hochparterres prägen das Bild, Zonierung und Strukturierung des Freiraumes fehlen teilweise.

Geänderte Rahmenbedingungen

Die veränderten Anforderungen an Wohnraum und Gebäude führten zu einer Anpassung der Gesetze. Die Verdichtung nach innen als raumplanerisches Ziel schlägt sich auch im kantonalen Planungs- und Baugesetz sowie in der städtischen Bau- und Zonenordnung nieder. Diese lassen seit 1999 eine wesentlich dichtere Bebauung zu: In einer W3 können jetzt fünfgeschossige Gebäude erstellt werden. Mittels einer Arealüberbauung kann die Ausnutzung gegenüber der Regelbauweise noch zusätzlich markant erhöht werden. Aus Energie- und Kostengründen sind einfache Kuben mit grösserer Tiefe als bisher erforderlich. Im heute mehrheitlich zwei- bis viergeschossig bebauten Quartier entstehen so grossvolumige Gebäude mit bis zu sieben Vollgeschossen. Dies ist ein Bruch mit der Quartiertypologie, der die Freiraumqualität stark beeinflusst.

In Schwamendingen gibt es keine grösseren Parks. Der öffentliche Freiraum besteht aus Grünzügen, Schul-, Sport- und Badeanlagen, die jedoch nicht alle Funktionen eines Parks übernehmen können. Die Freiräume im direkten Wohnumfeld übernehmen diese Funktionen teilweise. Mit der baulichen Verdichtung gehen diese nutzbaren Freiflächen zum grossen Teil verloren, und die verbleibenden Flächen müssen für mehr Bewohnerinnen und Bewohner die Freiraumbedürfnisse erfüllen. Auch in neu geplanten siebengeschossigen Gebäuden wird – trotz Arealüberbauungsverfahren, welches eigentlich Qualität sichern soll – der Bezug zwischen Wohnraum und Freiraum nicht ausreichend thematisiert. Strukturmängel – wie der fehlende Bezug des Innen- zum Aussenraum – sind nicht gelöst. Privat nutzbare Vorzonen zu den Erdgeschosswohnungen sind schwierig zu realisieren, und die Unterbauung des Freiraumes mit Tiefgaragen schränkt die Anpflanzung von grossen Bäumen und damit eine raumwirksame Gliederung des Freiraums zusätzlich ein.

Vertiefung Leitbild

Die Stadt Zürich will die zukünftige Entwicklung des Quartiers nicht dem Zufall überlassen und hat ein Leitbild1 für die Erneuerung und die bauliche Verdichtung des Quartiers erarbeitet. Mit Qualitätskriterien und Empfehlungen wird das Leitbild zurzeit weiter konkretisiert. Um eine zielgerichtete Diskussion zu eröffnen, wurden neuere Projekte dokumentiert und ihre Qualität festgehalten. Neuere Siedlungen weisen gute Ansätze auf, wie in Schwamendingen gartenstadtähnliche Strukturen erhalten oder wie diese neu interpretiert werden können.

Sämtliche Siedlungen mit voll ausgeschöpfter Ausnützungsziffer zeigen jedoch starke Mängel im Freiraum und im Bezug von Bebauung zum Freiraum. Eine Umsetzung alter, stimmiger Konzepte – wie dasjenige des Mattenhofs – in eine heutige Form sollte möglich sein, verlangt aber, dass die verschiedenen Disziplinen von Anfang an intensiv zusammenarbeiten. Die bauliche Dichte und die Gebäudehöhe müssen beschränkt und weitere quantitative und qualitative Kriterien formuliert werden. Wie ist Wohnen im Grünen und mit eigenem Garten neu zu interpretieren? «Gartenzimmer» müssen nicht unbedingt die Form eines Hausgartens haben, sie müssen auch nicht zwingend im Parterre liegen.

Baumanalyse

Der Baumbestand wurde schnell zu einem zentralen Thema der Diskussion. Es ist zwar bekannt, dass der Baumbestand ein wesentliches quartierprägendes Element ist, detaillierte quartierspezifische Angaben fehlten jedoch, insbesondere zu den Faktoren, die den Baumbestand verändern. Deshalb wurde 2007 eine flächendeckende Baumkartierung (Stammumfang >80 cm) durchgeführt, um den Wert des Bestandes mit den 7000 Bäumen aufzeigen zu können.

Allgemein wurde zum Baumbestand festgestellt, dass rund zehn Arten das Bild bestimmen (siehe Grafik); dass einzelne Arten das Bild in besonderen Lagen und Quartierteilen prägen (siehe auch Plan); dass die Artenvielfalt in den öffentlichen Freiräumen am grössten ist und mehr als 70 Prozent der Bäume aus der Zeit der Bebauung des Quartiers stammen. Die Bäume bilden ein Baumdach, aus dem nur einzelne Gebäude ragen; einige besonders wertvolle Ensembles stechen hervor. Krankheiten, Schädlinge und die Klimaveränderung schränken die Verwendung verschiedener Arten zukünftig ein.

Die wichtigsten Erkenntnisse in Bezug auf die bauliche Verdichtung sind:
• Die ältesten Bäume stehen vorwiegend in öffentlichen Grünflächen sowie am Zürichberg in der offenen Landschaft – Flächen, die bisher von der Bautätigkeit ausgenommen worden sind.
• Bei Gebäudesanierungen, Ersatz-, Neu- und Anbauten werden die vorhandenen Bäume in der Regel gefällt.
• Würden alle gesetzlichen Grenzabstände und sinnvollen Gebäudeabstände (5 m) bei baulichen Massnahmen eingehalten, könnten mehr als die Hälfte der Bäume am heutigen Standort nicht mehr ersetzt werden.
• Der zunehmende Bedarf an Tiefgaragen geht vor allem auf Kosten grosser Bäume.
• Jeder vierte bis sechste Baum in Bauzonen weist – unabhängig von der Grösse – Kappungen auf, in öffentlichen Grünräumen ist es nur jeder fünfzehnte.

Die Erkenntnisse bestätigen leider, dass häufig Fachwissen fehlt und dass der Wert von Bäumen in der baulichen Entwicklung unberücksichtigt bleibt. Sie zeigen auch, dass in den öffentlichen Freiräumen eine fachgerechte Pflege sichergestellt ist und deshalb die Bäume dort beeindruckende Volumen bilden und ein hohes Alter erreichen können.

Aus den Erkenntnissen hat Grün Stadt Zürich eine umfangreiche Liste von Empfehlungen abgeleitet. Die wichtigsten Empfehlungen sind:
• Zehn einheimische Arten sollen weiterhin das insgesamt ruhige Bild prägen, in dem eingestreut besonders attraktive Arten gut zur Geltung kommen.
• Teile des Quartiers werden weiterhin durch einzelne Arten geprägt.
• Alte und besonders wertvolle Bäume und Ensembles sind zu schützen und fachgerecht zu pflegen.
• Das Bild der die Gebäude überragenden Bäume ist beizubehalten, es sind den Gebäudehöhen angemessene Baumvolumen zu pflanzen.
• Bereits in Bauleitbildern ist der Baumbestand zu berücksichtigen, er ist zu erhalten oder es ist Raum zu schaffen, um ihn ersetzen zu können, insbesondere bei geplanten Tiefgaragen.
• Abstände zu den Gebäuden sind genau zu betrachten und sinnvolle Abstände einzuhalten.
• Baumpflanzungen sind mit den Nachbarn abzusprechen, der Freiraum ist parzellenübergreifend zu planen.
• Verantwortliche sind auszubilden, und es ist sicherzustellen, dass diese für die Baumpflege kompetente Fachleute beiziehen.

Umsetzung

Für die Umsetzung der Empfehlungen ist die zielgerichtete Vermittlung an die jeweiligen Ansprechpartner entscheidend. Grün Stadt Zürich überprüft nun, wie die bisherige Praxis aussieht, wie andere Städte vorgehen2 und welches die richtigen Mittel und Wege für die Stadt Zürich sind. Die Einflussnahme auf allen planerischen Stufen ist notwendig, sei dies bei der Revision der Bau- und Zonenordnung und einschlägiger Gesetze, bei der Erarbeitung von Leitbildern und Konzepten und vor allem bei der Beurteilung der Baugesuche.

Das raumplanerische Ziel der Verdichtung nach innen ist unbestritten. Das Beispiel Schwamendingen zeigt aber, dass es wichtig ist, nicht nur auf die Entwicklung zu reagieren, sondern aktiv und mit allen Mitteln in den Prozess steuernd einzugreifen. Das richtige Mass und die Geschwindigkeit der baulichen Verdichtung sowie die ortsspezifischen Qualitätskriterien sind zu beachten. Bestimmend dafür, wie lebenswert ein Quartier ist, ist die Freiraumqualität im Allgemeinen und in Schwamendingen der Baumbestand im Besonderen. Wird die Entwicklung dem Markt überlassen, der sich vorwiegend an den Ausnutzungsziffern, Grenzabständen und der eigenen Parzelle orientiert, können die quartierspezifischen Qualitäten und damit die Identität des Quartiers nicht erhalten bleiben, denn die Summe von gelungenen architektonischen Einzellösungen ergibt noch lange keine stimmige städtebauliche Entwicklung.

anthos, Fr., 2008.09.12

12. September 2008 Daniel Keller

4 | 3 | 2 | 1