Editorial
jubiläen feiern wir in der regel, wenn die zeitrechnung runde zahlen präsentiert. deshalb haftet solchen jubiläen oft auch etwas zufälliges und willkürliches an. dennoch haben zentenarfeiern auch ihr gutes: wie immer wir sie begehen, fordern sie uns auf innezuhalten. rückblenden verleihen der gegenwart klarere konturen und erlauben, mit erneuerten gedanken in die zukunft zu schauen. dabei sind mutmassungen über die zukunft ungleich einfacher anzustellen als ein solider rückblick in eine hundertjährige geschichte, besonders dann, wenn diese über weite strecken noch unerforscht und in vergessenheit geraten ist.
die zeitschrift „werk, bauen wohnen“ ist seit 1914 (damals unter dem namen „das werk“) das offizielle organ des bundes schweizer architekten (bsa) und legt hier zu seinem hundertsten geburtstag eine dem jubiläum angemessen aufwendige und umfangreiche nummer vor, in der seine vergangenheit und gegenwart ebenso wie ausblicke in künftige zeiten zur sprache kommen.
dass uns bundesrat moritz leuenberger ein mahnendes geleitwort beisteuerte, unterstreicht die nationale einbindung des vereins. dies geht auch aus den beiträgen von präsident patrick devanthéry und generalsekretär stéphane de montmollin hervor, die sich aus höchster warte des bsa mit dem nötigen ernst und einem versöhnlichen schuss selbstironie zum stand der dinge äussern.
wir folgen der geschichte des bsa mit einzelnen schlaglichtern auf ausgewählte ereignisse, die in unterschiedlicher art mit dem verband und seinen akteuren in verbindung stehen und in chronologischer folge bestimmte jahrzehnte beleuchten. von der jüngeren vergangenheit berichten aus erster hand ältere und verdiente bsa-mitglieder in gesprächen mit den redaktoren. eine parallele spur durch das verflossene bsa-jahrhundert legt der prächtige bildbeitrag von georg aerni, dessen stimmige aufnahmen zeittypischer fenster die vergangenheit gleichsam in die gegenwart führen. diese verklammerung von gestern und heute leisten auch drei thematisch gefasste aufsätze, von denen einer vom engagement des bsa im bereich der architekturausstellungen und ein zweiter vom interesse des verbandes an ausbildungsfragen handelt, während der dritte das schwierige verhältnis des männlich dominierten bundes zu den architektinnen aufgreift.
trotz zentralem verbund definiert sich der bsa vor allem über seine acht ortsgruppen, und entsprechend unserem föderalistischen staatsgefüge sind es diese einzelnen, kulturell unterschiedlichen sektionen, die im land lokale aktivitäten entfalten. letztlich ist der bsa das, was seine mitglieder sind. einer 'carte blanche' gleich haben wir jeder ortsgruppe eine doppelseite zur verfügung gestellt, für deren inhalt sie individuell verantwortlich zeichnen. den abschluss des ersten heftteils bilden eine grafische zeitachse mit allerlei wissenswertem sowie facts and figures zum nachschlagen. hier findet sich auch unser ausdrücklicher dank an eine grosse anzahl kolleginnen und kollegen, autorinnen und autoren sowie Übersetzerinnen und Übersetzer, ohne deren tatkräftige mithilfe dieses heft nie zustande gekommen wäre.
die redaktion