Editorial
«Das ist das Schloss Ihrer kaiserlichen Hoheit der Königin von Holland, Tochter Ihrer Majestät der Kaiserin Joséphine. Dieses Fenster im ersten Stockwerk, das Richtung Schwaben geöffnet ist, gehört zu dem Zimmer, wo sie fast verrückt wurde vor Freude, als sie von der Julirevolution hörte; und diese kleine italienische Terrasse, [...] das ist der Platz, an den sie für lange Zeit in Trauer ging, um bei jedem Sonnenuntergang den Tod von Kaiser Napoléon zu beklagen.» Die entzückte Schilderung ist dem Schloss Arenenberg gewidmet, oberhalb von Salenstein am Untersee (TG) gelegen. Dass Hortense de Beauharnais auf Arenenberg willkommen war, verdankte sie wohl ihrem Stiefvater und Schwager Napoleon Bonaparte, der mit der Mediationsakte dem Thurgau 1803 die kantonale Selbstständigkeit verschafft hatte. Ihm galt denn auch die Wertschätzung, als der Kanton Thurgau im Schloss ein Napoleonmuseum einrichtete und damit Kaiserin Eugénies, der Frau Napoleons III., letztem Willen entsprach. Den Park der Hortense (siehe «Verschütteter Schatz») aber überliess der Kanton seinem Schicksal. Hätte er um die Affinität ihres Sohnes Louis Napoleon – dem späteren Napoleon III. – für die Gartengestaltung gewusst, wäre es vielleicht anders gekommen. Der Park wurde jetzt zwar aus dem Dornröschenschlaf erweckt und eben eröffnet, doch Geschichten und Legenden ranken sich noch immer um das Anwesen. Das reicht von dem Gerücht, der Schriftsteller Charles Sealsfield, der sich um 1833 auf Arenenberg aufgehalten haben soll, sei ein amerikanischer Spion gewesen, über die im Volksmund tradierte Überzeugung, dass sich in der Nähe jener eingangs beschriebenen Terrasse eine Nachbildung des Napoleongrabes auf St. Helena befand, bis zur «Gespenstergeschichte», wonach Louis Napoleon öfters um Mitternacht auf seinem schwarzen Hengst aus dem Tunnel (Latrinenstollen) Richtung Konstanz ritt. Dass Quellen fehlen2, nährt Spekulationen über den Einfluss berühmter Landschaftsarchitekten wie Louis-Martin Berthault und Hermann von Pückler-Muskau. Unser Autor plädiert dafür, Hortenses gestalterische Fähigkeiten nicht zu unterschätzen – auf dass nun nicht ihr Recht als Urheberin des Parks verschüttet wird.
Rahel Hartmann Schweizer
Inhalt
05 WETTBEWERBE
Umbau Kantonsspital in Chur
12 MAGAZIN
Vom hl. Christoffel zur Glaswelle | Interview: «Licht unter dem Scheffel» | Kein Zwang: behindertengerecht umbauen | Vom Architektur- zum Wohngarten | Baurecht ohne Fallstricke | Neue Architekturzeitschriften
30 VERSCHÜTTETER SCHATZ
Hansjörg Gadient
Das Napoleonmuseum in Salenstein am Bodensee ist ein beredt sprechendes Denkmal aus der Zeit des Empire und Biedermeier. Der Park Arenenberg ist ein gartenhistorisches Juwel von überregionaler Bedeutung mit Bezügen zur Geschichte des 19. Jahrhunderts und zur Entwicklung der Landschaftsarchitektur in dieser Zeit.
36 SORGFÄLTIGE BERGUNG
Hansjörg Gadient
Ein Jahrhundert lang war der Lustgarten der Hortense de Beauharnais, Mutter Napoleons III., vergessen. Im Wortsinn verschüttet, lag er unter Aushub begraben. Der Hinweis einer Expertin und die vereinten Anstrengungen aller Beteiligten haben den Park wieder auferstehen lassen.
45 SIA
Bildungsvielfalt braucht Qualität | Verantwortung des Bauingenieurs? | Aus den Sektionen | OTIA-Auszeichnung 2008 | Allgemeine Bedingungen Bau | SIA-Normen zum Mieten
51 PRODUKTE
69 IMPRESSUM
70 VERANSTALTUNGEN
Verschütteter Schatz
Das Napoleonmuseum in Salenstein am Bodensee ist ein atmosphärisch dichtes und beredt sprechendes Denkmal aus der Zeit des Empire und Biedermeier. Sein Park, das Gut Arenenberg, ist ein gartenhistorisches Juwel von überregionaler Bedeutung mit reichen Bezügen zur Geschichte des 19. Jahrhunderts und zur Entwicklung der Landschaftsarchitektur in dieser Zeit.
Als Hortense de Beauharnais 1815 im «Goldenen Adler» in Konstanz Logis nahm, hatte sie eine bewegte Zeit hinter sich. Ihr Stiefvater und Schwager Napoleon Bonaparte hatte in Waterloo seine letzte Niederlage erlitten und war endgültig nach St. Helena verbannt worden. Hortense hatte Napoleons jüngeren Bruder geheiratet und war dadurch Königin von Holland geworden. Das Paar verstand sich allerdings nicht und lebte getrennt. Ihren Titel als Königin von Holland konnte sie nicht mehr führen; sie reiste als Herzogin von St. Leu. Mit ihr war ihr siebenjähriger Sohn Louis Napoleon nach Konstanz gekommen, der 1852 als französischer Kaiser Napoleon III. ausgerufen werden sollte. Noch aber lebte er mit seiner Mutter im Exil. Auf einer Ausflugsfahrt 1816 entdeckte Hortense das Landgut Arenenberg und wollte es kaufen.
Noch bevor der Kauf abgeschlossen war, begann sie schon Skizzen anzufertigen, um das Anwesen als Landschaftspark nach englischem Vorbild umzugestalten. Von ihr sind Sepiazeichnungen erhalten, die zeigen, dass sie eine gute Beobachterin war und sensibel die Schönheiten und Charakteristika von Landschaften und Pflanzen wiedergeben konnte.[1] Sie war im Bild über die aktuellen Tendenzen der Landschaftsarchitektur und kannte viele Pärke und Gärten. Aufgewachsen war sie im Garten von Malmaison bei Paris, dem Schloss ihrer Mutter Joséphine, der ersten Frau Napoleons. Joséphine war eine Gartenenthusiastin mit einer grossen Sammelleidenschaft. Sie entsandte Expeditionen nach Südafrika und Australien, um exotische Pflanzen zu beschaffen. Aus einer dieser Expeditionen stammten auch die ersten australischen Schwarzschwäne, die je in Europa gehalten wurden. Sie sind auf vielen Ansichten von Malmaison abgebildet, zusammen mit den importierten Rhododendren, Araukarien und Säulenpappeln. In einem für damalige Verhältnisse enormen Glashaus liess Joséphine die tropischen und subtropischen Pflanzen anpflanzen.
Komponiert wie auf einer Leinwand
In diesem Ambiente war Hortense, ihre Tochter aus erster Ehe, aufgewachsen. Es ist wahrscheinlich, wenn auch nicht ausdrücklich belegt, dass sie viele Vorlieben ihrer Mutter teilte und diese in ihren eigenen Gärten umsetzte, so zum Beispiel die Säulenpappel als Symbol für Italien. Schon bald nach dem Kauf des Arenenbergs liess sie diese schlanken Bäume anpflanzen, um dem Park eine südländische Anmutung zu geben. Die Sehnsucht nach der Antike und nach allem Italienischen ist charakteristisch für das Empire, seine Mode und seine Architektur, aber auch für seine Gärten. Man versuchte, ideale arkadische Landschaften zu gestalten, und stattete sie mit Statuen, Hermen, Tempeln, Ruinen und Grotten aus, die an antike Vorbilder erinnern sollten.
Zur Zeit des Empire hatte sich auf dem Kontinent eine Gartenmode durchgesetzt, die in England schon seit einigen Jahrzehnten der vorherrschende Stil war.[2] Seit etwa 1740 wurden dort die Pärke der grossen Güter, die bisher formalen italienischen und französischen Vorbildern gefolgt waren, im landschaftlichen Stil umgestaltet. Man entfernte die formalen Elemente wie geschnittene Hecken und Parterres und scheute keinen Aufwand, um harmonisch komponierte Landschaftsszenerien anzulegen. Man versetzte Hügel, leitete Flüsse um und hob Senken für Seen aus. Eine ausgeklügelte Technik erlaubte es, selbst ausgewachsene Bäume zu verpflanzen.
Das Bestreben, aus dem Vorgefundenen eine ideale Landschaft zu machen, beruhte vor allem auf der Betrachtung der Landschaft als Bild. Man komponierte die Elemente wie auf einer Leinwand. Wo in der Ferne reizvolle Elemente wie ein malerisches Dorf oder ein Turm bereits vorhanden waren, pflanzte man im Vordergrund Bäume und Sträucher so, dass sie gerahmt und betont wurden. Ebenso wurde Hässliches eliminiert. Wo Waldteile reizvolle Aussichten verstellten, wurden sie abgeholzt: Der Garten sollte sich mit der Landschaft verbinden und so unbegrenzt erscheinen. Ein durchdachtes Netz von geschwungenen Wegen führte die Spaziergänger an besondere Aussichtsorte. Kleinbauten, so genannte Follies – oder im französischsprachigen Raum «fabriques» – bildeten malerische Bezugspunkte, wie etwa ein Neptunbrunnen, ein Venustempel oder eine Eremitage. Auch Ruinen waren beliebt und wurden oft kunstvoll so gebaut und bepflanzt, dass ihr vorgeschütztes Alter höchst glaubhaft wirkte.
Für grossflächige Anpflanzungen wählte man einheimische Arten, aber das Erstrebenswerte waren importierte Arten und Sorten, die unter enormen Kosten per Schiff aus Asien, Amerika und Australien eingeführt wurden. Eine einzige chinesische oder australische Pflanze, die England lebend erreichte und sich erfolgreich akklimatisierte, kam auf durchschnittlich 300 Pfund zu stehen, was heute etwa 35 000 Franken entspricht.[3] England profitierte dabei von seinem milden Klima und der Sammelleidenschaft der königlichen Gärten in Kew. Ab 1770 begann der englische Landschaftsgarten auch auf dem Kontinent Fuss zu fassen. Berichte von gebildeten Reisenden und die Schriften von Theoretikern wie Christian Cay Lorenz Hirschfeld (1742–92)[4] machten die englischen Vorbilder in Deutschland und Frankreich bekannt. In der Schweiz gilt die 1785 eröffnete Eremitage in Arlesheim als frühestes und bedeutendstes Beispiel eines solchen Landschaftsparks.[5]
Zwischen englisch und italienisch
Als sich Hortense de Beauharnais im Arenenberg an ihre Skizzen macht, arbeitet sie also mit dem Wissen um diesen Stil und mit ihren Erfahrungen in Malmaison. Was sie erreichen will, ist ein Landschaftspark nach englischem Vorbild. Für die Schweiz im Allgemeinen und für das Gebiet am Bodensee im Besonderen war ihr Vorhaben noch immer neu.
Am 10. Februar 1817 unterschreibt Hortense den Kaufvertrag für das Gut Arennenberg (sic!), das bereits eine längere Geschichte hat. Die ältesten archäologischen Funde stammen aus dem 1./2. Jahrhundert n. Chr., grautonige Gebrauchskeramik der römischen Besiedelung.[6] Die erste urkundliche Erwähnung findet sich zu Beginn des 15. Jahrhunderts, ein Weingut namens «Arnhalden», auch als «Narrenberg» bekannt, im Besitz von Konstanzer Patriziern. 1543 kauft es ein Sebastian Gaisberg und lässt sich ein «Schön Lusthus» bauen, einen dreigeschossigen Steinbau mit Treppengiebeln, umgeben von zinnenbesetzten Mauern und ausgestattet mit vier Rundtürmchen.[7] Das zugehörige Land ist landwirtschaftlich genutzt. In dieser Form bleibt das Gut, bis sich Hortense dafür interessiert. Ihre Vorleserin, Louise Cochelet, erinnert sich in ihren Memoiren: «Die Königin, in ihrem Kaufprojekt vertieft, zeichnete im Voraus schöne Wege in den charmanten Wald, der die Seiten des Hanges bedeckte. Anstelle des Hühnerstalles und -hofes wollte sie eine Blumenterrasse…»[8] Kurz nach dem Erwerb lässt sie das Anwesen zu einem englischen Landschaftsgarten umgestalten. Ob dies nur nach ihren eigenen Vorgaben geschieht hatte oder ob sie dem Gartenarchitekten ihrer Mutter, Louis-Martin Berthault, Skizzen geschickt und er die definitiven Pläne gezeichnet hat, ist nicht mehr zu eruieren. Belegt ist, dass er Pflanzen für den Park lieferte.[9] Das Gut lässt sie zu einem eleganten Landhaus umbauen, die Befestigungsmauer samt Türmchen und Zinnen entfernen. Westlich bleibt ein Teil der Mauer als Stützmauer mit Balustrade bestehen und bildet eine Terrasse, auf der die Bauherrin eine Rosskastanie pflanzen lässt, die heute noch steht. Südwestlich lässt sie den Hühnerhof abtragen und die Fläche mit Blumenbeeten, Trauerweiden und Säulenpappeln schmücken. Aus Aufzeichnungen von Besuchern zwischen 1817 und 1830 weiss man, dass es neben einem verschlungenen Wegenetz, exotischen Bäumen und Blumen sowie tragbaren Zelten mindestens einen Springbrunnen unterhalb des Schlosses und am Seeufer eine Badehütte gab.
Bis 1830 verbrachte Hortense den Winter mit ihren Söhnen in Italien. Nach einer Verschwörung gegen die Habsburger und den Papst, in welche die Bonapartes verwickelt waren und bei der der ältere Sohn, Napoleon Louis, ums Leben kam, war klar, dass Arenenberg zum ständigen Wohnsitz würde. In der Folge wurde das Haus erneut umgebaut. Unter anderem wurden die Porticos vor und hinter dem Esszimmer verglast und mit Heizungen versehen, so dass sie als Treibhäuser für exotische Pflanzen dienen konnten. Östlich neben dem Schloss entstand 1831/32 die neogotische Kapelle. Aber nicht nur das Haus erfuhr Veränderungen. Der Sohn beschäftigte sich im Park mit dem Bau einer Brücke. Ausserdem brauchte er eine Bahn, um seine Pferde zu trainieren. Dafür liess Hortense 1834 südlich des Hauses das stark abfallende Gelände teilweise aufschütten.
Besucher des Schlosses genossen diese Aussicht und betonten immer wieder, dass sie an Italien erinnere. Daher rührt auch die Bezeichnung des westlichen Parkteils als «italienischer Garten». So wurde der Untersee wahlweise zur Bucht von Neapel, Genua oder Barcelona. Sicher unterstützten auch die Säulenpappeln solche Assoziationen; allerdings begann Hortense bereits 1834, die ersten davon wieder fällen zu lassen.[10]
Verkauf , Rückkauf und Schenkung
Der Plan, der am verlässlichsten den mutmasslichen Zustand des Parkes um 1835 zeigt, ist eine kolorierte und mehrfach überarbeitete (1832/1861/1906 ) Feder- und Bleistiftzeichnung mit dem Titel «Schlossgut Arennenberg» (siehe Kasten).[11] Er zeigt die Anlage in einem Zustand, wie er beim Tod Hortenses 1837 vermutlich bestanden hat. Ihr Sohn, Louis Napoleon, blieb nur noch ein Jahr auf Arenenberg und verkaufte das Gut 1843 an einen Herrn Keller. Der schien das Gut landwirtschaftlich genutzt und partiell verkommen gelassen zu haben. Belegt ist, dass er den Wald nördlich des Schlosses schonungslos ausholzte. Am 12. April 1855 kaufte Louis Napoleon, nunmehr Kaiser Napoleon III, den Arenenberg zurück und begann mit der Instandstellung bzw. dem Rückbau in den Zustand beim Tode seiner Mutter. Aber er besuchte den Ort seiner Kindheit selten. Um 1860 nahm M. Wucherer, der Hoffotograf von Kaiserin Eugénie, der Frau Napoleons III., zehn Bilder des Arenenberges auf, darunter auch eine Aufnahme des Springbrunnens bei der Eremitage. Doch auch dieses Bild zeigt nicht, ob die Tuffstein-Grotte bereits existierte. Ohnehin ist die Zeit nach dem Rückkauf schlecht dokumentiert und nährt Spekulationen über Veränderungen und Einflüsse.[12] 1870 geriet Napoleon III. in deutsche Gefangenschaft, wurde im Jahr darauf entlassen und zog nach England ins Exil. Nach seinem Tod, 1873, reiste Eugénie mit dem Kronprinzen Napoleon Eugène auf den Arenenberg und beauftragte einige Umbauten. Zwischen 1873 und 1877 verbrachten die beiden jeweils den Sommer hier. Das gartendenkmalpflegerische Konzept von Staufer & Hasler Architekten mit Landschaftsarchitekt Martin Klauser datiert die – zur Entstehungszeit des Konzepts erst vermutete, aber noch nicht ausgegrabene – Grotte in diese Zeit.[13]
1878 starb der Kronprinz bei den Kämpfen der Franzosen gegen die Zulu in Südafrika. Seine Mutter schenkte den Arenenberg 1906 dem Kanton Thurgau mit der Auflage, ein Napoleonmuseum einzurichten und das Anwesen einem gemeinnützigen Zweck zuzuführen. Aus der von Eugénie geforderen Zweckbindung erwächst ausserdem die Verlegung der landwirtschaftlichen Winterschule an den Arenenberg. Das Schlösschen wurde instandgestellt, ebenso die unmittelbare Umgebung mit Pleasureground, südlicher und westlicher Terrasse (Bilder 3 und 4). Eine kolorierte Postkarte von 1930 zeigt die Südseite mit einem zentralen Brunnenbecken, begleitet von Wechselflorrabatten und Hochstammrosen. Das Gelände ist noch immer leicht abfallend wie zur Zeit des Todes von Hortense. So sorgfältig mit diesen Gartenbereichen umgegangen wurde, so rücksichtslos wurde der restliche Parkteilland- und forstwirtschaftlich genutzt.
Hortenses Lustgarten muss zwischen 1907 und 1949 vereinfacht und umgeformt worden sein.[14] Das Brunnenbecken wurde mit Erde zugeschüttet, nachdem sein steinerner Rand entfernt worden war. Ebenso wurden die meisten Wege verschüttet sowie die Grotte. Noch um 1900 ist sie – malerisch eingewachsen – auf einem Foto als Hintergrund einer Blaskapelle zu sehen.[15] Um 1950 erfährt die Anlage beim Schloss noch einmal eine erhebliche Veränderung, unter anderem wird das Zelt der Hortense auf der Ostseite des Parks als innen zeltartig bemalter Holzständerbau wiederhergestellt (Bild 2).
Den gröbsten Eingriff stellt allerdings der Bau des neuen Schulhauses 1973/74 dar. Sein Volumen verändert die räumliche Situation im Ostteil des Parks einschneidend und beeinträchtigt nachhaltig die bis anhin noch recht idyllische Gesamtanlage. Für unser heutiges Empfinden geradezu haarsträubend mutet der Umgang mit dem Aushub an. Er wurde neben der Baustelle über die nördliche Hangkante gekippt, der Lustgarten der Hortense wurde buchstäblich verschüttet und unter einem bis zu vier Meter hohen Schuttkegel begraben.
Anmerkungen
[1] Abbildung «Der Schlosspark von Ismaning». Sepiazeichnung von Hortense de Beauharnais. Vor 1824. SAABS: Dominik Gügel, «Die Exilgärten der Königin Hortense», in: Dominik Gügel, Christina Egli: Arkadien am Bodensee – Europäische Gartenkultur des beginnenden 19. Jahrhunderts. Verlag Huber, Frauenfeld, Stuttgart, Wien, 2005, S. 106
[2] Die Abkehr vom strengen französischen Stil begann kurz nach der Jahrhundertwende mit der Kritik an seinen Auswüchsen. Unter anderem forderte der Dichter und Satiriker Alexander Pope schon 1713 im «Guardian» die Rückkehr zur «liebreizenden Schlichtheit der schmucklosen Natur». Eine Naturrevolution. Der Englische Landschaftsgarten. In: Penelope Hobhouse. Der Garten. Eine Kulturgeschichte, London 2002, S. 206
[3] Collectors and Collecting. In: Ray Desmond. The History of the Royal Botanic Gardens Kew. Kew 2007
[4] Hirschfelds «Theorie der Gartenkunst in fünf Bänden. 1779–85» ist eine vehemente Streitschrift für den englischen Landschaftspark und war in Deutschland und Frankreich, wo gleichzeitig mit der deutschen Ausgabe eine viel beachtete französische Übersetzung erschienen war, das bekannteste und wichtigste theoretische Werk zu diesem Thema. Siehe: Hirschfeld, Christian Cay Lorenz. In: Patrick Taylor. The Oxford Companion to the Garden. Oxford 2006. S. 222
[5] Claudia Moll, «Das geheimnisvolle Tal», in: TEC 21, Nr. 11/2006, S. 5 ff .
[6] Regula Gubler Cornelissen: Archäologische Untersuchungen in der Gartenanlage von Schloss Arenenberg. Gutachten. Frauenfeld 2004
[7] Gutachten von Staufer & Hasler Architekten im Auftrag des Hochbauamtes des Kantons Thurgau: Napoleonmuseum Arenenberg. Landwirtschaftliches Bildungs- und Beratungszentrum Arenenberg. Grundlagen und Bestandserfassung. Frauenfeld 2002
[8] Dominik Gügel, «Schloss Arenenberg und sein Landschaft spark», in: Gügel, Egli, S. 111
[9] ibid., S. 112
[10] ibid., S. 128
[11] Die Datierung des Plans ist umstritten. Regula Gubler Cornelissen geht in ihrem Gutachten «Archäologische Untersuchungen in der Gartenanlage von Schloss Arenenberg» von 2004 von einer ersten Fassung des Plans um 1832 aus, der Entstehungszeit der Kapelle neben dem Schloss
[12] Dominik Gügel, «Schloss Arenenberg und sein Landschaft spark», in: Gügel, Egli, S. 161–163
[13] Gutachten Schlosspark Arenenberg. Staufer & Hasler Architekten mit Martin Klauser Landschaftsarchitekt. Im Auftrag des Hochbauamtes des Kantons Thurgau. Frauenfeld 2005. S. 86 ff .
[14] Gartendenkmalpflegerisches Konzept
[15] www.napoleonpark.ch/bildergalerieTEC21, Mo., 2008.08.18
18. August 2008 Hansjörg Gadient
Sorgfältige Bergung
Ein Jahrhundert lang war der Lustgarten der Hortense de Beauharnais, Königin von Holland und Mutter Napoleons III., vergessen. Im Wortsinn verschüttet, lag er unter einer dicken Decke Aushub begraben und wurde langsam von einem Wald überwachsen. Der Hinweis einer Expertin und die vereinten Anstrengungen aller Beteiligten haben dieses gartenhistorische Juwel wieder auferstehen lassen.
Im Herbst des Jahres 2000 fragte das Thurgauer Hochbauamt die Landschaftsarchitektin und Leiterin der Zürcher Gartendenkmalpflege, Judith Rohrer-Amberg, um Rat für die Pflege der Wechselflorrabatten der Terrassen beim Schloss. Sie empfahl unter anderem, die direkt an den Schlossmauern liegenden Rabatten aufzuheben. So würde der Bau wieder in einer Kiesfläche stehen, was dem Zustand zu Hortenses Zeiten eher entsprach.
Bei ihren historischen Recherchen war die Spezialistin auf Pläne und Bilder gestossen, die sie auf die Bedeutung des ganzen Parks aufmerksam werden liessen. So schrieb sie: «Das eigentliche gartenhistorische Juwel – die Eremitage – lag nicht im hausnahen Bereich, sondern am steilen Nordhang bis zum Seeufer reichend. Der Plan aus 1860 dokumentiert noch in relativ umfangreicher Weise den ehemaligen Bestand, der heute nur noch fragmentarisch oder überhaupt nicht mehr vorhanden ist.» Und weiter: «Die wichtigste und kostbarste Voraussetzung ist jedoch gegeben: Der Park ist durch die Schenkung von 1906 in seinem gesamten Umfang erhalten und gesichert. Dies sollte für den Kanton Ansporn genug sein, diesen lange vernachlässigten Teil des Ensembles nun würdig zu pflegen und damit die Attraktivität des Napoleonmuseums noch massgebend zu steigern. […] Im Jahr 2006 jährt sich die Schenkung des Zrenenbergs zum hundertsten Mal. Dieses Jubiläum ist ein idealer Aufhänger für die Restaurierung des Schlossparkes!»[1] Mit diesem Bericht begann das aufwendige Unterfangen, den Lustgarten der Hortense auszugraben und aus seinem Dornröschenschlaf zu wecken. Für das Jubiläumsjahr 2006 reichte es nicht ganz, aber im August 2008 wird eine Anlage eingeweiht, die, genau wie es die Expertin vorhergesagt hatte, zur Aufwertung des Napoleonmuseums führen wird und das Manko des stark beeinträchtigten nahen Umfeldes des Schlosses zu einem guten Teil wettmachen kann.
Grabungen und Funde: Parfumflakons und Eisenhaken
2002 wurde das Frauenfelder Büro Staufer & Hasler Architekten mit einer Studie zu den Bauten und Anlagen des Napoleonmuseums und des landwirtschaftlichen Bildungs- und Beratungszentrums Arenenberg beauftragt. Ihre Befunde und der auf 1861 datierte Plan «Schlossgut Arennenberg» lieferten wichtige Hinweise für die Sondierungen. Zu diesem Zeitpunkt war der Garten der Hortense ein Mythos, von dem nichts zu sehen war. Einzig das gartendenkmalpflegerische Gutachten liess hoffen. Ob man aber unter dem Schuttkegel verlässliche Spuren finden würde und wenn ja, welche, war unklar. 2004 begannen die archäologischen Grabungsarbeiten im Bereich der Eremitage, nachdem einige Bäume und viel Unterholz entfernt worden waren. Mit 14 Sondierungsschnitten und weiteren Grabungen konnten die Archäologen entscheidende Hinweise für den unter dem Schuttkegel zu erwartenden Bestand und die Geschichte des Ortes erarbeiten.
Noch sichtbar waren zu diesem Zeitpunkt der Bogen der Eingangsgewandung zum Latrinenstollen und der Zugang zum Eiskeller. Von beiden Anlagen war aber nicht wirklich klar, wozu sie gedient hatten.[2] Die Funde zeigten nun, worum es sich handelte. Der Latrinenstollen führte zwanzig Meter tief in den Berg, wo er in einem Becken endete. Von oben führte eine Tonröhre von den Toiletten im Schloss zu diesem Becken, einer Fäkaliengrube. Darin fanden sich Toilettenartikel französischen Ursprungs aus dem späten 19. Jahrhundert, Zahnbürsten und zerbrochene Parfumflakons.
Eiskeller gehörten zu dieser Zeit zur üblichen Ausstattung eines Landhauses. Hier wurde das im Winter geschnittene Eis gelagert, das sich bis in den Spätsommer hielt. Abflussleitungen für Wasser, ein Eisenhaken über der Tür (als Aufhängung eines Flaschenzuges) und der Vergleich mit anderen Anlagen stellten sicher, dass es sich tatsächlich um einen ehemaligen Eiskeller handelt. Kaschiert wurde er als Grotte mit Tuffsteinbrocken. Dass Zugänge zu Eiskellern auch in anderen Anlagen als Tempelchen oder Grotten gestaltet wurden, ist belegt. In der Eiskammer fand sich eine originale Eisentür. Auf eine Abgrabung im Bereich der vermuteten Eremitage wurde verzichtet, weil hier die Schuttschicht noch sehr viel stärker war. Von der Grotte der Eugénie fanden sich in den Sondierungen keine Spuren.
Gussasphalt und Tuffstein
Der Fund des Springbrunnens war ein Glücksfall. Aufgrund der Position im historischen Plan wurde mit einem Schaufelbagger ein Graben angelegt, der unter einer vier Meter dicken Schicht aus Erdreich direkt auf die Reste des Brunnenbeckens stiess. Dabei fand man nicht nur das Becken mit einem Durchmesser von 7.6 Metern, sondern auch sein Zentrum mit Zuund Abfluss sowie einen Kontrollschacht. Die unterschiedlichen Schichten legten nahe, dass der Brunnen in einer ersten Phase wohl von Menschenhand mit einer lehmigen Erde abgedeckt wurde, auf der sich später der Humus eines Wald- oder Wiesenbodens gebildet hatte. Erst über dieser Schicht lag die etwa 3.5 Meter dicke Schuttschicht des Aushubs, der beim Bau der landwirtschaftlichen Winterschule von 1973/74 anfiel. Die Zu- und Ablaufrohre waren mit Holzstöpseln verschlossen, was auf eine sorgfältige Stilllegung schliessen lässt. Auch die Tatsache, dass der ganze Brunnenrand vor der Überdeckung völlig entfernt wurde, legt den Schluss nahe; erhalten war sein Fundament, das darauf hindeutete, dass der Rand etwa 30 bis 40 cm breit gewesen sein dürfte. Das Becken war sorgfältig aus Backsteinen gemauert und mit einer Lage aus Gussasphalt und Feinkies abgedichtet. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts waren Asphalt oder Natur-Bitumen ein ungewöhnliches Dichtungsmittel. Belegt ist ihre Verwendung um 1839 zusammen mit Kies oder Sand als Abdeckung von Trottoirs. Kurz nach der Schenkung – so kann nur vermutet werden – wurde der Brunnen stillgelegt und abgedeckt.
Von der Eremitage war in dieser Phase noch nichts gefunden worden. Angesichts der Grabungszeit von nur einem Monat und der beschränkten Mittel musste die Suche vertagt werden, zumal der Schuttkegel des Aushubs hier noch dicker war als über dem Brunnen. Die noch erkennbaren Baumstrünke wurden erfasst und nach Holzarten bestimmt. Leider liess der Zustand des Holzes aber kaum sichere Schlüsse auf den Zeitpunkt der pflanzung zu. Vergleiche von Befunden mit Abbildungen aus der Zeit waren für die Neubepflanzung jedoch eine wichtige Hilfe.
Basierend auf diesen Befunden beauftragte das Hochbauamt des Kantons Thurgau die Architekten zusammen mit dem Landschaftsarchitekten Martin Klauser noch im gleichen Jahr mit einer Projektskizze für die Wiederherstellung des Schlossparks. Darin bewerteten die Autoren den Park als bedeutendes Gartendenkmal und schlugen eine auf fünf Interventionsfelder verteilte schrittweise Wiederherstellung vor (s. Kasten «Die weiteren Schritte»). Der Lustgarten der Hortense sollte den Auftakt bilden.
Nachdem klar geworden war, welcher Schatz unter dem Schutt lag und welches Potenzial der Park aufwies, beschloss die Stiftung Napoleon III – 2001 mit dem Ziel gegründet, die Aktivitäten des Napoleonmuseums zu unterstützen –, sich in erster Linie der Wiederherstellung des Parkes zu widmen. Sie beauftragte das Büro Staufer & Hasler mit einem ersten Schritt. Nach der Entlassung eines Teiles des Aufwuchses aus der Festlegung als Wald konnten die Rodung und der Abtrag des riesigen Schuttkegels beauftragt werden. 2007 wurden 4500 m³ Erde und Bauschutt entfernt, um auf das ursprüngliche Terrain und zu den Resten der Bauten zu gelangen. Dabei kamen aber nicht nur die oben genannten Bauten zu Tage, sondern auch die als «Grotte der Eugénie» bezeichnete Tuffsteingrotte, allerdings in sehr schlechtem Zustand. Auch die in Tuffstein gestaltete Rückwand des eigentlichen Eremitage-Häuschens wurde gefunden. So wurde es mit Hilfe von Fotografien und Stichen möglich, alle relevanten Teile dieses Gartenteiles wiederherzustellen. Der Hang hinter der Grotte und der Eremitage allerdings sah kahler aus als erwartet, weil hier sehr viel nackter Fels anstand. Vom ehemals vorhandenen Weg zwischen Lustgarten und Kapelle war nichts mehr vorhanden. Der Rutschhang hatte alle Spuren verschüttet.
Hebung des Schatzes: Reparatur, Rekonstruktion, Neubau
Unter strengen Budgetvorgaben (siehe nebenstehenden Kasten) und mit einem engen Zeitplan sahen sich die Architekten und Landschaftsarchitekten vor die Aufgabe gestellt, diesen Teil des Gartens wiederherzustellen. Dabei waren von Reparaturarbeiten bis zu völlig neuen Anlageteilen alle Stufen von Wiederherstellung notwendig. An noch vorhandenen und weitgehend intakten Teilen wie dem Latrinenstollen wurden nur Sicherungs- und Reparaturarbeiten vorgenommen. Beim Eiskeller musste ausser der Sanierung des Gewölbes der Zugang neu gebaut werden; eine Fassung mit Stahlplatten in Analogie zur noch erhaltenen Eisentür macht den zeitgenössischen Eingriff sichtbar. Das Becken des Springbrunnes musste neu gebaut werden: Entsprechend der ursprünglichen Bautechnik wurde es neu gemauert und mit der historisch belegten Asphaltschicht abgedichtet. Auch die Speisung entspricht dem ursprünglichen Zustand, wird der Springstrahl doch von einer der vorhandenen Zisternen beim Schloss gespeist. Der fehlende Beckenrand schliesslich musste nach den historischen Abbildungen wiederhergestellt werden.
Das Eremitagehäuschen war durch die Rückwand lokalisiert und in seinen Schnittdimensionen nachweisbar. Zudem gab es eine alte Fotografie, die das Material und einzelne Details der Gestaltung erahnen liess. Nach diesem Befund entwarfen die Architekten die neue Eremitage und liessen sie als Holzständerbau in Thurgauer Eiche bauen und mit Zedernschindeln eindecken. Zu den traditionellen Zimmermannstechniken gesellte sich ein technologisches Element: die mit CNC-Frästechniken ornamentierten Paneele und Türen. Eingefräst ist ein leicht an keltische Ornamentik erinnerndes Muster, das die Flächen strukturiert und die Eremitage mit einem Hauch von Rätselhaftigkeit mystifiziert. Mit der Sanierung der Grotte wurde der Stuckateur und Gipser Stefan Meier betraut, der eine reiche Erfahrung mit der Wiederherstellung dieses in der Belle Epoque so beliebten Gartenelements hat. Für die Verkleidung beschaffte er Wasserkalke und Tuffsteinbrocken vor allem aus Slowenien. Die Grotte war ursprünglich mit Steinen aus der Hölloch-Grotte im Muothatal ausgekleidet gewesen, die heute nicht mehr zur Verfügung stehen. Angeleitet von dem einzigen erhaltenen Bild, arrangierte er die Steine in malerischen Vor- und Rücksprüngen, geschickt die Schönheiten der Volumen und Strukturen herausstellend. Dahinter speist ein System aus Wassertanks und -leitungen die Wand, die sich nach und nach bemoosen wird. Zusammen mit dem neu gepflanzten Besatz wird sich das mit einer melancholischen Färbung komponierte Bild des ausgehenden 19. Jahrhunderts wieder einstellen. Vollkommen neu musste der Steg zwischen dem Lustgarten und der Schlosskapelle formuliert werden. Hier fehlten jegliche Spuren. Nur der Plan von 1860 zeigte, dass hier einmal eine direkte Verbindung im steilen Gelände existierte.
Die Bepflanzung folgt den spärlichen Schilderungen von Zeitgenossen und den Befunden der Archäologie: Koelreuterien, Robinien und Pinien. Die im Plan verzeichneten Blumenbeete wurden mit Wechselflor bepflanzt. In die Rasenflächen sind einzelne kleinere Beete mit Stauden und Gehölzen integriert, so wie sie in der Aufnahme von Wucherer zu erkennen sind. Die Waldränder wurden mit Gehölzen und Stauden bepflanzt, sodass sich hier ein Waldsaum entwickeln wird. Den Blick Richtung See rahmen links die imposante Eiche, die noch aus der Zeit Hortenses stammt, und rechts die bis fast zu den Wipfeln astlosen Buchen, die bei den Rodungsarbeiten stehen gelassen wurden. Ihre seltsame Gestalt erinnert an Bäume auf den Darstellungen, die von Malmaison (siehe Artikel «Verschütteter Schatz» S. 30 ff.) erhalten sind.
Pittoreskes Palimpsest
Das verbindende Ziel aller Massnahmen war eine atmosphärisch stimmige Gesamtanlage, die es den Besuchern erlauben würde, sich in die Zeiten von Hortense und Eugénie zu versetzen. Das Ergebnis ist ein in der Gartendenkmalpflege häufiges Palimpsest verschiedener Zeitschichten am selben Ort. Neben den historischen Schichten steht der Beitrag unserer eigenen Zeit mit dem neuen Steg. Aber auch die Tatsache, dass diese Schichten wieder ans Licht geholt und in Wert gesetzt wurden, ist für unsere Zeit typisch. Das Ergebnis ist überraschend und überzeugend, nur die Neuheit des Ganzen stört noch. Es wird einige Zeit brauchen, bis das Holz der Eremitage vergraut sein, der Sandstein des Brunnenrands Flechten angesetzt haben und sich die Natur der Hangflanke bemächtigt haben wird. Für die Gesamtanlage des Arenenbergs ist der wieder auferstandene Lustgarten der Hortense eine grossartige Bereicherung. In der Projektskizze für die Wiederherstellung der Gesamtanlage war dieser Kraftakt jedoch erst das erste von fünf Interventionsfeldern. Der Stiftung Napoleon III und dem Kanton ist zu wünschen, dass sie sich vom Erfolg für die noch folgenden vier Felder inspirieren lassen und die Wirkung von Bau und Park als Gesamtkunstwerk durch weitere Rekonstruktionen und Korrekturen noch steigern. Das Beispiel Arenenberg wird Schule machen, weil es die herausragende Bedeutung eines historischen Gartens illustriert – selbst wenn er mit vergleichsweise bescheidenen Mitteln wiederhergestellt wird.
Anmerkungen
[1] Judith Rohrer-Amberg: Schlosspark Arenenberg. Gartendenkmalpflegerische Hinweise. Kurzbericht im Auftrag des Hochbauamtes des Kantons Thurgau. November 2000
[2] Regula Gubler Cornelissen: Archäologische Untersuchungen in der Gartenanlage von Schloss Arenenberg. Gutachten des Amts für Archäologie des Kantons Thurgau. Frauenfeld 2004TEC21, Mo., 2008.08.18
18. August 2008 Hansjörg Gadient