Editorial

anthos, die Schweizer Zeitschrift für Landschaftsarchitektur, widmet sich seit jeher der Entwicklung und Gestaltung unserer Landschaften, in Einzelbeiträgen oder in thematischen Heften.

Das vorliegende Heft, das den ambitiösen Titel «Zukunft Landschaft Schweiz» trägt, hat anthos in Partnerschaft mit dem 2006 gegründeten «Forum Landschaft» gestaltet, welches sich als interdisziplinäre Plattform versteht, den Diskurs zwischen Forschung und Praxis sucht und das Thema «Landschaft» in eine breite Öffentlichkeit tragen möchte. Der BSLA ist Mit-Initiant und Gründungsmitglied des Forums.

Die grossen Herausforderungen, vor allem der weiterhin ungebremste Siedlungsdruck, verstärkt durch Gemeindeegoismen und einen verheerenden Steuerwettbewerb, die Umstrukturierungen in der Landwirtschaft, begleitet von einer aus landschaftlicher Sicht ungenügenden Landwirtschaftspolitik, sowie der Wandel unseres Klimas, auf den vorerst nur mit Worten reagiert wird, sind Ausgangspunkt der Diskussion. Aber auch die sich wandelnden gesellschaftlichen Anforderungen an die Landschaft. Fachleute verschiedener Disziplinen wurden eingeladen, Visionen, Bilder und Vorstellungen, Strategien und Methoden zur Entwicklung und Gestaltung der Landschaft Schweiz zu formulieren.

Einig sind sich alle Autorinnen und Autoren, dass die Landschaft, als unser Lebensraum und Ort der Identifikation, einen grundsätzlich neuen Stellenwert erhalten muss. Ein Paradigmenwechsel ist nötig, indem Landschaft nicht nur als Nebenprodukt betrachtet wird, sondern als nachgefragtes, bewusst gestaltetes öffentliches Gut. Erforderlich ist die Abkehr von sektoralem Denken und Handeln, vom Vorrang der Eigentümer- und Partikularinteressen, die heute zu einem Qualitätsverlust der Landschaft führen.

Die Artikel zeigen Handlungsfelder, Wege, Modelle, Strategien und Methoden auf, wie die Qualität und Funktionsfähigkeit der zukünftigen Landschaft gesichert werden kann. Handlungsbedarf besteht bei der Erarbeitung von weiterreichenden Visionen, Entwicklungsszenarien, Bildern, die provozieren und die Diskussion vorantreiben. Hier zeigt sich eine Lücke in der Forschung, welche sich heute erst ansatzweise oder nur auf genereller Ebene an echte Visionen, an konkretisierte Szenarien heranwagt.

Ein aktueller Bezug besteht zu zwei Volksinitiativen, die zurzeit lanciert werden: zur Initiative «Raum für Mensch und Natur (Landschaftsinitiative)» und zur «Volksinitiative für ein gesundes Klima». Beide Initiativen können wesentlich dazu beitragen, die Rahmenbedingungen für eine positive Entwicklung unserer Landschaft zu verbessern. Es muss auch gelingen, im vorgesehenen «Raumkonzept Schweiz» sowie bei der Aktualisierung des Eidgenössischen Raumplanungsgesetzes der Landschaft einen grundsätzlich neuen, wesentlich grösseren Stellenwert zu geben. Bernd Schubert

Inhalt

- Editorial

Maya Kohte, Johannes Stoffler
- Landschaften für morgen!

Raimund Rodewald
- Landschaftsgestaltung im Zeichen der Anerkennung ideeller Werte

Matthias Stremlow
- «Landschaftskultur» der Achtsamkeit - ein Modell

Annemarie Bucher, Manfred Gerig, Michèle Novak, Elisabeth Sprenger
- Landschaftsbilder - Zur visuellen Vermittlung von Landschaft

Gustrav Munz, Brigitte Decrausaz
- Landwirtschaft schafft Landschaft

Priska Baur
- Landschaft: das «Produkt» von Natur, Eigentümerinteressen und Politik

Franz Oswald
- Umbruch der Landschaft - Wende der Urbanität?

Margit Mönnecke
- Landschaftsplanung als Überwindung des sektoralen Denkens

- Porträt
- Schlaglichter
- Mitteilungen der Hochschulen
- Wettbewerbe und Preise
- Agenda
- Literatur
- Bezugsquellen Schweizer Natursteine
- Bezugsquellen Schweizer Baumschulen
- Produkte und Dienstleistungen
- Impressum

Landschaften für morgen!

Zur besonderen Wertschätzung und Identität der Schweiz tragen wesentlich ihre Landschaften bei. Als alltägliche Lebenswelt sichern sie eine hohe Lebensqualität und in der Folge ökonomische Standortqualität. Der Begriff Landschaft wird in der Regel positiv konnotiert. «Bäume, Hecken, einen Strauß von Blüthen, Hügel, die sich kreuzen und die lieblichsten Täler bilden» – das war die Landschaft der Empfindsamkeit, die Johann Wolfgang von Goethe in seinem Werther beschrieb und literarisch überhöhte.3 Sie war ihm «hold und gut», wie er in einem Gedicht über den Zürichsee 1789 festhielt.4 Inzwischen haben sich die bäuerlich geprägten Kulturlandschaften um Zürich verändert, sind Agglomerationslandschaften geworden. Den «Strauß von Blüthen» – freilich in einem neuen Farbengemisch – finden wir auch heute noch zwischen Siedlungs- und Verkehrsbauten. Zum Blumenpflücken fahren wir aber immer noch am liebsten in die Berge. Es stellt sich daher die Frage, welche Aufmerksamkeit und welche Wertschätzung wir heute unseren verschiedenen Landschaften schenken – auch im Hinblick auf ihre zukünftige Entwicklung und Gestaltung. Die Uhr lässt sich nicht zurückdrehen. Doch was bedeutet eine qualitätsvolle Landschaft heute und welche Ziele sollen für die Zukunft verfolgt werden?

Herausforderungen – Chancen für die Zukunft?

Wir stehen hinsichtlich Dynamik und Ausmass der Landschaftsveränderungen vor neuen Herausforderungen: Mit dem Klimawandel werden sich die Schweizer Landschaften in wenigen Jahrzehnten grundsätzlich verändern, wesentliche Auswirkungen sind bereits bei den Gletschern und Permafrostgebieten sowie bei Hochwasserereignissen sichtbar. Die Veränderungen in der Landwirtschaft werden grossräumige ökologische, funktionale und ästhetische Auswirkungen zur Folge haben, zum Beispiel Tendenz zur Konzentration auf wenige grosse Betriebe, Flächenaufgabe an Produktionsrandgebieten sowie veränderte Wirtschaftsweisen und Angebote in und am Rande von Ballungsräumen. Mit der weiter fortschreitenden Siedlungsentwicklung werden rurale Landschaften verschwinden und neue urbane Lebenswelten entstehen.

Um weiterhin eine hohe Landschaftsqualität zu sichern oder neu zu entwickeln, besteht eine Verantwortung, auf diese Veränderungen zu reagieren. Die Massnahmen müssen über einen restriktiven Schutz hinausgehen und aktiv die Entwicklung und Gestaltung unserer zukünftigen Landschaften angehen. Dann können die Herausforderungen gegebenenfalls auch als Chancen für die Zukunft verstanden werden.

Zufall oder Gestaltung?

Die verschiedenen Landschaftsräume werden durch zahlreiche unterschiedliche Massnahmen geformt, welche die Landschaft mitprägen, dies jedoch nur selten im Voraus thematisieren. Die Massnahmen zur Landschaftsgestaltung beschränken sich in der Regel auf einzelne, begrenzte Gebiete. An der Formung der Landschaft sind zahlreiche Akteure mit vielfältigen Interessen beteiligt. Jede Massnahme hat für sich einen Sinn, ihr Zusammentreffen ist jedoch in der Folge nicht unbedingt gewollt und sinnvoll. Die Antwort hierauf können weder ein Laisser-faire noch kaum durchsetzbare, restriktive Regime zum Landschaftsschutz sein. Benötigt werden vielmehr dynamische Gestaltungskonzepte für gelenkte Entwicklungsprozesse unserer vielfältigen Landschaften.

Traditionen und Visionen

Zur Sicherung und Entwicklung von Landschaften bestehen Erfahrungen in der Schweiz: Der Heimatschutz und der Landschaftsschutz widmen sich dem Bewahren von Kulturgut. Es besteht auch eine praktische, durchaus innovative Tradition der Garten- und Landschaftsgestaltung. Massnahmen wie die Gewässerkorrektionen oder die urbanen Ufergestaltungen haben weiträumige Landschaften geprägt. Die Herausforderung besteht darin, unsere bisherigen Erfahrungen und Kenntnisse für die Zukunft zu nutzen, denn die Fragestellungen sind heute um ein Vielfaches komplexer geworden. Landschaft zu gestalten ist daher nicht allein eine Aufgabe der Praxis, sie verlangt auch empirische, wissenschaftliche Forschung. Für Entscheidungen über zukünftige Entwicklungen benötigen wir eine Diskussion von Visionen.

Soll die Landwirtschaft in Stadtnähe eine neue Rolle mit Freizeitaktivitäten übernehmen?
Soll sie sich in erster Linie als Pflegerin der Schweizer Landschaften begreifen? Oder sollen grosse Regionen natürlich wieder bewalden?
Soll die Siedlungsentwicklung mit einer hohen urbanen Dichte als Gegensatz zum Land oder dispers als Stadtlandschaft mit lokalen Kreisläufen nachhaltig gestaltet werden?
Soll die Landschaft ein Konglomerat traditioneller Bilder sein, sollen heutige Landschaften «ästhetisiert» werden oder gilt es, neue Vorstellungen zu entwickeln?
Sollen über diese Fragen Experten entscheiden, der allgemeine Wille oder der Wille aller?

Mut zur Zusammenarbeit in Forschung und Praxis

Um unsere pluralistischen Landschaften als Ganzes gestalten zu können, müssen alle Beteiligten zusammenwirken. In der Praxis kann eine weitergehende Kooperation für das Zusammenwirken der zahlreichen Akteure eine weitere Abstimmung ermöglichen. In der Wissenschaft können die verschiedenen Disziplinen von einem wechselseitigen Austausch profitieren, denn erst dann können die unterschiedlichen Aspekte von Landschaft berücksichtigt werden. Schliesslich lernen auch Praxis und Wissenschaft voneinander. Nur so können weitere Ansätze und Visionen, Methoden und Instrumente entwickelt werden.

Ein Netzwerk für die Landschaft von morgen

Mit dem Ziel, diese Aufgabe anzugehen, wurde im Januar 2006 in Bern das Forum Landschaft gegründet. Gründungsmitglieder des Vereins sind Fachleute aus Praxis und Verwaltung sowie Forschende verschiedener Schweizer Hochschulen und Forschungsinstitutionen.
Ziel des Forums ist die Thematisierung der Landschaft im umfassenden Sinne der europäischen Landschaftskonvention. Insbesondere sollen die bewusste Landschaftsgestaltung, wissenschaftliche Forschungsprojekte und der Diskurs Forschung/Praxis gefördert sowie die öffentliche Diskussion über Landschaft angeregt werden. Zur Umsetzung dieser Ziele wird zurzeit ein Netzwerk Landschaft aufgebaut und gepflegt, zu dem alle Akteure, Forschenden und Lehrenden im Bereich Landschaft eingeladen sind.

Eine Internetseite www.forumlandschaft.ch informiert über die Aktivitäten des Forums und bietet Datenbanken zu Forschungsprojekten im Bereich Landschaft sowie zu aktuellen Veranstaltungen. An Tagungen und auf Workshops werden im Diskurs Fragen zur Entwicklung und Gestaltung der Landschaft aus der Sicht verschiedener Forschungsdisziplinen sowie aus Verwaltung und Praxis thematisiert. Forschungsprojekte sollen initiiert werden. Publikationen dienen einer Sensibilisierung der weiteren Öffentlichkeit.

Finanziert wird die zweijährige Startphase von der Schweizer Akademie der Naturwissenschaften, dem Bundesamt für Umwelt, dem Bund Schweizer Landschaftsarchitekten und Landschaftsarchitektinnen, der Stiftung Landschaftsschutz Schweiz und Mitgliederbeiträgen. Dem Vorstand des Forums gehören Personen aus unterschiedlichen, landschaftsrelevanten Bereichen an. Ein wissenschaftlicher Beirat von ausgewiesenen Experten übernimmt es, die Qualität der Arbeit fachlich zu sichern.
Mit der Konzeption dieses anthos-Heftes möchte das Forum Landschaft verschiedene Positionen unterschiedlicher Disziplinen zur zukünftigen Landschaftsgestaltung zur Diskussion stellen und für die Entwicklung von Visionen zur Zukunft Landschaft Schweiz anregen.

anthos, Di., 2007.09.25

25. September 2007 Maya Kohte, Johannes Stoffler

Landschaftsplanung als Überwindung des sektoralen Denkens

Landschaft ist in letzter Zeit wieder verstärkt ein Thema. Damit in Zukunft die Multifunktionalität der Landschaft gewahrt bleibt und nicht einzelne Sektoralpolitiken dominieren, braucht es die Landschaftsplanung.

Es ist das Jahr 2032. Bei einer Fahrt durch das Zürcher Oberland komme ich an Gemeinden vorbei, in denen die HSR vor fast 25 Jahren die Erarbeitung von Landschaftsentwicklungskonzepten begleitet hat. Im Vergleich zu 2007 zeigt sich ein neues Bild der Landschaft: Die Gemeinden haben sich flächenmässig ausgebreitet, die letzten Baureserven sind verbaut, es ist städtischer geworden. Dennoch betonen die mit Einzelreihen sowie mit Baumgruppen und -streifen gestalteten Siedlungsränder und Ortseingangsbereiche die Unterschiede zwischen besiedeltem und unbesiedeltem Raum. In Räumen, in denen dies nicht mehr möglich war, sind die Siedlungsgebiete zu einem grossen städtischen Raum zusammengewachsen. Dieser neue «Stadtraum» ist durch grosszügig angelegte Alleen und grüne Erholungsbänder strukturiert. Ich fühle mich wie in einem Stadt-Landschaftspark.

Bäche, die früher eingeholt waren, sind offen gelegt; sie schlängeln sich durch die landwirtschaftlich geprägte Landschaft, die vielfältig wirkt: Intensiv genutzte Landwirtschaftsflächen für den Futterbau grenzen an Flächen mit Triticale und Phacelia, die für die regional betriebene Biogasanlage verwendet werden.

Trespen-Halbtrockenwiesen und Kammgras-Weiden dehnen sich am Hangfuss aus. Neu gepflanzte Obstgärten sind ebenso zu erkennen wie kleinere Grünstreifen und -bänder mit kleinen Wäldchen, Bäumen, Gehölzen, Wiesenstreifen und Wegen, die sich durch die unbesiedelte Landschaft ziehen. Sie finden ihre Fortführung in den Siedlungsräumen, in denen neue Plätze geschaffen sind, die zum Verweilen, Spielen und geselligen Zusammensein für alle Generationen einladen.

Zurück von dieser Gedankenreise in die Zukunft, stellt sich die Frage, was für eine solche positive Entwicklung zu tun wäre.
Die Diskussionen um den Stellenwert der Landschaft für die Standortattraktivität sollte für zukunftsorientierte Gemeindepolitiker Anlass sein, der landschaftlichen Entwicklung ihrer Gemeinde mehr Gewicht beizumessen. Einen massgeblichen Beitrag kann dazu die Landschaftsplanung leiten. Im Gegensatz zu anderen raumbezogenen Fachplanungen betrachtet sie die Landschaft aus einem umfassenden Blickwinkel. Vorschläge zur Landschaftsentwicklung beziehen sich auf den gesamten Raum, innerhalb und ausserhalb der Siedlungen. Auf der Grundlage der Analyse der biotischen und abiotischen Naturgüter und unter Berücksichtigung der Landschaftsgeschichte, der kulturellen Besonderheiten sowie der aktuellen Nutzungen und zukünftiger Vorhaben und Planungen werden Vorschläge und Umsetzungsmassnahmen unter partizipativer Mitwirkung der Bevölkerung erarbeitet.

Unverwechselbarkeit der Landschaft sicherstellen

Angesichts einer immer stärker fortschreitenden Zersiedlung des Mittellandes, die einher geht mit einer starken Gesichts- und Identitätslosigkeit der bebauten und unbebauten Landschaft, muss die aktuelle Diskussion um den Stellenwert der Landschaft forciert werden. Die Entwicklungsperspektiven für die Gemeinden dürfen nicht nur auf attraktive Arbeitsplätze, gute Verkehrsanbindungen an die grossen Agglomerationszentren oder auf bezahlbares Bauland zielen. Um in der Standortgunst in vorderster Reihe stehen zu können, sind attraktive unverwechselbare Kulturlandschaftsräume und Erholungslandschaften ebenso wie ein attraktives innerörtliches Freiraumangebot von Plätzen und kleineren Parks wichtig für die Zufriedenheit der Bewohnerinnen und Bewohner. In den derzeitigen Immobilien-Rankings ist die Landschaft ein fester Bestandteil der Bewertung. Das zu Beginn beschriebene Landschaftsbild von 2032 einer klein strukturierten Parklandschaftsstadt will Mut machen, in der Neugestaltung von Landschaft neue Identitäten zu finden. Es muss eine Abkehr von der Uniformität der bestehenden Siedlungsräume im Mittelland geben.

Überkommunal denken und agieren

Um die vielfältigen Anforderungen der Bevölkerung nach attraktiven Wohnquartieren, guter Verkehrsanbindung, abwechslungsreichen Erholungsgebieten mit einem verschiedenartigen Aktivitätenangebot gerecht zu werden, sollten Gemeinden die Chance ergreifen, durch Zusammenarbeit überkommunale Konzepte zu entwickeln. Einen wichtigen Beitrag dazu leisten überkommunale landschaftsplanerische Konzepte. Sie ermitteln die unterschiedlichen landschaftlichen Qualitäten aus ökologischer und landschaftsästhetischer Sicht. Sie zeigen auf, in welchen Räumen Extensivierungs- oder Renaturierungsmassnahmen nötig sind und wo weiterhin Siedlungstätigkeiten tragbar sind oder zu irreversiblen Schäden für Natur und Landschaft führen würden. Da überkommunales Denken den besiedelten Raum einschliesst, ist die Ausscheidung von Siedlungs-, Gewerbeund Industrieflächen in die Landschaftsentwicklung einzubeziehen.

Eine überkommunale Zusammenarbeit ermöglicht ein vielfältiges landschaftsbezogenes Erholungsangebot. Nicht jede Gemeinde muss alles anbieten. Die örtlichen Bedingungen und Nutzeransprüche sollten die Richtschnur sein, an welchen Orten Infrastruktureinrichtungen wie etwa Naturbeobachtungsplattformen, Grillplätze sinnvoll sind und wo Naturerlebnisräume, in denen Kinder und Jugendliche mit Naturmaterialien spielen, experimentieren und bauen können, errichtet werden.

Flächenfunktionen bestimmen

Eine zukunftsorientierte Landschaftsentwicklung zeichnet sich dadurch aus, dass ausgehandelt wird, welche Funktionen die verschiedenen Flächen in Zukunft erfüllen sollen. Es reicht nicht mehr aus zu bestimmen, hier findet Landoder Forstwirtschaft und dort Siedlungsbau statt. Vielmehr ist in einem diskursiven Prozess festzulegen, welche Räume Erholungsfunktion, Produktionsfunktion, Wasserrückhaltefunktion, Naturschutz- oder Wohnfunktion zu erfüllen haben. Sich über zukünftige Funktionen von Räumen zu verständigen, heisst die isolierte Betrachtung von Räumen aus der Perspektive einer Fachdisziplin oder von Sektoralpolitiken aufzugeben. Vielmehr kann diskutiert werden, welche Funktionen die Landschaft in Zukunft erfüllen soll und welche Räume sich besonders dafür eignen. Als Grundlage für eine solche Funktionsbestimmung eignet sich die Landschaftsplanung gut. Zu ihren Aufgaben gehört es, die abiotischen und biotischen Naturgüter sowie die landschaftsästhetischen Qualitäten zu analysieren und Vorschläge zu deren Schutz, Sicherung und Entwicklung zu erarbeiten. Zu diesen Aufgaben gehören auch die Ermittlung der Erholungseignung von Landschaftsräumen sowie das Ausloten von möglichen landschaftsbezogenen Erholungsangeboten.

Partizipation leben

Damit die eingangs geschilderte Situation Wirklichkeit werden kann, sind die Vorstellungen über die zukünftige Landschaftsentwicklung in einem partizipativen Prozess zu entwickeln. Dies schliesst ein, frühzeitig alle relevanten Akteure und Multiplikatoren zu identifizieren und für den Beteiligungsprozess zu gewinnen. Da landschaftsplanerische Projekte für ihre Akzeptanz und ihre Umsetzung auf die Mitwirkung anderer Fachdisziplinen und verschiedener Nutzergruppen angewiesen sind, bestehen hier bereits vielfältige Erfahrungen. Partizipationsprozesse können erfolgreich geführt werden, wenn eine oder mehrere kleinere Arbeitsgruppen kontinuierlich an dem Thema arbeiten und zu wichtigen Entscheidungspunkten die Bevölkerung in einem grösseren Rahmen einbezogen wird, beispielsweise durch Gemeindeorientierungen oder Grossgruppen-Workshops.

Fazit

Der Einfluss einzelner Sektoralpolitiken auf die Landschaft wird längerfristig zu einer Verödung und Uniformität und Austauschbarkeit der Landschaftsräume führen. Nur durch Überwinden und Aufgeben des sektoralen Denkens kann diese Entwicklung korrigiert werden. Die Landschaftsplanung leistet dazu einen entscheidenden Beitrag.

anthos, Di., 2007.09.25

25. September 2007 Margit Mönnecke

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