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Veranstaltung

Gratwanderungen der Moderne
Vortrag
Mi., 2025.09.24, 18:00 Uhr
Az W - Architekturzentrum Wien
Museumsplatz 1
A-1070 Wien


Veranstalter:in: ÖGFA

Das Lager als hybride Architektur

Fast reflexhaft wurden in Zeiten von Krieg und Katastrophen Lager als Mittel zur temporären Unterbringung, Internierung und Kontrolle von Individuen eingesetzt, auch und besonders in der Gegenwart. Mit Blick auf die (Flüchtlings-)Barackenlager des frühen 20. Jahrhunderts öffnet dieser Abend eine neue Perspektive auf die Architektur der Moderne, deren Geschichtsschreibung das Lager seit 1945 lange ausgeblendet oder an den äußersten Rand der Disziplin gedrängt hat.
Die Architekturhistorikerin Antje Senarclens de Grancy versteht Lager als hybride Architekturen, in denen militärische, koloniale, hygienische und sozialdisziplinarische Traditionen ein neues räumliches Ganzes bilden. Wie unter einem Brennglas verdichten, beschleunigen und radikalisieren sich hier im Extremfall Entwicklungen der Moderne: Vorstellungen von Rationalisierung, Normierung und Präfabrikation, von Hygiene, funktioneller Stadtplanung und Infrastruktur, und nicht zuletzt vom maximal „effizienten“ Planen für künftige „Bewohner:innen“.
Im Fokus stehen Flüchtlingslager für Staatsbürger:innen der österreichisch-ungarischen Monarchie als staatlich eingerichtete und von Architekten geplante Instant-Städte. Aus neu erschlossenen Quellen lassen sich empirisch direkte Verbindungslinien zum zeitgenössischen Städte- und Wohnbau nachweisen.
Vortrag: Antje Senarclens de Grancy / TU Graz
Respondenz: Monika Platzer / AzW und Johannes Pointl / Fluchtraum Österreich
Moderation: Christina Linortner/ÖGFA
Antje Senarclens de Grancy ist Architekturhistorikerin und seit 2022 Associate Professorin am Institut für Architekturtheorie, Kunst- und Kulturwissenschaften der TU Graz. Sie forschte an der University of Edinburgh (2018) und der ENSA Paris La Villette (2022). Ihre Schwerpunkte in Forschung und Lehre liegen in der Geschichte und Theorie der Architektur im 19. und 20. Jahrhundert im gesellschaftlichen und politischen Kontext, Reformbewegungen der Moderne, Kanonisierungs- und Ausschlussprozessen der Architekturgeschichte (bzgl. gender/race) sowie Beziehungen und Schnittmengen zwischen Lager und modernem Wohn- und  Städtebau. Ihr Buch „Lager als Architektur. Kriegsflüchtlingslager der Habsburgermonarchie und Architektur der Moderne“ ist 2024 bei Birkhäuser in der Reihe Exploring Architecture erschienen.

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Weiterführende Links:
Österreichische Gesellschaft für Architektur