15. September 2025 - Vorarlberger Architektur Institut
Früher stand hier das Waschhaus, für eine Sanierung war es schon zu spät. Baumeister, Bauherr und Architekt Heribert Amann wollte etwas errichten, das stadtwirksam ist. Die Münchner Landschaftsarchitekten lohrer.hochrein hatten den von Straßen umkreisten, urbanen Platz schön gestaltet, ein Gasthaus fehlte ihm schmerzlich.
Fünfzehn Meter Höhe ließ der Bebauungsplan hier zu, Architekt Benjamin Miatto fügte einen sehr schlichten, durchmodellierten Baukörper in das komplexe, kleinteilige Stadtgefüge. Mit seinen glatten, weißen Wänden und den feinen Schattenfugen bei den eingeschnittenen, rahmenlosen Fenstern wirkt das Haus mit dem schrägen Satteldach fast wie ein Stein, den das Wasser geschliffen hat. Dimension und Position seiner Öffnungen entsprechen den Funktionen im Inneren.
Gastraum und Bar im Ergeschoss öffnen sich großflächig zu Platz und Fluss. Eine abgeschliffene Mauerkante markiert das Gebäudeeck an der Mühlgasse, wo man das Lokal in einer kleinen Nische betritt. Eine Hälfte der Verglasung ist Schiebetür, sodass man gleich auf die Terrasse kann, die sich weiter am Fluss entlang zieht und mit den ersten Sonnenstrahlen gestürmt wird. Auch im Lokal kann man über die gesamte Länge an hohen Scheiben, sitzen und den Wellen hinterher sehen.
Auch die Küche im ersten Stock hat vier Fenster, eines direkt über dem Schlossplatz. Am nödlichsten Spitz des Hauses schraubt sich eine Treppe um den gläsernen Lift in der Mitte: so ist auch der große, atmosphärische Gastraum unter der faszinierenden Holzkonstruktion des Daches barrierefrei zu erreichen. An den Querbalken hängen sehr schlichte Kronleuchter, auf dem beschichteten Estrich liegt ein Perserteppich und durch das große Fenster an der Stirnseite schwebt man gleichermaßen über den Schlossplatz. (Text: Isabella Marboe)