28. April 2025 - aut. architektur und tirol
Das Potential dieser Nähe zum Naturraum für die Bewohner:innen möglichst gut zu nutzen, ist zentraler Entwurfsansatz des siegreichen Projektes von Manfred Gsottbauer. Er platziert auf dem Baugrund einen U-förmigen Baukörper, der gegenüber dem Erschließungsniveau so weit angehoben wurde, dass eine direkte, barrierefreie Anbindung der Aufenthaltsbereiche des Heimes an den weitgehend naturbelassenen Grünraum möglich wurde. Gleichzeitig konnten dadurch die Erdbewegungsarbeiten im felsigen Untergrund gering gehalten werden. Der Haupteingang liegt auf der Platzebene, direkt gegenüber dem Eingang des bestehenden Heimes, an das die Erweiterung im Untergeschoß über einen witterungsgeschützten Verbindungsgang angebunden ist. Ein Lift und eine Treppe führen hinauf in das erste Obergeschoß, in dem sich alle öffentlichen Bereiche wie ein Mehrzweckraum und ein Café mit vorgelagerter Südterrasse befinden. Wesentlicher Bestandteil des Wettbewerbsprojektes war eine auf dieser Ebene konzipierte Verbindungsbrücke zwischen den alten und neuen Bauteilen des Wohn- und Pflegeheims, die jedoch aus Kostengründen bisher nicht realisiert werden konnte.
Über dieser teilweise in den Hang eingegrabenen Ebene liegen rund um auskragend zwei Pflegegeschoße, die sich durch ihre Holzfassade deutlich vom aufgeständerten Sockel abheben. Klar und übersichtlich organisiert befinden sich hier vier Wohngruppen mit insgesamt 62 Betten. Das Zentrum jedes Geschoßes bilden die Pflegestützpunkte mit einem gemeinsamen Besprechungsraum für das Personal und direktem Zugang zu den Terrassen im Norden. Flankiert wird dieses Zentrum von den gemeinsamen Wohn- und Essbereichen, denen im Süden eine weitere Terrasse zugeordnet ist. Die Zimmer für die Bewohner:innen liegen größtenteils in den Ost-West-orientierten Flügeln, auch hier gibt es mit kleinen Loggien weitere Aufenthaltsmöglichkeiten im Freien. Von den Pflegestützpunkten aus können alle Aufenthaltsbereiche der beiden Wohngruppen überblickt werden, was insbesondere in den Nachtstunden die Betreuung durch eine einzelne Pflegekraft gewährleistet. Die hellen und räumlich differenziert gestalteten Aufenthalts- und Bewegungszonen haben alle Blickbezüge ins Freie und sind so organisiert, dass auch Rundgänge möglich sind.
Im Zuge der Erweiterung wurde auch die früher als Parkplatz genutzte Fläche hinter Krankenhaus und Heim zu einem von allen Einrichtungen gemeinsam nutzbaren Garten umgestaltet. Mit Bäumen, Beeten, Sitzmöglichkeiten und einem kleinen Pavillon erhielten hier Bewohner:innen und Personal hier einen hochwertigen Aufenthaltsbereich. Der Erweiterungsbau umschließt zudem hangseitig einen intimeren Innenhof, wo rollstuhltaugliche Rampen hinauf in den Naturraum und weiter zum Rundwanderweg um den Sintwag führen. (Text: Claudia Wedekind)