03. Dezember 2024 - aut. architektur und tirol
Durch die Aktivierung des Leerstands konnte dringend benötigter neuer Wohnraum ohne zusätzliche Bodenverbrauch zur Verfügung gestellt werden. Waren im desolaten Bestand vorher vier Substandardwohnungen untergebracht, so konnten durch gezielte Eingriffe und das Anheben des Daches neun Wohneinheiten – darunter zwei Maisonettewohnungen mit privaten Dachterrassen – realisiert werden, die über einen neuen Lift erschlossen werden. Dabei wurde die vorgefundene, kleinteilige Raumaufteilung durch das teilweise Entfernen nichttragender Mauern in zeitgemäße Grundrisslösungen umgewandelt und die Wohnungen mit moderner Technik ausgestattet (Fernwärmeanschluss, Glasfaserkabel, zentrale Wohnraumlüftung mit Wärmerückgewinnung). Die aus dem 15. Jahrhundert stammenden Holztrambalkendecken wurden statisch ertüchtigt und denkmalgerecht saniert. Bei der zurückhaltenden Aufstockung wurde die vorhandene Dachkonstruktion im Sinne des „urban mining“ als neue Zwischendecke wiederverwendet, die neue Dachkonstruktion aus heimischen Hölzern mit traditionellen Holzverbindungen in Vollholz und leimfrei errichtet. Trotz der strengen Auflagen des Denkmalschutzes konnte bei der Sanierung der Fenster, des Daches und der bodenberührenden Bauteile Niedrigenergiestandard erreicht werden.
Sowohl im Vorfeld als auch im Zuge der Renovierung wurden Vermesser:innen, Archäolog:innen und Bauforscher:innen damit beauftragt, die auch für die Stadt Hall relevante Geschichte des Hauses zu erforschen, sich mit den Denkmalpfleger:innen abzustimmen sowie die Ergebnisse zu dokumentieren und die unzähligen Fundstücke zu archivieren. Das best-practice-Beispiel einer qualitätsvollen Innenverdichtung erhielt beim Tiroler Sanierungspreis 2024 eine Anerkennung. (Text: Claudia Wedekind nach einem Text des Architekten)