01. Februar 2009 - aut. architektur und tirol
Das multifunktional genutzte Ensemble Malerwinkel setzt sich aus zwei, lange Zeit brach liegenden, unter Denkmalschutz stehenden Gebäudeteilen zusammen: dem ehemaligen Café Malerwinkel und der damit verbundenen „Alten Turnhalle“, die beide in ihrem Kern auf das Mittelalter zurückgehen. Den vorausgegangenen Analysen entsprechend wurden diese in ein Mehrzweckgebäude transformiert, das Räumlichkeiten für eine Gastronomie, Flächen für Ausstellungen, Seminare und Veranstaltungen sowie Büros beinhaltet. Die neuen Nutzungen verteilen sich auf ein Erdgeschoß und vier, teilweise zueinander höhen versetzte Obergeschoße. Die „Alte Turnhalle“ wurde aufgestockt und nach Süden um ein Stöcklgebäude erweitert, zwischen den beiden Gebäudeteilen wurde ein Panoramaaufzug errichtet, der auf die öffentlich zugängliche Dachterrasse führt und zudem als barrierefreie Erschließung des Schlossbergs dient und so einen neuen Weg durch die Stadt bietet.
In den frühgotischen Gewölben und Räumen im Erdgeschoß wurde eine Gastronomie mit insgesamt fünf Restaurantbereichen eingerichtet. Der Hauptzugang mit Barbereich liegt zentral und öffnet sich mit großflächigen Verglasungen zum Innenhof. Ein zwölf Meter langes Oberlichtband akzentuiert die spätromanische Steinmauer. In den Obergeschoßen des ehemaligen Cafés befinden sich ein Ausstellungsbereich sowie Nebenräume bzw. Kleinwohnungen und Personalräumlichkeiten. Das Seminar- und Veranstaltungszentrum wurde in den Obergeschoßen der „Alten Turnhalle“ und dem Stöckelgebäude untergebracht. Zwei Säle sind mittels mobiler Trennwände so gegliedert, dass sie flexibel in bis zu drei einzelne Räume unterteilt werden können oder als gemeinsam genutzter großer Saal zur Verfügung stehen. Im Dachgeschoß erhielt das Stadtamt neue Büroräumlichkeiten und einen eigenen Veranstaltungssaal.
Der gesamte Umbau beruht auf dem Konzept einer Zeitreise, auf der die bis in die Romanik zurückreichenden baulichen Zeugnisse (u. a. eine romanische Zyklopenmauer, zwei gotische Gewölbekeller, Säulen und Portale aus Kramsacher Marmor sowie historische Holzbalkendecken, Vertäfelungen und Riemenfußböden) genauso spürbar sind wie die zeitgenössischen Eingriffe, die sich in ihrer Gestaltung und Materialisierung als eigenständige Teile des Ganzen manifestieren. (Text: Claudia Wedekind)