16. Juli 2022 - aut. architektur und tirol
Das Siegerteam von SOLID architecture entschied sich für einen kompletten Neubau, der die Jury durch die kluge städtebauliche Einbettung in das sehr dichte Umfeld überzeugte. In Form einer Neuinterpretation der Blockrandbebauung konzipierten sie einen durch trapezförmige Einschnitte in drei Teile gegliederten Baukörper, der den Maßstab der umgebenden Gebäude aufnimmt und mittels Knicks in der Baulinie auf die jeweils angrenzende Situation reagiert. So wurde das Gebäude entlang der Sillgasse zugunsten eines breiteren Gehsteigs von der Straße abgerückt, im Norden wurde das Palais Pfeiffersberg durch einen Schwenk in der Fassade freigestellt und im Westen eine fußläufige Verbindung zur Paul-Hofhaimer-Gasse geschaffen.
Von der Sillgasse abgerückt und über einen kleinen Vorplatz erschlossen befindet sich im mittleren Bauteil der überdeckte Haupteingang der Schule. Im offen konzipierten Erdgeschoß liegen u. a. die Bibliothek und der Mehrzwecksaal, die als eigenständige Funktionseinheiten auch außerschulisch nutzbar sind. Mit der Nachmittagsbetreuung samt Speisesaal und einem Bewegungsraum wurden hier alle von den Schüler:innen jahrgangsunabhängig genutzten Räume konzentriert. In den vier Obergeschoßen beinhaltet der mittlere Bauteil die Räume für Verwaltung und Sonderunterricht, die aufgrund der Einschnitte zwischen den Bauteilen großteils zweiseitig belichtet werden konnten.
In den beiden flankierenden Bauteilen liegt jeweils ein Schulcluster pro Geschoß. Fünf Stammklassen sind rund um eine zentrale offene Lernzone angeordnet, jedem Cluster ist ein überdeckter Freibereich auf der die Bauteile verbindenden Balkonzone zugeordnet. Diese zum Innenhof orientierten Freiflächen sind über eine außenliegende Treppe untereinander und mit dem Innenhof verbunden, womit in der räumlich beengten innerstädtischen Lage ein der Schüler*innenanzahl angemessen großer, vertikal gestapelter Schulhof geschaffen werden konnte. Außerdem kann eine im 4. Obergeschoß den Biologieräumen vorgelagerte Terrasse als Freiluftklasse bzw. für Urban Gardening genutzt werden. Zwei Sporthallen mit Nebenräumen in den beiden unterirdischen Geschoßen komplettieren das Raumprogramm.
Ein großes Anliegen war es den Architekt:innen, den Nutzer:innen trotz der notwendigen Kompaktheit des Baukörpers ein vielfältiges und differenziertes Raumangebot zur Verfügung zu Stellen. So gibt es zusätzliche Nischen, Ausbuchtungen und Zwischenräume, die von Einzelnen oder kleineren Gruppen informell genutzt und besetzt werden können. Ein Wegenetz, das die Loggien und Treppenhäuser einbezieht, verbindet sämtliche Räume und schafft ein großzügiges räumliches Kontinuum. (Text: Claudia Wedekind)