Pläne

Details

Adresse
Fahngasse / Mühlgrundgasse 24-26, 1220 Wien, Österreich
Bauherrschaft
M2plus Immobilien, Neues Leben
Tragwerksplanung
Buschina & Partner
Haustechnik
FIN Future is Now (Harald Kuster, Andrea Kuster)
Soziale Nachhaltigkeit
wohnbund:consult (Ernst Gruber)
Fotografie
Manfred Seidl
Funktion
Wohnbauten
Planung
11/2015
Ausführung
01/2018 - 09/2019
Grundstücksfläche
9.500 m²
Nutzfläche
11.100 m²
Bebaute Fläche
4.115 m²
Umbauter Raum
15.350 m³
Baukosten
19,0 Mio EUR

Nachhaltigkeit

Das Projekt MGG22 in der Mühlgrundgasse wird mit thermischer Bauteilaktivierung geheizt und gekühlt. Die großflächige thermische Aktivierung erfolgt mittels Rohrregistern in den Betondecken; die Flüssigkeit in den Leitungen kann dem Raum Wärme zuführen oder entziehen. Der Vorteil: Mit demselben System kann sowohl geheizt als auch gekühlt werden. Die Kühl- bzw. Heizmitteltemperatur wird nahe der Solltemperatur der Räume eingeregelt; das führt zu hoher Effizienz. Die Temperierung erfolgt mittels Wärmepumpen, die mit Erd-Tiefensonden gekoppelt sind. Der Strom für den Betrieb der Wärmepumpen stammt aus Windkraftanlagen und wird – dank des Energiespeichers Beton – bevorzugt dann bezogen, wenn viel Windstrom verfügbar ist. Aufgrund der hohen Massen kann die Komforttemperatur mehrere Tage ohne Beladung gehalten werden; Beton ermöglicht als „Bauteilbatterie“ die Zwischenspeicherung von Windenergie.

Das Gebäude wird zum Teil der Energienetze und trägt zu deren Entlastung bei. Die technischen Innovationen von MGG22 sind Bausteine ökologisch nachhaltigen Bauens und Wirtschaftens für die Stadt der Zukunft. Gleichzeitig eröffnet sich eine neue Perspektive auf leistbare Energielösungen. Die BewohnerInnen profitieren zudem vom hohen Komfort durch die Strahlungswärme des Niedertemperatursystems. Das Projekt MGG22 ist ein Schritt in Richtung CO2-neutrale Stadt.

Energiesysteme
Geothermie, Wärmepumpe
Materialwahl
Stahlbeton, Vermeidung von PVC für Fenster, Türen, Vermeidung von PVC im Innenausbau

Ausführende Firmen

PORR

Preise und Auszeichnungen

IBA Kandidat Gebaut 2019 ÖGUT Nominierung

Publikationen

Zement und Beton: Leistbar und höchst energieeffizient
Turn On 2020: Wege - Plätze - Wohnen

nextroom fragt

Presseschau

17. November 2021Maik Novotny
Der Standard

Das Speicherdorf am Mühlgrund

Thermische Bauteilaktivierung macht die Wohnanlage MGG22 in Wien-Donaustadt zum Gamechanger

Thermische Bauteilaktivierung macht die Wohnanlage MGG22 in Wien-Donaustadt zum Gamechanger

Transdanubien wird zur Großstadt: eine Entwicklung, die nicht alle freut. Doch hier am Mühlgrund dürfte sich niemand über „Monsterbauten“ erregen, denn die Wohnanlage MGG22 wirkt mit ihren Gassen, Durchgängen und Plätzen fast dörflich. Doch dieses Dorf hat es in sich – und unter sich. 150 Meter bohren sich 30 Tiefensonden in Mühlgrund. Sie sind gekoppelt mit Wärmepumpen, die wiederum mit Windüberschussstrom betrieben werden. All das bedingt durch das Heiz- und Kühlsystem, das hier erstmals im geförderten Wohnbau angewendet wurde: die thermische Bauteilaktivierung (TBA).

Diese macht sich die Speichermasse von Betondecken und -wänden zunutze, durch die je nach Bedarf kaltes oder warmes Wasser geleitet wird. Dank der großen Übertragungsfläche genügen schon geringe Temperaturunterschiede, um effektiv zu heizen oder zu kühlen. Noch dazu wird die so produzierte Strahlungswärme vom Menschen als besonders angenehm empfunden. Besonders vorteilhaft: TBA lässt sich ideal mit erneuerbaren Energieträgern wie Wind, Sonne und Photovoltaik kombinieren. Je öfter diese erneuerbaren Energieträger zur Anwendung kommen, desto höher sind Fluktuation und zeitweise Überschüsse, und genau davon profitieren hocheffiziente Bauten wie das MGG22 .

Um so beachtenswerter, als das Projekt eine ungewöhnliche Genese hatte. Drei Bauplätze mit kompliziertem Zuschnitt, darauf sieben Häuser, zwei Bauträger, drei Architektenteams, und doch alles aus einem Guss. Denn hier tat jeder das, was er am besten konnte. Architekt Norbert Mayer und seine M2plus Immobilien übernahmen 40 freifinanzierte Wohnungen, die Gemeinnützige Wohngenossenschaft Neues Leben weitere 120 Wohnungen, teils freifinanziert, teils gefördert. Die Architekten Thaler Thaler, Alfred Charamza sowie Sophie und Peter Thalbauer und die Freiraumplaner Rajek Barosch koordinierten ihre Ideen ganz uneitel zu einem Gesamtwerk, das technische Knowhow kam von FIN – Future is Now.

Ein Pilotprojekt in Teamarbeit, das von der Internationalen Bauausstellung IBA Wien 2022 als „Gamechanger“ ins Programm aufgenommen wurde und zeigt, wie Wien zur „Speicherstadt“ werden kann.

19. Juni 2020Franziska Leeb
Spectrum

Finesse ohne Firlefanz

Spektakuläre Normalität statt Effekthascherei, Lowtech-Angebote statt Extravaganzen: In der Siedlung MGG22 wird mit Erdwärme geheizt und gekühlt, der Wind bringt den Strom. So wohnt es sich klimaneutral in Wien-Stadlau.

Spektakuläre Normalität statt Effekthascherei, Lowtech-Angebote statt Extravaganzen: In der Siedlung MGG22 wird mit Erdwärme geheizt und gekühlt, der Wind bringt den Strom. So wohnt es sich klimaneutral in Wien-Stadlau.

Davon, dass die heutige Wiener Katastralgemeinde Stadlau einmal ein Marchfelder Bauerndorf war, merkt man heute auf den ersten Blick nicht mehr viel. Im historischen Zentrum beim alten Bahnhof zeugen noch ein paar Hakenhöfe von der ländlichen Vergangenheit. Südlich davon ist der neue Bahnhof als Umsteigeknoten zwischen Regionalzügen, S-Bahn und der nach Aspern verlängerten U-Bahn ein monströses Brückenbauwerk, das mit den Gleisanlagen und der Südosttangente gigantische Flächen beansprucht. Kein Bahnhofvorplatz, nur Asphaltwüste zwischen Brückenpfeilern; auf einem die vom Künstler Werner Feiersinger aus rotem Stahl geschmiedeten Umrisse des Brückenheiligen Johannes Nepomuk. Nicht ins Wasser wie Nepomuk, sondern in die Orientierungslosigkeit des Betonpfeilerwaldes fühlt man sich gestoßen. Vorbei an den Mehrgeschoßern an der U-Bahn landet man Richtung Mühlwasser bald im rural anmutenden Stadlau.

An der Mühlgrundgasse fühlt es sich zwischen Hecken von Einzelhäusern und landwirtschaftlichen Überbleibseln wie auf einer Weinviertler Hintaus-Gasse an. Eine Siedlung wie jene an der Kante zum Landschaftsschutzgebiet würde man sich in ländlichen Neubaugebieten auch wünschen. MGG22 heißt sie unpoetisch nüchtern. Wegen ihres Gebäudetechnikkonzeptes hat sie bereits das Interesse zahlreicher Besuchergruppen geweckt, denn hier wurde ein Modellprojekt für den Weg in eine CO2-neutrale und klimawandelresiliente Zukunft umgesetzt. Die Wohnungen werden mit Erdwärme nicht nur geheizt, sondern im Sommer auch gekühlt, wobei die Wärmepumpen mit Windenergie aus Überproduktion betrieben werden, die zudem im Beton gespeichert werden kann. Die klimafreundliche Technik ist unsichtbar – dem Wohnklima tut das gut, was man sieht.

Sieben Häuser und drei Plätze, gebaut auf drei Grundstücken in unterschiedlichem Besitz, geplant von drei Architekturbüros: Es ist nicht ganz einfach, die Gebäude den einzelnen Auftraggebern und Planern zuzuordnen. Es gibt weder Zäune zwischen den Grundstücken noch ein Wetteifern um die effektvollste Fassade. Das Auffallende ist die Einheitlichkeit. So ging es nicht um ein Nebeneinander möglichst auffälliger Solitäre, sondern um das Gestalten eines Siedlungskörpers um einen Siedlungsinnenraum. Initiator ist Norbert Mayr, Architekturhistoriker und Publizist, also üblicherweise einer, der Gebautes beurteilt. Mit einem 1000 Quadratmeter großen Grundstück aus Familienbesitz wurde ihm vor zehn Jahren die Verantwortung übertragen, mit dem Baugrund etwas Nützliches anzufangen, und so wechselte er aus der Perspektive des kritischen Beobachters in jene des Bauherrn. Früh war die Idee eines Gemeinschaftsgartens geboren, und Bebauungsszenarien für den eigenen als auch für die beiden benachbarten langen Flurstreifen wurden gewälzt. Separat wären sie kaum bebaubar gewesen, weil sich die Zufahrt schwierig gestaltet hätte. Also bildete man eine Grundbesitzergruppe und verständigte sich darauf, gemeinsam zu bauen und die Flächen zu einer sinnvollen Siedlungsstruktur aufzuteilen. Der gemeinnützige Bauträger Neues Leben erwarb das Stadtgrundstück, für einen Teil der Privatgründe wurde ihm das Baurecht erteilt. Mayr agierte bei zwei Häusern als Bauherr. Alle 160 Einheiten sind Mietwohnungen, fast ein Drittel davon gefördert, 20 nach den günstigen Konditionen des Smart-Wohnbauprogramms, 20 mit Eigentumsoption. Den über das ganze Areal verteilten günstigeren Wohnungen merkt man den geringeren Preis nicht an. Vielfältig auch die Wohnungstypen: In zwei gelangt man direkt aus dem Lift, andere haben zwei Eingänge, um bei Bedarf einen Arbeitsplatz extra zu erschließen, andere sind im Geschoß so organisiert, dass man sie zu einer Wohngemeinschaft verbinden könnte.

Die drei Architekturbüros – Sophie und Peter Thalbauer, Norbert Thaler & Ursina Thaler-Brunner und Alfred Charamza – verständigten sich auf eine möglichst einheitliche Architektursprache. Nur Thaler Thaler erlaubten sich mit einer zartrosa Fassade und roten Fensterrahmen beim Haus am Quartierseingang kleine Extravaganzen. Man setzte auf schlichte Baukörper, die sich einfachen Kategorisierungen wie Zeile oder Punkthaus entziehen und so angelegt sind, dass sie Platzbildungen ermöglichen. Drei quadratische Plätze liegen von winkelförmigen Gebäuden, Wegen und Durchgängen umspült in der Mittelachse. Im Zusammenspiel mit den beiden zur Mühlgrundgasse hin offenen Plätzen entstanden wohlproportionierte Freiraumsequenzen.

Dass man trotz zahlreicher Erdgeschoßwohnungen beim Durchschlendern nicht zur Voyeurin wird, ist der Freiraumgestaltung von Rajek Barosch Landschaftsarchitektur (Isolde Rajek, Oliver Barosch) zu danken, die mit von einer bemerkenswerten Vielfalt an Stauden und Sträuchern bewachsenen Rabatten zaunlos ausreichend Distanz zu den privaten Terrassen herstellt. Beraten vom Permakulturspezialisten Siegfried Tatschl, wurden sie nach dem Motto „Essbare Stadt“ bepflanzt. Neben Kräutern und Beeren wachsen Feigen, Felsenbirnen oder Exoten wie Indianerbananen und Szechuan-Pfeffer. Rankhilfen und eine moderierte Mieterbetreuung erleichtern es, das Konzept auf den Privatterrassen nach eigenem Gutdünken fortzusetzen.

Die von Obstbäumen (bald) beschatteten Plätze mit ihren sandigen Oberflächen sind wie Podien von den Wegen abgesetzt und mit locker arrangierten Stühlen und Tischen möbliert, was sie wie private Gärten wirken lässt. Im Süden schließt der mit der Wohnanlage mitfinanzierte Gemeinschaftsgarten „Stadtgemüse 22“ an, der auch benachbarten Stadlauern offensteht. Auf marketingtechnisch gut verwertbare Extravaganzen wie Schwimmbäder oder Wellnessräume wurde verzichtet, dafür aber vergleichsweise bodenständig sinnvollen Lowtech-Angeboten liebevolle Aufmerksamkeit zuteil – im großen Stil beim Energiekonzept und der Gartengestaltung, im kleinen mit Annehmlichkeiten wie schlichten Betonbänken oder Stühlen in den Eingangsbereichen. Man wünscht sich mehr von dieser spektakulären Normalität anstatt der normal gewordenen Effekthaschereien.

[ Zu einer Führung durch MGG22 laden Norbert Mayr und Peter Thalbauer am 28. Juni, Beginn 17 Uhr. Treffpunkt: Ecke Fahngasse/Mühlgrundgasse. ]

18. Dezember 2019Maik Novotny
Der Standard

Die Macht der Masse

Ein neues Energiekonzept macht das Haus zum Energiespeicher. In Salzburg er forscht man, wie Heizen und Kühlen so effizienter funktionieren können. Klar ist: Der Bau und der Energiesektor rücken in Zukunft zusammen.

Ein neues Energiekonzept macht das Haus zum Energiespeicher. In Salzburg er forscht man, wie Heizen und Kühlen so effizienter funktionieren können. Klar ist: Der Bau und der Energiesektor rücken in Zukunft zusammen.

Es war kein Zufall, dass Wiens Vizebürgermeisterin Birgit Hebein im heißen Juli die Wohnanlage in der Wiener Mühlgrundgasse auswählte, um die neuen städtischen Maßnahmen der Energieraumplanung zu verkünden. Es ist vor allem ihr Energiekonzept, das die Anlage mit dem Namen MGG22 besonders macht: die thermische Bauteilaktivierung.

Diese basiert auf dem Prinzip des Kachelofens, das heißt: Die Baumasse, die ein Gebäude sowieso hat, wird als Speichermasse zum Heizen und Kühlen verwendet, dafür werden Leitungen in Wand oder Decke verlegt. Der Vorteil ist, dass hier schon geringe Temperaturunterschiede höchst wirksam sind und die Technik ideal mit erneuerbaren Energieträgern wie Wind, Sonne und Photovoltaik kombiniert werden kann.

Die thermische Bauteilaktivierung ist keine neue Erfindung. Im Kompetenzzentrum Bauforschung in Salzburg forscht man schon seit Jahren daran. Die Vereinigung der Österreichischen Zementindustrie (VÖZ) hat bereits 2011 dort den Bau eines Simulationsraums initiiert. Was versprach man sich davon? „Wir haben zu Beginn geschaut, wie wir als Bauwirtschaft einen positiven Beitrag zu den Klimazielen leisten können, und Wind- und Solarenergie als Potenzial identifiziert“, sagt Gunther Graupner, Geschäftsführer des Kompetenzzentrums Bauforschung.

Bis zu sechs Tage ohne Energiezufuhr

Klar war, dass das Thema Speicherung für die Energieeffizienz zentral war. „Die Bauteilaktivierung ist hier ideal, weil massive Gebäude von sich aus eine hohe Speicherfähigkeit haben. Ich komme zwei bis sechs Tage ohne Energiezufuhr aus und liege in den Vorlauftemperaturen auch weit unter denen einer Fußbodenheizung“, erklärt Graupner. Die Solarbranche habe bereits erkannt, dass hier auch für Heizung und Kühlung Potenziale liegen, denn man könne schon bei zwei Grad Unterschied zwischen Kollektor und Raumtemperatur sinnvoll speichern. Eine Grundvoraussetzung ist dabei, dass die Gebäudehülle möglichst dicht und gut gedämmt ist.

Ein weiteres Pilotprojekt ist zurzeit in Wolfsbrunn in Bau. Der Wohnpark Sommerrein wird der erste mehrgeschossige soziale Wohnbau Niederösterreichs mit thermischer Bauteilaktivierung sein, den Strom für die Wärmepumpen mit Erdwärmetiefensonden liefert die EVN aus dem benachbarten Windpark. Die Frage ist: Wird die Bauteilaktivierung über die Pilotprojekte hinaus mehrheitsfähig? Auf jeden Fall, sagt Graupner, denn das Thema Kühlung wird angesichts des Klimawandels immer wichtiger. Der Energieaufwand für ein Grad Kühlung ist dabei viermal so hoch wie der für ein Grad Erwärmung. Jede Technik, die hier sparsam und effizient agiert, ist also höchst willkommen. „Wenn ein Gebäude eine gewisse Eigentemperatur hat, kann die Außentemperatur um 20 Grad schwanken, das interessiert das Haus nicht. Für Klimaresistenz ist das eine gute Voraussetzung. Ein weiterer Vorteil der Gebäudemasse als Speicher ist, dass man so die aktive Kühlung mit Klimasplitgeräten vermeiden kann, die erstens laut sind und zweitens durch ihre Abwärme die Außenluft noch mehr erwärmen.“

Nicht nur im Neubau, auch in der Sanierung wird mit Bauteilaktivierung experimentiert. Bei einem Altbaupilotprojekt in Hallein wurden die Rohre auf der Wandinnenseite ins Mauerwerk eingelegt. Ebenfalls in Hallein wurde ein Nachkriegswohnbau bauteilaktiviert, hier jedoch an der Außenseite. Vorteil: Die Mieter konnten so während der Sanierung wohnenbleiben. Graupner sieht hier Potenzial, etwa bei Gründerzeitwohnungen. Bedingung ist die ausreichende Speichermasse, weswegen die hohlen Betonsteine, die man vor allem in den 1970er-Jahren oft verwendete, sich nicht für die Bauteilaktivierung eignen.

Technologien für Klimaziele

Auch im Gewerbebau ist die Speichermethode schon länger im Testlauf. „Im Grunde haben wir dort mit der Bauteilaktivierung angefangen und die Erkenntnisse im Wohnbau umgesetzt“, sagt Graupner. „In Büros gibt es aufgeständerte Böden und abgehängte Decken, aber selten beides gleichzeitig. Zum Kühlen sind Decken zwar besser geeignet, aber beim Heizen funktionieren Boden und Decke gleich gut.“

Bleibt die Frage, ob und wann sich die Bauteilaktivierung auf breiter Front durchsetzen wird. „Es ist jetzt schon ein Paradigmenwechsel zu bemerken“, konstatiert Graupner. „Die Bauwirtschaft und die Energiewirtschaft rücken enger zusammen, weil Gebäude direkt auf die Spitzen im Tagesablauf reagieren können. Man kann über die Bauteilaktivierung Überschüsse aus dem Stromkreislauf einspeisen und genau die alternativen Energien verwenden, die am jeweiligen Ort gut funktionieren.“ Die VÖZ und die Arge Bauteilaktivierung waren 2018 mit dem Projekt „Energiespeicher Beton“ immerhin für den Staatspreis Umwelt- und Energietechnologie nominiert.

Wenn man die Klimaziele noch erreichen wolle, so Graupner, werde die Politik nicht umhinkommen, einen fixen Anteil alternativer Energien vorzuschreiben – so wie es Wien mit der Energieraumplanung beabsichtigt. „Dann wird die Bauteilaktivierung richtig spannend.“

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