Details

Adresse
Janis Joplin Allee 26, Seestadt Aspern, 1220 Wien, Österreich
Bauherrschaft
cetus Baudevelopment GmbH
Tragwerksplanung
RWT Plus (Richard Woschitz)
örtliche Bauaufsicht
Handler Bau GmbH
Mitarbeit ÖBA
Martin Pertl
Weitere Konsulent:innen
Gebäudetechnik: Dr. Ronald Mischek ZT GmbH
Kunz - die innovativen Brandschutzplaner
Planung
03/2014
Ausführung
10/2016 - 06/2019
Grundstücksfläche
3.920 m²
Bruttogeschossfläche
25.000 m²
Nutzfläche
19.500 m²
Baukosten
65,0 Mio EUR

Nachhaltigkeit

Heizwärmebedarf
22,66 kWh/m²a (Energieausweis)
Endenergiebedarf
109,35 kWh/m²a (Energieausweis)
Primärenergiebedarf
191,13 kWh/m²a (Energieausweis)
Außeninduzierter Kühlbedarf
0,01 kWh/m³a (Energieausweis)
Materialwahl
Mischbau, Holzbau
Zertifizierungen
LEED, ÖGNB Total Quality Building

Ausführende Firmen

Gebäudetechnik: Engie Gebäudetechnik GmbH

Preise und Auszeichnungen

Kooperationen

Presseschau

13. Mai 2020Christian Kühn
Spectrum

Das Holzhochhaus in der Seestadt Aspern: Höhenwachstum auf dem Holzweg?

Die Vorarlberger wissen: In Holz bauen heißt, diszipliniert zu bauen. Den Versuch, diesem Material mit Wiener Schmäh mehr abzuverlangen, als es freiwillig hergibt, kann man in der Seestadt Aspern bewundern: das HoHo, ein Hochhaus in Holzbauweise.

Die Vorarlberger wissen: In Holz bauen heißt, diszipliniert zu bauen. Den Versuch, diesem Material mit Wiener Schmäh mehr abzuverlangen, als es freiwillig hergibt, kann man in der Seestadt Aspern bewundern: das HoHo, ein Hochhaus in Holzbauweise.

Der Baustoff Holz erobert das Bauwesen. Gemessen an den Nutzflächen, erhöhte sich in Österreich der Anteil von Bauprojekten, bei denen mindestens die Hälfte der Konstruktion aus Holz besteht, von 14 Prozent im Jahr 1998 auf 24 Prozent im Jahr 2018. Voraussetzung dafür war nicht zuletzt die Veränderung der Bauordnungen, in denen sich eine tiefe Skepsis dem brennbaren Baustoff gegenüber manifestierte. Mit Projekten für Hochhäuser aus Holz versuchte die immer selbstbewusster auftretende Holzlobby schon früh, das Image ihres Baustoffs auf ein Niveau mit Stahl und Beton anzuheben. Bereits 2008 förderte die FFG im Rahmen der Förderungsschiene „Haus der Zukunft“ ein Forschungsprojekt mit dem Titel „8plus“, das unter Federführung des Architekten Michael Schluder die Voraussetzungen für Holzhäuser mit damals in Wien unvorstellbaren 20 Geschoßen auslotete. Wer heute mit einem Hochhausprojekt aus Holz in die Medien kommen will, muss höher zielen: Der Londoner Oakwood Tower wirbt mit 300 Metern, der Plyscraper in Tokio mit 350, wobei das Errichtungsdatum einigermaßen ehrlich mit 2041 angegeben wird. Die weltweit knapp 50 in Holz geplanten Hochhausprojekte, die derzeit fertiggestellt oder gerade in Bau sind, bewegen sich dagegen in der Größenordnung von 80 Meter Höhe und 20 Geschoßen.

Das nach der Geschoßanzahl mit 24 weltweit höchste und nach Metern mit 84 zweithöchste Projekt wird gerade in der Wiener Seestadt in Aspern fertiggestellt. Bauherr des „HoHo“ getauften Projekts ist die Cetus Projektentwicklung, die hier Büros, ein Hotel und Serviced Apartments errichtet. Die Architektur stammt von RLP Rüdiger Lainer und Partner, den mit dem Areal der Seestadt eine lange Geschichte verbindet. Von Lainer stammte der erste Entwurf für die Seestadt von 1993, und er war nach dessen Scheitern Teil der Jury, die 2005 den Ringstraßen-Plan von Erskine und Tovatt auswählte, nach dem sich die Seestadt bis heute entwickelt. Im Jahr 2012 gewann Lainer den städtebaulichen Wettbewerb für das „Seeparkquartier“, ein Filetstück des Projekts im Bereich der U2-Endstation. Der Entwurf sah vier in regelmäßigem Abstand gesetzte Punkthäuser an der Kante zum Seepark vor, dahinter einen dicht gewobenen Stadtraum mit weiteren Hochpunkten und einer Kette öffentlicher Plätze. Nicht nur die Geometrie erinnert an das Projekt von 1992, sondern auch die gleichmäßig verteilten Hochgaragen als Ausdruck eines Mobilitätskonzeptes, das selbst 25 Jahre später noch als fortschrittlich gelten darf.

Schon im Wettbewerb für das „Seeparkquartier“ hatte Lainer die Hochhäuser als Bündel unterschiedlich hoher Bauteile konzipiert. Das HoHo folgt diesem Schema mit drei gestaffelten Baukörpern, die sich aneinanderlehnen, nicht nur im übertragenen Sinn, sondern auch statisch, indem sich die schmalen Stahlbetonkerne im rechten Winkel zur effizienten Lastabtragung verbinden. Alle Nutzflächen rundherum sind in massiver Holzkonstruktion mit dicken Stützen aus laminiertem Brettschichtholz ausgeführt. Hier führen Statik und Brandschutz zu Dimensionen, die ungewohnt sind, wenn man sie mit klassischen Pfosten-Riegel-Systemen vergleicht. Wer sich mit dieser „fat architecture“ anfreunden möchte, sollte seine Erwartungen an der Kartonarchitektur des japanischen Architekten Shigeru Ban justieren, der für Projekte berühmt wurde, in denen er Kartonröhren tragend einsetzte. Mit dem Tamedia-Haus in Zürich hat Ban schon 2013 die Prinzipien einer solchen Architektur in Holz durchdekliniert.

Im Unterschied zu Bans Projekt kommt das HoHo aber nicht ganz ohne Beton aus: Randträger und Decken sind als Verbundelemente ausgebildet. Im Innenraum dominieren dennoch Stützen, Decken und Wände aus massivem Holz, das wegen der üppigen Dimensionierung unverkleidet bleiben darf: Im Brandfall bildet sich eine mehrere Zentimeter dicke verkohlte Schicht, die das Holz vor weiterem Abbrand schützt. Dieses Brandverhalten für alle relevanten Bauteile nachzuweisen war eine besondere Herausforderung an die Planer.

Auch von außen hätten man gerne Holz als Verkleidung verwendet, aber es fanden sich keine Holzwerkstoffe, die für diese Höhe zugelassen sind. So kamen schließlich Faserzementplatten zum Einsatz, die in abgestuften Beige- und Brauntönen ein Muster erzeugen, das an eine Rindenstruktur erinnert, die nach oben immer heller wird. Warum die Fensteröffnungen minimal variieren, bleibt rätselhaft. An mehreren Stellen wird die Fassade schließlich durch Verglasungen aufgebrochen, hinter denen das Tragsystem zum Vorschein kommt, eine etwas lepröse Ästhetik. Ähnlich überraschend sind auf den ersten Blick Vordächer mit unterschiedlichen Tiefen, ausgeführt in massiver Stahlkonstruktion, die dem Baukörper auf Höhe des ersten Stockwerks an mehreren Seiten vorgesetzt sind. Diese Elemente halten die Fallwinde ab, die sich bei Sturm an der glatten Fassade bilden und Passanten gefährden könnten. Dass es diese Windbrecher braucht, liegt nicht zuletzt am städtebaulichen Konzept der Kombination von Hochhäusern mit kleinmaßstäblichen Stadträumen.

Ob das Hochhaus aus Holz wirklich Zukunft hat? Holz sollte dort eingesetzt werden, wo es seine ästhetischen und ökologischen Stärken am besten ausspielen kann, aus der Perspektive des Klimaschutzes also dort, wo es jene Materialien ersetzt, die mit dem höchsten CO2-Ausstoß verbunden sind. Schlanke Stahlstützen in Hochhäusern durch massive Holzkonstruktionen zu ersetzen, die in Verbundbauweise errichtet sind und sich nicht rezyklieren lassen, zählt nicht dazu. Das spricht nicht gegen eine weitere Erhöhung des Holzanteils im Bauwesen. Das Bauen mit nachwachsenden Rohstoffen kauft uns vor allem Zeit: In einem Kubikmeter Holz, das in Bauholz verwandelt wird, steckt eine Tonne CO2, die erst in 80 oder 100 Jahren entsorgt, also verbrannt werden oder verrotten muss, während in derselben Zeit im Wald Ersatz nachwachsen kann, der CO2 speichert. Wie groß der Einfluss der Klimaveränderung auf dieses Gleichgewicht sein wird, ist noch unklar. Eine neue Bauweise allein wird nicht viel nützen. Klar ist, was Bernard Rudofsky schon vor 50 Jahren sagte: Eine neue Lebensweise tut not.

23. Februar 2019Martin Putschögl
Der Standard

HoHo Wien füllt sich langsam mit Mietern

Ein neues Fitnesskonzept, eine Bäckereifiliale und der Bauherr, die Kerbler Holding, werden ab Juni die ersten Mieter im Holz-Hybrid-Hochhaus in der Seestadt Aspern sein. Mit dem Betonkern hat man die endgültige Höhe von 84 Metern erreicht, sechs Geschoße fehlen noch.

Ein neues Fitnesskonzept, eine Bäckereifiliale und der Bauherr, die Kerbler Holding, werden ab Juni die ersten Mieter im Holz-Hybrid-Hochhaus in der Seestadt Aspern sein. Mit dem Betonkern hat man die endgültige Höhe von 84 Metern erreicht, sechs Geschoße fehlen noch.

Der Tag der offiziellen Eröffnung ist bereits bekannt, er ist im kommenden Juni. Dann werden im HoHo Wien in der Seestadt Aspern die ersten Mieter einziehen. Allzu viele davon sind vier Monate vor der Fertigstellung und 27 Monate nach Baubeginn des weithin sichtbaren Hochhauses in Holz-Hybrid-Bauweise direkt bei der U2-Endstation Seestadt aber noch nicht bekannt.

Konkret nannte Bauherrin Caroline Palfy, Geschäftsführerin des Entwicklers Cetus Baudevelopment Gmbh (einem Unternehmen der Kerbler Holding), bei einem Pressegespräch am vergangenen Dienstag drei erste Mieter. Einer davon ist die Kerbler Holding selbst, die mit knapp 40 Mitarbeitern die Innere Stadt verlassen und sich in einem Stockwerk im HoHo ansiedeln wird.

Der zweite bekanntgegebene Mieter ist ein neuartiges Fitnesscenter-Konzept namens Gate 9 Health Club. Es wurde von den beiden Schweizern Robel Tesfai und Alessandro Palermo entwickelt und will kein reiner Fitnesstempel sein, sondern hat die „ganzheitliche Gesundheitsförderung“ im Blick, inklusive Ernährung und mentale Fitness. „Holistic Health – Not Just Fitness“, diesem Motto folgt das Konzept, mit dem Tesfai und Palermo Entwicklerin Palfy schließlich überzeugen konnten. Sie hat eigenen Angaben zufolge mit sehr vielen Fitnesscenterbetreibern gesprochen, das Konzept der beiden Schweizer habe sie überzeugt. Sie werden sich auf 1500 Quadratmetern in den ersten beiden Regelgeschoßen des HoHo einmieten.

Bäckerei und Coworking

Darunter, im Erdgeschoß, soll im Juni auch eine Bäckereifiliale aufgesperrt werden. Laut Palfy ist man in finalen Gesprächen mit der Firma Ströck.

Fix ist, dass es im Turm-Bauteil des HoHo (es gibt auch ein bereits fertiges Nebengebäude namens „HoHo Next“) Coworking-Flächen geben wird, und zwar im Ausmaß von ein bis zwei ganzen Geschoßen (mit jeweils knapp 900 m²).

Neues über den Betreiber des geplanten Hotels (9. bis 17. Obergeschoß) bzw. der darüber befindlichen Serviced Apartments (18. bis 22. Obergeschoß) wurde bei dem Medientermin nicht verraten. Palfy versicherte auf Nachfrage des STANDARD lediglich, dass es intensive Verhandlungen gebe. Der Hotelbetreiber sollte idealerweise auch das im Erdgeschoß vorgesehene Restaurant bespielen.

Baustellenlogistik machte Probleme

Etwas mehr als drei Monate ist man mit dem Bau in Verzug, laut der Bauherrin sind die Gründe dafür hauptsächlich in baustellenlogistischen Abläufen zu suchen. Der Betonkern, der die Stiegenhäuser und Aufzugsschächte beinhaltet, sei extrem schmal, was die Bauarbeiter vor Probleme stellte. Einen dritten Baukran habe man wegen der U-Bahn-Nähe nicht aufstellen können, und das „Einhängen“ der vorgefertigten Holzelemente in den Betonkern sei in den vergangenen Winterwochen nur verzögert vonstattengegangen. Vier Tage benötige man pro Stockwerk; „wenn man damit witterungsbedingt aber nicht spätestens am Dienstag anfangen kann, ist die Arbeitswoche auch schon wieder vorbei“. Die restlichen sechs Geschoße werde man nun aber hoffentlich zügig anbringen können, gab sich Palfy optimistisch.

Der schon seit fast einem Jahr fertige Bauteil „HoHo Next“, in dem im März 2018 ein Musterbüro eingerichtet wurde, stellt die Entwickler auch bei der Vermietung vor Herausforderungen. Man wartet derzeit nämlich noch, ob sich nicht noch ein Großmieter für sämtliche 4250 Quadratmeter an Büroflächen findet. Falls der bis Herbst nicht auftaucht, wird man die Stockwerke einzeln vermieten, Interessenten gebe es genug, so Palfy.

Sie selbst wird voraussichtlich im siebenten Stock des HoHo ihr neues Büro beziehen. „Wir sind vom Standort Seestadt überzeugt, wollen ihn mit unserem eigenen Einzug hier weiter unterstützen“.

„Viele werden mir nicht glauben, dass ich die Innenstadt verlasse und in die Peripherie Wiens ziehe“, wird auch Investor Günter Kerbler, der über die K 5 Privatstiftung 75 Prozent an der Cetus Baudevelopment Gmbh hält (die restlichen 25 Prozent gehören Palfy), in einer Pressemitteilung zitiert. Ab und zu solle aber „ein Perspektivenwechsel nicht schaden“.

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