Pläne

Details

Adresse
Baumgasse 129, 1030 Wien, Österreich
Mitarbeit Architektur
Johanna Maria Priebe (Projektleitung), Barbara Aull, Christoph Degendorfer, Andrea Ehrenreich, Mohammad Ekhlasi, Alexander Grass, Clemens Hasler, Barbara Jarmaczki, Joachim Kess, Bartosz Lewandowski, Till Martin, Daniel Moral Trigueros
Wettbewerb: Christoph Degendorfer, Clemens Hasler, Bartosz Lewandowski, Milan Suchánek, Mario Gasser ZT, Wien
Bauherrschaft
ÖAMTC Zentrale
Tragwerksplanung
FCP
Mitarbeit Landschaftsarchitektur
Roland Barthofer, Sonja Schwingesbauer
Bauphysik, Fassaden
Dr. Pfeiler GmbH
Haustechnik, Elektrotechnik
Die Haustechniker
Verkehrsplanung
Traffix Verkehrsplanung
Weitere Konsulent:innen
GP-Koordination: FCP - Fritsch, Chiari & Partner ZT GmbH, Wien
Heliportplaner: Ing. Günther Jakubec GmbH, Wiener Neustadt
Küchenplanung: IB Ronge Stria GmbH, Baden
Windkomfort: Weatherpark GmbH, Wien
Hydroingenieur: Dipl. Ing. Michael Gollob ZT GmbH, Wien
Küchenplanung: Stria GmbH Ingenieurbüro f. Großküchenplanung, Trattendorf
Modelle: Harald Schmidt, Wien
Fotos/Renderings: Toni Rappersberger/Visualisierung copyright Tomaselli . VISUAL SENSATIONS, Wien
Wettbewerb
04/2013
Planung
10/2013 - 05/2017
Ausführung
01/2015 - 12/2016
Grundstücksfläche
14.913 m²
Bruttogeschossfläche
29.447 m²
Nutzfläche
20.027 m²
Bebaute Fläche
9.325 m²
Umbauter Raum
161.133 m³

Nachhaltigkeit

Hauptschwerpunkt des Energiekonzeptes sind möglichst geringe Betriebskosten der einzelnen Nutzungsbereiche. Sämtliche Energien werden, wenn möglich, wirtschaftlich rückgewonnen und sinnvoll in das Gebäude zurückgespeist. Folgende energieeffiziente Maßnahmen sind für die Kälte- und Wärmeversorgung vorgesehen:

- Geothermie-Nutzung über Aktivierung von Tiefensonden und Bodenplattenaktivierung mittels reversibler Wärmepumpe
- Grundwasser-Nutzung über Wärmepumpe
- Lüftungsanlagen mit Wärmerückgewinnung
- Abführung von internen Wärmelasten über Umluftkühlgeräte, Kühldecken oder thermisch aktivierte Bauteile
- Wärmeversorgung-Restenergiebedarf durch Gasheizung
- Kälteversorgung-Restenergiebedarf durch wassergekühlte Kältemaschinen
- Einspeisung von Abwärme- und Rückwärmemengen durch Schichtladepuffer

Heizwärmebedarf
16,0 kWh/m²a (Energieausweis)
Endenergiebedarf
105,0 kWh/m²a (Energieausweis)
Primärenergiebedarf
272,0 kWh/m²a (Energieausweis)
Energiesysteme
Gas-/Ölbrennwertkessel, Geothermie, Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung, Wärmepumpe
Materialwahl
Stahl-Glaskonstruktion, Überwiegende Verwendung von HFKW-freien Dämmstoffen, Stahlbeton

Ausführende Firmen

Totalunternehmer: Bauunternehmung Granit GmbH, Graz

Architekturwettbewerb

Das Projekt ist aus dem Verfahren Neubau ÖAMTC-Zentrale, Wien hervorgegangen

1. Rang, Gewinner, 1. Preis

Publikationen

Archbau

Genereller introtext zu Archbau der von nextroom geschrieben wird.

Presseschau

17. Dezember 2016Christian Kühn
Spectrum

Gleiten oder hetzen?

Neue Geometrien, neue Möglichkeiten: Bringt die Befreiung vom rechten Winkel mehr hervor als spektakuläre Formen? Über das neue ÖAMTC-Hauptquartier in Wien-Erdberg.

Neue Geometrien, neue Möglichkeiten: Bringt die Befreiung vom rechten Winkel mehr hervor als spektakuläre Formen? Über das neue ÖAMTC-Hauptquartier in Wien-Erdberg.

Nur die katholische Kirche hat in Österreich mehr Breitenwirkung: Mit knapp über zwei Millionen Mitgliedern ist der ÖAMTC definitiv der größte Klub des Landes; keine Gewerkschaft, kein Alpenverein und keine politische Partei reicht an ihn heran. Er ist das freundliche Gesicht eines Systems, dessen Kehrseite in Abgaswerten und Unfallstatistiken gemessen wird – und das heute vor massiven Umbrüchen steht. Längst dürfen auch Radfahrer und Fußgänger der ÖAMTC-Mobilitätsfamilie angehören, deren motorisierter Teil in den nächsten Jahren drastisch abnehmen könnte. Wenn autonom fahrende Vehikel zur Selbstverständlichkeit werden und Mobilität immer weniger an Fahrzeugbesitz gekoppelt ist, wird das nicht ohne Auswirkungen auf die Verkehrsklubs bleiben.

Für eine solche Institution im Umbruch ein neues Hauptquartier zu entwickeln ist eine spannende Aufgabe. Als der ÖAMTC im Jahr 2013 einen geladenen Wettbewerb ausschrieb, war bewusst nicht nur der Entwurf für einen Bürobau gefragt, sondern für ein „Mobilitätszentrum“, das die verschiedenen Dienstleistungen des ÖAMTC zusammenführen sollte: das Kfz-Service, ein Reisezentrum, ein Callcenter, das zentrale Management, ein Fortbildungszentrum mit Vortragssälen, die Redaktion der diversen vom ÖAMTC betriebenen Medien und schließlich einen Hubschrauberlandeplatz mit Garage auf dem Dach des Gebäudes.

Der siegreiche Entwurf von ChristophPichler und Hannes Traupmann, die gemeinsam als PxT firmieren, hat dieses komplexe Anforderungsprofil in eine spektakuläre Struktur verwandelt, die ungebrochenen Optimismus verbreitet. Das Grundstück liegt für die Aufgabe ideal, unmittelbar an der Südosttangente, mit 170.000 Fahrzeugen pro Tag die meistbefahrene Straße Österreichs. Zugleich gibt es mit der U3-Station Erdberg einen U-Bahnanschluss, der über einen Steg kreuzungsfrei mit dem ÖAMTC verbunden ist. Der Weg führt in friedlicher Koexistenz durch den Hof eines Bürogebäudes, in dem die Wiener Linien, also die städtischen öffentlichen Verkehrsbetriebe, ihren Hauptsitz haben.

Im 19. Jahrhundert war dieses Areal mit seinen Schlachthäusern und Gasometern ein wichtiger Teil der städtischen Infrastruktur. Inzwischen sind nicht nur in die Gasometer neue Nutzungen eingezogen: Das Quartier St. Marx mit dem „Groundscraper“ des T-Mobile-Gebäudes liegt in unmittelbarer Nähe, und bald werden hier mehrere neue Hochhäuser – teilweise mit Wohnnutzung – für weitere Verdichtung sorgen. Die 800 im ÖAMTC-Gebäude arbeitenden Menschenwerden daher in einigen Jahren ein paar Inseln von Urbanität vor ihrer Haustüre vorfinden, zwischen denen es klassischen Stadtraum, wie wir ihn aus den Innenstädten gewohnt nicht, nicht mehr geben wird. Umso wichtiger ist die räumliche Organisation der Inseln, die mehr Luft enthalten müssen als die alten Blockstrukturen.

Das ÖAMTC-Gebäude ist in dieser Hinsicht vorbildlich. Es gruppiert seine Nutzungen um eine zentrale, von oben belichtete Halle, die alle Geschoße miteinander verbindet. Der Hauptzugang für Fußgänger liegt auf der Ebene des ersten Obergeschoßes, annähernd auf der Fahrbahnhöhe der Südosttangente. Man erreicht den Eingang entweder über die Verbindungsbrücke zur U-Bahn oder über eine geschwungene Rampe, die vom Straßenniveau nach oben führt. Wer sein Auto in die Werkstatt bringt, kann es übergeben und dann von der zentralen Halle aus durch große Verglasungen beobachten, wie es im ersten Untergeschoß artgerecht gepflegt wird.

Die beiden Geschoße über der Eingangsebene gehören dem Callcenter, dem Firmenrestaurant und dem angeschlossenen Veranstaltungsbereich, der für die Fortbildung der Mitarbeiter gedacht ist, aber auch extern vermietet werden soll. Darüber schweben vier Bürogeschoße, die im Grundriss an einen Seestern mit fünf Armen erinnern, die vom zentralen Atrium her ausstrahlen. Diese Typologie hat den Vorteil sehr gut belichteter Bürozonen, die im konkreten Fall nicht wie bei einem normalen Kammtyp im rechten Winkel aneinanderstoßen, sondern in einer weichen Geometrie. Der fließende Übergang von einem Büroarm zum anderen bietet hohe Flexibilität, da die Grenzen zwischen den Abteilungen problemlos verschoben werden können. Durch eine doppelte Ringerschließung – einmal im Atrium und konzentrisch dazu vor den Nebenräumen – gibt es viele Durchblicke, aber kaum Störungen durch die Menschen, die sich im Atrium bewegen. Dessen Rauminszenierung mag spektakulär aussehen; vor allem aber ist sie ein gelungener Beitrag zum Betriebsklima, indem sie alle Abteilungen vom Management hin zu den Werkstätten vernetzt.

Das nach außen auffälligste Merkmal des Gebäudes ist die vorgesetzte geschwungene Glaswand, die um drei Viertel des Gebäudes läuft. Sie ist sowohl Schallschutz als auch Fluchtweg mit eingebauten Treppen, die kaskadenartig von den Bürogeschoßen nach unten führen. Das Erweiterungskonzept des Hauses sieht vor, die fünf Arme des Seesterns um zwei zusätzliche zu ergänzen und dann auch die Glaswand um das gesamte Gebäude herumzuführen.

Konstruktiv ist das Gebäude eine Meisterleistung, die den Architekten als Generalplanern (Projektleiterin bei der Umsetzung: Johanna Maria Priebe) mit einem Team von Ingenieuren gelungen ist, neben anderen FCP als Tragwerksplaner und DnD Landschaftsplanung. Ausgeführt wurde das Projekt von einem Totalunternehmer mit Erfahrung auf diesem Sektor, der Baufirma Granit, die unter anderem die Bibliothek der Wirtschaftsuniversität von Zaha Hadid und den Erste Campus umgesetzt hat.

Die Verwandtschaft des Projekts mit Zaha Hadids Architektur ist kein Zufall. Hannes Traupmann unterrichtet seit vielen Jahren an der Universität für angewandte Kunst, zuerst bei Wilhelm Holzbauer, dann bis zu deren Emeritierung in Hadids und jetzt in Kazuo Sejimas Meisterklasse. Das Büro PxT hat sich seit seiner Gründung 1992 kontinuierlich weiterentwickelt und in den letzten Jahren verstärkt mit dem formalen Repertoire experimentiert, das auf Hadid und ihre Partner zurückgeht. Anders als bei Hadid, bei der die Form im Vordergrund steht und die Konstruktion nur ein Mittel zum Zweck ist, das die spektakulären Formen ermöglicht, verstehen sich PxT auch als Konstrukteure einer vom Tragwerk und vom Detail ausgehenden Architektur. Wer gern architektonische Ahnenforschung betreibt, wird darin den Einfluss Helmut Richters erkennen, an dessen Institut an der TU Wien Christoph Pichler viele Jahre gearbeitet hat. An der schwebenden Glaswand und ihren Details hätte auch Richter seine Freude gehabt.

Man darf sich durchaus fragen, ob die Ästhetik dieses Gebäudes noch zeitgemäß ist. Der Beweis, dass sich eine Architektur, der man lange nur eine Existenz auf dem Computerbildschirm zugetraut hätte, tatsächlich konstruieren lässt, ist erbracht, und nun steht zur Debatte, ob das Ergebnis mehr zu bieten hat als großformatige spektakuläre Bilder. Was den einen als Inbegriff von Dynamik erscheint, ist für andere nicht mehr als die gehetzte Ästhetik eines fortschrittsbesoffenen Zeitalters, das gerade seinem Ende zugeht. Man darf gespannt sein, wohin sich nicht nur die Architektur von PxT weiterentwickelt, sondern die ganze Richtung, zu der sie sich bekennt. Sie hat nicht nur ein Arsenal an neuen Möglichkeiten geschaffen, sondern auch ein Ökosystem an Fachingenieuren und ausführenden Firmen, die imstande sind, hochkomplexe Strukturen im großen Maßstab zu planen und zu bauen. Dieses Potenzial in eine Richtung zu lenken, die weniger monumental und objekthaft ist, wird eine Aufgabe für die Zukunft sein

10. Dezember 2016Maik Novotny
Der Standard

Ein Ring an der Tangente

Die neue ÖAMTC-Zentrale, von Pichler & Traupmann spektakulär neben die Wiener Stadtautobahn gesetzt, spart nicht an Kurven und Schwüngen: ein Paradebeispiel dafür, wie ein Gebäude seine Form findet.

Die neue ÖAMTC-Zentrale, von Pichler & Traupmann spektakulär neben die Wiener Stadtautobahn gesetzt, spart nicht an Kurven und Schwüngen: ein Paradebeispiel dafür, wie ein Gebäude seine Form findet.

Sie mag elegante Kurven haben, die Wiener Südosttangente, doch Dynamik ist der chronisch verstopften Stadtautobahn eher selten zu eigen. Das ändert sich ab jetzt, zumindest visuell. Denn dort, wo die Tangente die Ostautobahn kreuzt, hat sich ihr sozusagen tangential ein runder Stahl-Glas-Tornado genähert, der in luftiger Fahrbahnhöhe über dem Stadtentwicklungsdurcheinander des äußeren dritten Bezirks schwebt: die neue Zentrale des ÖAMTC, die vorige Woche rechtzeitig zum 120. Jubiläum des Clubs bezogen wurde.

Mobilität, Geschwindigkeit, Dynamik und Rennstrecke, Tangente und Ring: Das Assoziationsvokabular, das die Kombination aus Bauherr und Bauplatz nahelegt, birgt die Gefahr, sich im symbolisch überladenen Kurvenmikado zu verlieren. Keine Frage, man hätte es auch einfacher haben können: ein quaderförmiger Büroblock, obendrauf das Logo, irgendwo dazu ein Streifen in Corporate-Identity-Farbe, fertig.

Doch das, was sich der ÖAMTC 2013 im Architekturwettbewerb für sein neues Mobilitätszentrum wünschte, war weit mehr als gestapelte Büroetagen für die rund 800 Mitarbeiter. Schließlich sollte der Neubau nicht nur Kundenzentrum und Stützpunkt sein, sondern auch die bisher auf fünf teilweise schon arg in die Jahre gekommene Standorte verstreute Verwaltung unter ein Dach bringen. Ein Umzug beispielsweise vom feinen Schubertring an die mit durchschnittlich rund 70 Dezibel dröhnende Tangente, das weckt Ängste bei den Mitarbeitern. Um diese abzufedern, wurde mithilfe der Beraterfirma M.O.O.CON ein genaues Profil der Wünsche erstellt (mehr dazu im Immobilienteil) .

Das Ergebnis in der Innenansicht: Man sieht Automobilisten in bequemen Sesseln, die durch riesige Glasfronten die Prüfung ihres Wagens mitverfolgen, der eine Etage tiefer in der hellen, geschwungenen Werkstatt steht, die rein gar nichts von der sonst üblichen ölverschmierten Neonlicht-Garagen-Tristesse hat. Zwei Stockwerke höher flirren im Callcenter der Notrufzentrale die Finger über Tastaturen, der Blick geht über die geschwungene Glasfront hinaus ins Freie. Ein Callcenter erwartet man für gewöhnlich eher in gesichtslosen Bürokisten an der Peripherie, nicht in der Beletage einer Unternehmenszentrale. Hier jedoch sind Werkstatt und Notrufzentrale Teil der Identität, wie der ÖAMTC betont. Der Raum, der diese neue Gemeinsamkeit am deutlichsten vermittelt, ist das zentrale Atrium, dessen umlaufende weiße Brüstungen sich zueinander versetzt in die Höhe staffeln. Die Ähnlichkeit zu den sahnigen Spiralen von Frank Lloyd Wrights ikonischem Guggenheim-Museum ist nicht ganz von der Hand zu weisen.

Kurvig geht es auch im Inneren zu, doch findet sich bei der Erkundung der Rundungen für jede ein handfester Grund. Auch der Grundriss mit seinen fünf Bürotrakten, die wie Speichen zwischen Atrium und Außenring stecken, entwickelte sich aus dem Wunschkatalog der Mitarbeiter, wie Architekt Christoph Pichler vom Büro Pichler & Traupmann erklärt: „Wir hören jetzt oft, das Gebäude erinnere von oben an ein Lenkrad oder einer Felge, aber daran haben wir beim Entwurf nicht gedacht.“ Vielmehr resultiere die Sternform aus dem Wunsch, abgeschlossene Bürotrakte zu vermeiden. So sind diese dank der geschwungenen Form flexibel aufteilbar, zugleich ergeben sich an den äußeren Enden ruhigere Bereiche für Mitarbeiter, die sich vor Großraumbüro-Trubel scheuen.

„Das Atrium wiederum funktioniert wie der Platz einer Kleinstadt“, freut sich Pichler. „Hier findet die informelle Kommunikation statt.“ Den fünf bisher in relativer Isolation aneinander vorbeiarbeitenden Abteilungen soll dadurch auf sanfte Art zum ÖAMTC-Gesamtbewusstsein verholfen werden. In der Tat lugt ständig hier und da ein neugieriges Gesicht über die Brüstung („Wie alte Weiberln im Fenster“, lacht eine Kollegin), und vom Kundenbereich geht der Blick durchs Atrium hinauf bis zum Landeplatz des Christophorus-Hubschraubers, der wie eine scheibenförmige Krone auf dem Neubau thront. Die Rundung der Werkstatt ergab sich aus dem optimalen Ablauf ohne übermäßiges Herumrangieren, wie Architekt Johann Traupmann erklärt. Der äußere Stahl-Glas-Ring erfüllt gleich mehrere Aufgaben: Er ist Fluchtstiegenhaus, Schallschutz und Kommunikationsfassade zugleich. Und der Helipad auf dem Dach schließlich ist rund, weil Helipads nun mal rund sind.

So lässt sich hier geradezu beispielhaft nachvollziehen, wie ein Gebäude aus innerer Logik heraus zu seiner idealen Form findet. Die Kombination aus bewährten Elementen, Abwandlungen von Typologien, Sonderformen und Von-innen-nach-außen-Stülpen ergibt als Gesamtsumme ein maßgeschneidertes Ganzes, das die beiden Architekten im Moment der Fertigstellung selbst noch ein wenig zu erstaunen scheint.

Schließlich zwang die Aufgabe auch das Büro zu ganz neuen Arbeitsdimensionen. „Wir haben fast jede Genehmigung gebraucht, die es in Wien gibt, vom Bodengutachten bis zur Luftfahrt!“, sagt Christoph Pichler.

Dass es dennoch bei einer vergleichsweise kurzen Bauzeit von 20 Monaten blieb, dürfte auch damit zusammenhängen, dass die Stadt Wien sich von der ÖAMTC-Landmark die Belebung eines heute mehr oder weniger aus Büroblöcken im XXL-Format, industriellen Resten, Hochhausbaustellen und sehr viel Infrastruktur bestehenden Stadtviertels erhofft.

Postindustrielle Rauheit

Dass diese Transformation funktionieren könnte, glaubt man spätestens beim Ausblick im obersten Stockwerk des Neubaus. Lugt man über Helipad und Glasfassade hinweg, eröffnet sich ein Stadtpanorama von aufregender industriell-postindustrieller Rauheit, von den Gasometern bis zum dunklen Schiff der T-Mobile-Zentrale, das mit seiner ganz anderen Interpretation von Dynamik über die breite Fahrbahn der Südosttangente herübergrüßt.

So erweist sich ein Gebäude, das auf den ersten Blick beinahe aus der Kurve zu fliegen droht, als durchdachtes Gesamtwerk aus Fahrwerk, Chassis und Komfort, das auch im letzten Winkel noch die Kurve kriegt, wie ein Rad, das sich so schnell dreht, dass es wieder statisch wirkt. Und ganz en passant liefert es eine schlüssige Begründung dafür, warum Architektur für eine Unternehmenszentrale viel mehr sein kann als ein gebautes Logo.

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