12. April 2016 - Vorarlberger Architektur Institut
Völlig losgelöst ist die alte Tragstruktur der Scheune von den auf einem abstrakten Säulenwald schwebenden Wohnebenen, es gibt nur den Anschluss zum Vorderhaus, ansonsten nichts als Glas und die Plateaus aus massivem Holz. 25 zart dimensionierte Stahlsäulen sind in statisch logischen Stellungen, schräg, als Pendelstützen, nie in einer Ecke, nie parallel zu anderen Linien, bewusst ästhetisch, angeordnet. Um den Säulenwald vor Ort komponieren zu können, wird ein Befestigungssystem mit Kopf- und Fußteil entwickelt, in welches die in Überlängen gelieferten Stützen, nach dem individuellen Anpassen eingefädelt und verschraubt sind. Die Wohnebenen berühren die hüllende Konstruktion also nicht, die gestaffelte Raumabfolge lässt durch Glasstreifen auch zwischen den Levels die Sonne durchscheinen. Eher niedrige Raumhöhen, wie in der Bibliothek, relativieren sich in der Gesamtheit. Es gibt keine Fenster, sondern nur interessante Ausschnitte, aus ungewohnten Perspektiven.
Unkompliziert betritt man die Räumlichkeiten. Über die Stalltreppe gelangt der Besucher auf eine Art Vorplatz, oder Hof, innerhalb des umbauten Raums und steht nach der doppelflügeligen Glas-Eingangstür am Esstisch an. Die Küche mit Holz-Kochherd, Arbeitsfläche aus großgemusterten Zementfliesen, Fronten Email verkleidet, bildet ein Gegenüber zur Aufschließung der weiteren Ebenen. Das Schlafzimmer mit Elternbad hält sich im Hintergrund, der Durchblick reicht jedoch bis zur Haustüre. Über die Treppe mit den grauen MDF-Einbaumöbeln (Musikinstrumentenschrank) gelangt man zum offenen Arbeitsbereich. Dieser orientiert sich zu einem Freiplätzchen, ebenso die Waschküche. Separat erreichbar ist das Musikzimmer vom Carport aus, außerdem das obere Niveau der Zonen für die Kinder, mit der alten Holztreppe im Kaltraum. (Text: Martina Pfeifer Steiner)