14. November 2017 - ORTE architekturnetzwerk niederösterreich
Die Vielfalt eines jungen Lebens unter einem Dach auf Zeit fassen, heißt Raum für intime, semi-öffentliche und exponierte Momente zu schaffen. Bis zu sechzig, meist weibliche Jugendliche aus Niederösterreich leben und arbeiten hier. Manche bleiben 24 Stunden, andere das ganze Wochenende.
Das Landesjugendheim ist ein gewachsenes Ensemble aus Verwaltungsgebäude aus dem Jahr 1890, Schule, Kapelle aus den sechziger Jahren und Wirtschaftsgebäude, welches an die modernen Anforderungen adaptiert, neu gegliedert und vergrößert wurde. Der mäandrierende, bis zu zwei Stock hohe und 93,30 Meter lange Baukörper ergänzt den Standort. Er nimmt die abschüssige Topographie auf und gliedert die – bisher kaum beachtete – wunderschöne Grünfläche in einen südlichen intimen Park mit alten Ahornbäumen und einen nördlichen Bereich mit den Wirtschafts- und Lehrgärten.
Die Wohn- und Arbeitsbereiche sind räumlich und organisatorisch klein strukturiert, gut überschaubar und haben eine persönliche, vertrauens- und beziehungsfördernde Atmosphäre. Die hellen Wohngruppen mit warmen Parkettboden, Ein- und Zweibettzimmern, eigener Küche, Wohnzimmer und Terrasse geben Rückzug und Halt. Die Bewohner:innen beschreiben das als „angenehmen, überhaupt nicht selbstverständlichen Luxus“.
An den geschützten Innenhöfen liegen ebenerdig die Lehrwerkstätten wie Küche, Wäscherei und Friseur, die von Kund:innen aus der Ortschaft besucht werden. Ein großer Speisesaal für etwa hundert Personen, in dem Kaffee und Kuchen auch für Gäste angeboten wird, liegt stirnseitig. Einladend öffnet er sich zum alten Bestand. In allen Räumen ist das satte Grün der Umgebung durch die großen Fassadenfenster erlebbar und schafft dadurch nicht nur Helligkeit, sondern auch Ruhe. (Text: Architekten, red. bearbeitet)