22. März 2012 - Architekturzentrum Wien
Die gestalterische Herausforderung lag darin, Synergien aus dem groben Erscheinungsbild des technischen Ingenieurbaus mit den Anforderungen von Städtebau, Denkmalpflege, Orts- und Landschaftsbild zu schaffen. Im Unterschied zu anderen Städten wird Ybbs nicht durch eine Durchzugsstraße vom Strom getrennt und erlaubt daher eine Verbindung des historischen Ensembles der stromseitigen Altstadthäuser mit dem Wasser über die neu gestaltete Promenade. Das Hochwasserschutzprojekt wurde folglich nicht nur als Notwendigkeit, sondern auch als historische Chance für Ybbs verstanden. Die Donauplattform stellt heute im Zentrum der Altstadtpromenade den direkten Kontakt zum Fluss wieder her. Die Hochwasserschutzmauer wird als horizontales, die Platzabfolge begleitendes Element wahrgenommen, ergänzt von der Vertikalen des Pegelturms. Ab dem Schiffmeisterplatz, dem Ende der Altstadtpromenade, bildet eine Kombination aus Geländemodellierung, teilweise eingeschütteten Mauerteilen und raumgreifenden Bepflanzungen den naturnahen Abschluss der Erholungslandschaft Donaulände zum angrenzenden Industriegebiet.
Um die gewaltigen Kräfte des Wassers zu visualisieren und spürbar zu machen, lehnt sich der gläsern-fragile Kiosk fast schwerelos an die mächtige, hohe Prallwand. Aus Gründen der Haptik und Optik wurde als Material für Hochwasserschutzmauer, Stützmauern, Hochbauten, aber auch Stadtmöblierung ein spezieller, dunkel pigmentierter Sichtbeton gewählt, dessen Zuschlagstoff aus einem nahen Steinbruch stammt. Je nach Verwendungszweck wurde dieser verortete Beton in Abstimmung mit seiner Umgebung sandgestrahlt, gestockt oder grob gespitzt. Mit dem Hochwasserschutz Ybbs wurde ein modernes, technisch-funktionales Bauwerk sensibel in eine historische Stadt- und Flusslandschaft implantiert. (Text: Architekten, gekürzt)