Pläne

Details

Adresse
Bachlechnerstraße 35, 6020 Innsbruck, Österreich
Mitarbeit Architektur
Sebastian Grundmann, Daniela Fritz, Dietmar Gems
Generalplanung
DMArchitekten (Dieter Mathoi)
Bauherrschaft
Objekt Linser-Areal Immobilienerrichtungs GmbH, IIG
Landschaftsarchitektur
Anna Detzlhofer
Lichtplanung
Bartenbach GmbH
Weitere Konsulent:innen
ÖBA: Baumanagement Oswald GmbH, Hall
Wettbewerb
2007
Planung
2007 - 2009
Ausführung
2008 - 2011
Grundstücksfläche
13.500 m²
Nutzfläche
43.981 m²
Bebaute Fläche
8.931 m²
Umbauter Raum
297.468 m³

Nachhaltigkeit

Im Einkaufszentrum-Bereich konnte mit ca. 20kWh/m²a Heizenergiebedarf und ca. 30kWh/m²a Kühlenergiebedarf der Greenbuilding-Standard erreicht werden. Das Gymnasium darüber wurde im Passivhausstandard errichtet. Mechanische Lüftungsanlagen mit hocheffizienten Wärmerückgewinnungsanlagen dienen zur Frischluftversorgung, Raumheizung und Grundlastkühlung. Je Shop wird die Zuluft zusätzlich lastabhängig nachgeheizt oder nachgekühlt und über hochinduktive Luftdurchlässe zugfrei eingebracht. Zusätzlich wird ein Teil der Kühllast je Shop über Umluftkühler abgeführt. Die Grundlastkühlung erfolgt durch indirekte Grundwassernutzung, die für die Spitzenlastkühlung erforderliche Kältemenge wird durch zwei Wasser/Wasser-Kältemaschinen bereitgestellt. Die gesamte Kälteerzeugungsanlage ist so ausgeführt, dass die durch den Kühlprozess gewonnene Wärmemenge der Niedertemperatur-Fußbodenheizung der Schule zugeführt wird. Der sogenannte Wärme-/Kälteverbund ist so ausgelegt, dass Grundwasser als Umweltenergie nur in jenem Ausmaß benötigt wird, das zum Ausgleich der Wärmebilanzen zwischen Heizen und Kühlen unbedingt erforderlich ist. In den Wintermonaten erfolgt die Beheizung des Gebäudes bivalent parallel über die beiden Wasser/Wasser-Wärmepumpen und zusätzlich über zwei schadstoffarme, modulierende Erdgas-Brennwertkessel.
Die massive Stahlbetonbauweise schützt zusätzlich als wirksame Raumspeichermasse vor sommerlicher Überwärmung und ein außen liegender Sonnenschutz unterstützt die teilweise entspiegelte 2-Scheiben-Wärmeschutzverglasung der Schaufenster

Heizwärmebedarf
4,0 kWh/m²a (Energieausweis)

Preise und Auszeichnungen

Architekturwettbewerb

Das Projekt ist aus dem Verfahren Bildungs- und Nahversorgungszentrum Innsbruck West hervorgegangen

Archbau

Genereller introtext zu Archbau der von nextroom geschrieben wird.

Archtour

Genereller introtext zu Archtour der von nextroom geschrieben wird.

Presseschau

23. April 2011Liesbeth Waechter-Böhm
Spectrum

Eleganz statt Gestik

Bildung und Nahversorgung – passt das zusammen? Im Innsbrucker „Q-West“ durchaus. Unten gibt's Shopping, darüber eine Schule. Und das alles auch noch übersichtlich und klar organisiert.

Bildung und Nahversorgung – passt das zusammen? Im Innsbrucker „Q-West“ durchaus. Unten gibt's Shopping, darüber eine Schule. Und das alles auch noch übersichtlich und klar organisiert.

Um es vorsichtig zu formulieren: Die Kombination ist einigermaßen überraschend. Der Innsbrucker Architekt Helmut Reitter – in Arbeitsgemeinschaft mit Eck & Reiter – hat mit dem „Q-West“ ein Bildungs- und Nahversorgungszentrum realisiert, bei dem auf einem Einkaufszentrum eine Schule platziert wurde. Auf Anhieb möchte man eigentlich sagen: Furchtbar, lauter kleine Konsumenten! Werden sie nicht früh genug dazu – muss das jetzt schon in der Schule sein? Wenn man aber vor Ort ist, versteht man sehr schnell, dass diese Verdächtigung nicht greift.

Es ist ein sehr großes Objekt, das Helmut Reitter und Eck & Reiter da realisieren konnten. Etwa 100 Meter im Quadrat – bebaut bis zum letzten Zentimeter. Und es steht in einem Viertel von Innsbruck, das hauptsächlich Gegend ist, ohne Zentrum. Verkehrsreiche Straßen, Gewerbe, Einkaufshäuser, eine Bahnlinie, diesseits und jenseits dieser Bahn sollen in Zukunft noch Wohnungen gebaut werden. Mit dem „Q-West“ hat dieser ziemlich unattraktive Ort immerhin ein Frequenz-Zentrum erhalten. Man merkt jetzt schon, hier tut sich etwas.

Die Architekten haben es jedenfalls perfekt verstanden, Schule und Einkaufszentrum vollkommen zu trennen, wiewohl beide räumlich verschränkt sind. Oberste Prämisse war: Die Kinder müssen von der Straße – und damit vom Haupteingang zum Einkaufszentrum – weg, sie brauchen ihre eigene Empfangs- oder Ankunftssituation, die ganz vom Einkaufszentrum abgeschottet ist.

Und das ist wunderbar gelungen. Man ist hier wirklich mit zwei völlig getrennten Welten konfrontiert. Das Einkaufszentrum erstreckt sich über drei Ebenen, sehr übersichtlich, mit einer großzügigen Mall. Und beleuchtet durch einen höchst angenehmen „Sternenhimmel“ aus LED-Lampen, einer Entwicklung aus dem Studio Bartenbach, die hier und auch in der Schule zum ersten Mal in großem Umfang eingesetzt wurde.

Über Einkaufszentren ist im Grund wenig zu sagen. Sie sind immer gleich, sie kämpfen immer mit den lauten Logos der Firmenketten, sie wollen übersichtlich sein. Es geht hier nicht anders zu als im Kaufhaus Tyrol, dem vornehmeren Konkurrenten, nur das Preisniveau ist etwas niedriger. Und der Investor – wieder einmal Herr Benko, wie beim Tyrol – hat es verstanden, aus der Tatsache, dass das zweite Parkgeschoß schon sehr weit im Grundwasser liegt, ein Mehr an Nutzungsfläche als Ausgleich für erschwerte Baubedingungen herauszuholen. Man muss offenbar sehr schnell rechnen können als Investor. Das Nutzflächenverhältnis beträgt jetzt 14.000 Quadratmeter Einkaufszentrum zu gut 12.000 Quadratmeter Schule.

Dafür ist diese Schule zweifellos ein Vorzeigeobjekt. Etwas so Großzügiges, auf angenehmste Weise Durchorganisiertes habe ich kaum je gesehen. Die Auskragung des Gebäudes signalisiert nach außen, wo die Schule anfängt. Sie erstreckt sich über zwei Vollgeschoße oben und ist auf der untersten Ankunftsebene teilweise, aber unmerklich mit dem Einkaufszentrum verschränkt. Man kommt auf einem großen gedeckten Vorplatz an – dazu muss man allerdings entweder über eine Rampe oder über eine Treppe zehn Höhenmeter überwinden –, geht in eine mehrgeschoßige Eingangshalle und über eine besonders breite Treppe hinauf auf das eigentliche Schulniveau. Dabei sieht man links hinein in den Dreifachturnsaal (hinter dem, unsichtbar, das Einkaufszentrum weitergeht) und verteilt sich dort zu den Klassen.

Die Schule umfasst – auf zwei Ebenen – immerhin 32 Stammklassen, ergänzt durch eine Vielzahl an Sonderklassen und räumlichen Angeboten aller Art. Wobei die Stammklassen in drei als Finger ausgebildeten Baukörpern angeordnet sind, die jeweils drei Atrien umschließen. Dorthin sind diese Stammklassen durchwegs orientiert. Vom Straßenlärm bekommt man hier nichts mit – Schallschutz war überhaupt eine Prämisse –,außerdem ist der Ausblick auf diese teilweise begrünten Höfe ausgesprochen attraktiv. Zum Thema Freiflächen: Sie fehlen hier nicht, im Gegenteil. Das Angebot an großzügigen, teilweise gedeckten Terrassen (4000 Quadratmeter), dazu ein riesiger Sportplatz auf dem Dach der Dreifachturnhalle, könnte nicht vielfältiger sein.

Aber die auffälligste Besonderheit liegt im Prinzip der Klassencluster, einem Schweizer Modell, das zusätzliche Unterrichtsmöglichkeiten in klassenübergreifender Form anbietet. Man könnte von überbreiten Gängen sprechen, die in der Mitte möbliert sind – links und rechts davon bleibt die vorgeschriebene Gangbreite selbstverständlich frei, und dort können Lehrer und Schüler in sehr lockerer Form zusammenkommen. Jeweils vier Klassen sind zwei solcher Cluster zugeordnet, und wenn man der Schuldirektorin glauben darf, dann tragen sie wesentlich zum Aggressionsabbau zwischen den Klassen bei.

Natürlich wurde das Thema Sicherheit großgeschrieben. Und da hat die Schule vom Einkaufszentrum unten profitiert: Sie verfügt über eine – normalerweise viel zu teure – Sprinkleranlage. Im Einkaufszentrum war die sowieso vorgeschrieben, man musste nur die Leitungen bis hinauf legen – die kostspielige Basisinvestition fiel also weg. Im Kaufhaus kann es zwei Stunden brennen, bevor man in der Schule etwas merkt. Und die Schule kann in sechs bis sieben Minuten geleert sein – nicht zuletzt, weil man von jeder Klasse auf zwei Wegen ins Freie kommt.

Tatsächlich konnten die Architekten fast alles, was sie im Wettbewerbsprojekt vorgeschlagen haben, umsetzen. Energetisch erfüllt es den Passivhausstandard. Bei der Einrichtung wurde erfolgreich für eine Qualität jenseits des Üblichen gekämpft. Nur bei den Bodenbelägen musste das gewünschte Holz mehrheitlich einem angeblich pflegeleichteren Naturkautschuk weichen. Außerdem gibt es keine Zentralgarderobe, damit wäre das Flächenlimit für eine solche Schule überschritten worden, und auch hier – kein Holz für die Spinde, sondern nur Blech.

Formal kann man diesem sehr großen Objekt jedenfalls attestieren, dass es mit Sachlichkeit und Ruhe auftritt. Es bildet die unterschiedlichen Funktionen nach außen ab, aber ohne große Gestik, dafür mit Eleganz. Damit trägt es zur Aufwertung der gesamten Umgebung bei, und die verträgt es hier.

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