27. September 2009 - Architekturzentrum Wien
Die Assoziation zu einem surrealistischem Szenenbild ist angesichts leicht verschobener Perspektiven nicht von der Hand zu weisen – Sockelleisten verwandeln sich in Wandverkleidungen, Stehlampen werden zu Deckenleuchten, „Stoffbahnen teilen sich in kleine zettelartige Tücher, Sitzbänke explodieren in kleine nierenförmige Segmente“ (Kosutic) usw. Man kann sich einen Café- und Kuchennachmittag mit Tanten hier ebenso vorstellen wie eine Gruppe verruchter und verrauchter Edelrocker, die sich unter die „after work“-Anzüge eines gewöhnlichen Tagesausklangs mischt.
Die bindende Grundfarbe Weiß schlägt je nach Material und Oberflächentextur einen anderen Ton an und changiert – mal unschuldig und frisch, mal brüsk und hart – zwischen Silber, Samt und Gold. Die Stimmungswechsel der einzelnen Raumbereiche (Bar, Lounge, Gastraum) wird durch zahlreiche Möbel-Sonderanfertigungen und eine sorgfältige Lichtregie unterstützt. Das historische Portal Richtung Freyung wurde saniert, adaptiert und ebenfalls Weiß lackiert, das starke ODC Branding ist auf spielerische Weise in die Raumgestaltung integriert. Im Unterschied zu Lokalen, deren explizites Design sich auch als lähmend erweisen kann, gelang es Denis Kosutic auch hier mit bewährter Ironie, ein gewisses Etwas einzufangen. Was das ist? – Je ne sais quoi... (Text: Gabriele Kaiser)