06. Juli 2008 - Architekturzentrum Wien
„Die Neugestaltung des Pfarrwirt bezieht sich bewusst auf die Qualität und historische Einmaligkeit des Ortes“, berichten BWM Architekten, die den Umbau in einer unglaublichen Planungs- und Bauzeit von nur drei Monaten bewältigten, und „zielt mit zurückhaltenden, gestalterischen Maßnahmen auf eine Evolution der Identität des Ortes.“ Vorrangiges Ziel der Planung habe darin bestanden, „den Genius Loci dieses Gasthauses, geprägt durch das Spannungsverhältnis zwischen Stadt und Land, zwischen klassischem Wirtshaus und elegantem Landhaus, neu zu beleben.“ Tatsächlich hat der zauberhafte Bau mit Prälatensaal, Kaminstube und einer zweiarmigen Holzveranda nichts von seinem historischen Flair eingebüßt, sämtliche erhaltenswerten Elemente (Kastenfenster, Bretterboden, Deckenuntersichten etc.) wurden sorgfältig restauriert, die Stuckdecke im Prälatenzimmer samt Malereien wurden freigelegt, im Schankraum beim Eingang prunkt ein würdig gealteter Eisschrank, zahlreiche Maßnahmen bleiben in ihrer „Integrität“ als neue Setzung unbemerkt. An den Wänden zeitgenössische Kunst, z.B. ein „Tafelbild“ von Daniel Spoerri. Design macht sich nirgendwo wichtig, die neue Möblierung übt sich in nobler Zurückhaltung – ganz im Sinne eines evolutionären baulichen Ganzen. Man nimmt Platz im Heute und lehnt sich gern in die Jahrhunderte zurück. (Text: Gabriele Kaiser)