07. Mai 2001 - Architekturzentrum Wien
Auf der Ebene des Obergeschosses wird gewohnt. Fast könnte man von einem Ein-Raum Konzept sprechen, so fließend ist dieses Wohngeschoss nur die Schlafzimmer sind abgetrennt und Küche und Bad stecken in einem seitlich daranhängenden Kubus. Die entscheidende Raumfigur ist auf diese Weise rein und klar entwickelt, sie wird nicht von Nebenfunktionen überlagert. Und dass sich die Architektur auf den Seeblick konzentriert, versteht sich bei dieser Gunst der Lage von selbst. Interessant ist das zweischalige Fassadenkonzept des Hauses. Es resultiert aus der Überlegung, den Bezug zum Aussenraum aufzunehmen, es resultiert aber auch aus der Notwendigkeit eines Sicht- und Sonnenschutzes.
Aus einer einfachen Glaskiste sieht man zwar hinaus, aber man sieht auch hinein. Jetzt steht die vorgefertigte, in nur einer Woche aufgestellte Glaskiste zwar trotzdem da, aber es steht eine - vor Ort gefertigte - Holzschalung davor. Die Lamellen dieser Schalung sind in der Erdgeschosszone relativ dicht, nach oben öffnen sie sich durch eine unterschiedliche Schrägstellung allmählich. Alles was an architektonischer Spannung bei diesem kleinen Haus aussen wie innen nachvollziehbar wird, spielt sich eigentlich zwischen diesen beiden Fassaden und ihrer so unterschiedlichen Materialqualität ab. Es kommt einem wie Rede und Gegenrede vor, ein gebauter Widerspruch in sich, mit dem es sich aber sichtlich leben lässt. (Text: Liesbeth Waechter - Böhm)