14. September 2003 - Architekturzentrum Wien
Seine Synthese von Archaik und Moderne, seine prägnante Verdichtung von typologischen und symbolischen Referenzen, sein unvermittelter Kontrast zwischen dem pseudosakralen Entree unter der Kuppel aus vergoldeten, schmiedeeisernen Lorbeerblättern und der nüchternen Funktionalität des Ausstellungstraktes schockierte die Zeitgenossen.
Grundriß und Aufriß sind aus der Kreuzform des Vestibüls entwickelt, die Schauhalle selbst ist als neutrale, gleichmäßiges Oberlicht spendende Hülle konzipiert. Zu den einzelnen Ausstellungen wurden hier jeweils wechselnde, die Exponate in ein „Gesamtkunstwerk“ einbindende Interieurs eingefügt.
Die vielgerühmte und für die Architektur des 20. Jahrhunderts wegweisend genannte „protokubistische“ Stereometrie und „einfache Klarheit des Baukörpers“ stand für Olbrich nicht im Vordergrund. Planimetrische Einfachheit - die Nacktheit der weißen Volumen - bedeutete ihm eine Grundlage, um sie mit wenigen, „funktional“ gesetzten Ornamenten und mit fein geschwungenen Linien zu sensibilisieren, um aus dem glatten Kubus organhaft vitale, biomorphe Feinformen zu gewinnen. Wagners rationalisierter Klassizismus steckt hier die Grenzen ab, in denen sich die expressive Peitschenlinie des belgischen und französischen Jugendstils am Beginn des Wiener Secessionismus entfalten kann.
1981 - 1986 Renovierung durch Adolf Krischanitz und Otto Kapfinger. Mitarbeit Renovierung : Juerg Meister, Gerhard Schlager.
