26. September 2005 - afo architekturforum oberösterreich
Die Räume wurden von allen Dekorationen befreit, der Eingang wurde in die Mitte verlegt und führt auf eine Bar, die schon von außen als Blickfang wirkt und die ursprünglich getrennten Hausbereiche optisch und funktionell mit einander verbindet.
Die Entschlackung der Altsubstanz schuf eine offene Raumfolge, die nun als elegantes, helles Kontinuum wirkt, in dem sich die Bereiche Bar, Stüberl und Restaurant durch Materialwechsel und Stimmungen fein unterscheiden:
Das gesamte Mobiliar aus Massivholz und Stahl zeugt von einer feinen Solidität. Großzügig, unprätentiös und schlicht sind alle Räume formuliert. Zugleich herrscht eine angenehme Sinnlichkeit vor, die vom fein abgestimmten Zusammenspiel von Form, Material und Licht herrührt. Architektonisches Konzept und Handwerkskunst, die nicht nur technische Perfektion beinhaltet, sondern auch aufgabenspezifisches Feingefühl, treffen hier in gekonnter Weise aufeinander.
Die Sprache des Hauses von Aussen galt es im Inneren fortzuführen, wenn auch unter anderen Vorzeichen.
Nach dem Motto „harte Schale - weicher Kern“, versuchte Architekt Plöderl, über die verwendeten Materialien und Farbgestaltung die gewünschte Atmosphäre zu erhalten.
In enger Zusammenarbeit mit den Handwerkern wurden Eiche, Stahl, Stahlblech und Glas, sowie Nussholz und diverse andere Materialien in unbehandelter Form verwendet.
Die hinter den Raummöbeln liegenden Toiletten mit deren apfelgrünen Wänden und Glastrennwänden runden den sehr sensiblen Einsatz der Materialien und die Auswahl der Einrichtung ab und schaffen ein zeitloses schönes Lokal.
Die Verwendung eines für dieses Lokal entwickelten Holzstuhles zeugt von des Architekten Referenz an einfache und klare Formen und die Spiritualität, die diesen innewohnt.
Man kann diese Position vielleicht unzeitgemäß finden, man kann sie mögen oder nicht. Eines ist jedoch nicht möglich: dieses Gasthaus oberflächlich zu finden und ihr den hohen ästhetischen Wert abzusprechen – vor allem ein angenehmens Klima auf Appetit nach mehr.
-(SM)
