Details
- Adresse
- Wörlitzer Platz 1, Dessau, Deutschland
- Architektur
- Sauerbruch Hutton (Matthias Sauerbruch, Louisa Hutton)
- Mitarbeit Architektur
- Andrew Kiel, René Lotz (Projektleitung)
- Bauherrschaft
- Bundesrepublik Deutschland
- Tragwerksplanung
- Krebs und Kiefer
- Landschaftsarchitektur
- ST raum a. (Stefan Jäckel, Katrin Klingberg, Tobias Micke)
- Funktion
- Büro und Verwaltung
- Wettbewerb
- 1997
- Planung
- 1998
- Ausführung
- 2002 - 2005
- Grundstücksfläche
- 27.370 m²
- Bruttogeschossfläche
- 39.800 m²
- Nutzfläche
- 21.610 m²
- Bebaute Fläche
- 12.500 m²
- Baukosten
- 86,3 Mio EUR
Preise und Auszeichnungen
Publikationen
db deutsche bauzeitung, Balthasar-Neumann-Preis, Konradin Medien GmbH, Leinfelden-Echterdingen 2006.
A10, new European architecture #4, A10 Media BV, Amsterdam 2005.
Neue Deutsche Architektur, Eine Reflexive Moderne, Hrsg. Ullrich Schwarz, Hatje Cantz Verlag, Ostfildern-Ruit 2003.
Archfoto
Genereller introtext zu Archfoto der von nextroom geschrieben wird.
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Bildagentur
- ARTUR IMAGES
Presseschau
Umweltbundesamt Dessau
So viel Heiterkeit war selten in deutschen Amtsstuben. Licht, Luft, frei schwingende Formen und vielerlei Farben prägen das auffällige Gebäude im so genannten...
So viel Heiterkeit war selten in deutschen Amtsstuben. Licht, Luft, frei schwingende Formen und vielerlei Farben prägen das auffällige Gebäude im so genannten...
So viel Heiterkeit war selten in deutschen Amtsstuben. Licht, Luft, frei schwingende Formen und vielerlei Farben prägen das auffällige Gebäude im so genannten Gasviertel. Der Bau entstand auf einer ehedem stark kontaminierten Industriefläche in unmittelbarer Nähe zu Stadtmitte und Bahnhof und wirkt schon vom Zug aus wie ein freundlicher Fingerzeig, der bessere Zeiten für die vom Strukturwandel stark gebeutelte Stadt heraufbeschwört.
Mit dem Umzug der Behörde von Berlin nach Dessau Mitte 2005 war eine ganze Reihe von Erwartungen verknüpft, vor allem erhoffte man sich neue Impulse für die Stadtentwicklung. Ob sie eingelöst werden, lässt sich noch nicht abschätzen. Fest steht jedoch, dass trotz eines umfassenden Katalogs von einschränkenden Anforderungen und angesichts einer Vielzahl unterschiedlicher Behörden, die alle bei der Planung mit zu entscheiden hatten, ein gestalterisch anspruchsvolles und räumlich überzeugendes Gebäudeensemble entstanden ist.
Von Anfang an wurde das neue Domizil des Umweltbundesamtes als eine Art Prototyp des vorbildlichen Verwaltungsbaus und – dem Nutzer entsprechend – als Aushängeschild ökologisch orientierten Bauens konzipiert. Bereits zum Wettbewerb war für die Entwicklung eines umfassenden Energiekonzepts die enge Zusammenarbeit mit den Gebäudetechnikern gefragt. Das Konzept wurde während der konkreten Planungen mehrfach optimiert, weiterentwickelt und, wo dem Einsatz ausgefeilter Techniken zu hohe Investitionskosten entgegenstanden, auf Low-tech-Lösungen zurückgefahren. Im Ergebnis zeigt der Bau nun eine Zusammenstellung verschiedener Komponenten, zuvorderst die durch die kompakte Gebäudeform minimierte, hoch gedämmte Gebäudehülle – eine mit Zelluloseflocken ausgefüllte Holzkonstruktion mit hoher Luftdichtigkeit. Das lang gestreckte Atrium dient zugleich als thermische Pufferzone und als Konvektionskamin für die natürliche Lüftung. Zur Nachtauskühlung wird die Öffnung von Lüftungsklappen in den Büros zentral gesteuert und die Luft durch natürliche Konvektion über das Atrium abgeführt. Dessen Glasdach wird teils mit einem beweglichen textilen Sonnenschutz, teils durch feste Fotovoltaik-Elemente verschattet. Solarkollektoren sollen den Anteil erneuerbarer Energien am Gesamtenergiebedarf auf 15 bis 20 Prozent anheben.
Heizbedarfsspitzen werden über den Anschluss an das Fernwärmenetz abgefangen. Die Zuluft für die Büros wird im Kanal der Erdwärmetauschanlage – mit fünf Kilometern Länge eine der größten weltweit – vortemperiert. Der Flächenanteil der dreifach verglasten Fenster mit Öffnungsbeschränkung beträgt bei den Außenwänden 35 und bei den Innenwänden 60 Prozent. Der Tageslichtausnutzung kommen die geringe Gebäudetiefe und die halboffen gestalteten Flurwände zugute. Bei herabgelassenen Sonnenschutzjalousien muss kein Kunstlicht zugeschaltet werden; die Lamellen lenken einen Teil des Sonnenlichts an die hellen Zimmerdecken.
Zum ökologischen Gesamtkonzept gehört auch die Auswahl möglichst unbedenklicher Baustoffe: Für die Böden wurde Naturkautschuk verwendet, Blechverwahrungen im Dach mit verzinntem Kupfer ausgeführt und die Fassade mit unbehandeltem Lärchenholz verkleidet. Dem Wunsch des Bauherrn nach größtmöglicher Offenheit entsprechen die öffentlich zugänglichen Bereiche rund um das verglaste Foyer und die am Gebäude entlang führende Parkanlage. Der an das verwinkelte Grundstück angepasste geschwungene Grundriss schafft trotz der banalen Aneinanderreihung stark normierter Zellenbüros und minimierter Flurflächen im Innen- wie auch im Außenraum eine Abfolge heiterer Räume und lässt an keiner Stelle Assoziationen an den Ehrfurcht gebietenden Verwaltungsbau vergangener Tage aufkommen.
verknüpfte Zeitschriften
db 2006|06 Balthasar-Neumann-Preis
Grüne Schlange
(SUBTITLE) Das Umweltbundesamt von Sauerbruch Hutton in Dessau
Das deutsche Umweltbundesamt ist von Berlin nach Dessau umgezogen: Der dortige Neubau des für seine farbstarken und technisch schlüssigen Entwürfe bekannten Berliner Architekturbüros Sauerbruch Hutton konnte vor wenigen Tagen offiziell eröffnet werden. Er setzt ein klares Zeichen auf dem Gebiet der Verwaltungsarchitektur.
Das deutsche Umweltbundesamt ist von Berlin nach Dessau umgezogen: Der dortige Neubau des für seine farbstarken und technisch schlüssigen Entwürfe bekannten Berliner Architekturbüros Sauerbruch Hutton konnte vor wenigen Tagen offiziell eröffnet werden. Er setzt ein klares Zeichen auf dem Gebiet der Verwaltungsarchitektur.
Ein programmatisches Modellprojekt, aber auch und vor allem ein attraktiver Bau: Beim neuen Umweltbundesamt (UBA), das - optisch etwas beeinträchtigt durch die örtliche Verkehrsführung - fast direkt am Dessauer Hauptbahnhof steht, verbindet sich umweltorientiertes Bauen mit ästhetischem Schwung. Die systematische Berücksichtigung eines möglichst breiten Spektrums ökologischer Kriterien war schon im Wettbewerb für dieses Grossprojekt gefordert. Dieser wurde 1998 von Sauerbruch Hutton aus Berlin gewonnen. Wie die Architekten betonen, reizte es sie, aus technisch-ökologischen Lösungen künstlerisches Kapital zu schlagen. So bestimmt etwa die besondere Dicke der vierstöckigen, mit Zellulose gedämmten Aussenfassade aus Lärchenholz und Glas die dreidimensionale Spannung ihres musikalischen Farbmusters. Dieses entfaltet sich - jeweils mit dem Umfeld des Gebäudes korrespondierend und über mehr als dreissig Tonstufen an- und abschwellend - in horizontalen Reihen unterschiedlich breiter Rechteckfelder zwischen Krapprot und Indischgelb, Orange, Himmelblau, Hellgrün und Citron.
Naturbilder
Wie eine vitale Schlange legt sich der Hauptkörper des Baus mit Büros für 800 Mitarbeiter um ein zum Eingang hin zackenreich verglastes Foyer - das sogenannte Forum - sowie um das anschliessende begrünte, gekurvt in die Länge gezogene Atrium. Hier reflektieren Wasserbecken und farbige Glasbruchflächen am Boden das Himmelslicht, das durch das gläserne Sheddach einfällt; vor allem aber erschliessen in dieser Innenzone drei Brückenanlagen mit eingehängten Treppen die einzelnen Stockwerke, während die Fassaden mit leichter Abwandlung auf das Gebäudeäussere antworten. In den Randbereichen von Forum und Atrium verteilt sich eine kleine Familie aus sechs niedrigen und etwas stumpf wirkenden Sichtbetonkörpern oder «Felsen», in denen Hörsaal, Rezeption und andere Sonderfunktionen untergebracht sind.
Als Teil der wohl grössten Umweltbibliothek Europas verbindet ein wellenförmig aufgipfelnder Zwischentrakt die grosse Büro-Schlange mit einem Freihandmagazin, das in die erhaltene Ziegelschale eines kaiserzeitlichen Fabrikgebäudes eingesetzt ist; separat steht dem Ensemble ein leichthändig gestalteter neuer Restaurant-Pavillon gegenüber. Der insgesamt 40 000 Quadratmeter grosse UBA-Komplex liegt auf einer dekontaminierten Industriebrache, deren Geschichte zugleich auf ein Idealbild der Natur verweist: Von hier aus fuhr früher die Eisenbahn ins Wörlitzer Gartenreich, einen der heitersten Landschaftsparks des 18. Jahrhunderts in Deutschland. Das kleine Empfangsgebäude des früheren Bahnhofs wird nun vom UBA mit genutzt.
Die Langlebigkeit der Baumaterialien, ihre Transportwege, ihr Schadstoffgehalt, aber auch die Frage ihrer allfälligen umweltgerechten Entsorgung - all das wurde bei der Planung des UBA bedacht. Am deutlichsten wird das Ökoprofil des Baus aber beim Blick auf den Energiebedarf. Ein Fünftel der insgesamt benötigten Energie stammt aus erneuerbaren Quellen; signalisiert wird das durch die Photovoltaikanlage auf dem Glasdach des Forums. Der Bedarf an Heizwärme liegt bei 38,5 Kilowattstunden pro Quadratmeter und Jahr und unterschreitet damit die geltende Energiesparverordnung um mehr als dreissig Prozent. Als technisch avanciertestes Element des Projekts übernimmt ein fünf Kilometer langes Erdkanalnetz je nach Jahreszeit die Vorwärmung oder Vorkühlung der Zuluft für das zentrale, weitgehend natürliche Lüftungssystem. Zudem wird Heizenergie mit Hilfe des Atriums eingespart, das als Wärmepuffer und Sonnenfalle wirkt; für Kühlung sorgen hier bei warmem Wetter unter anderem Lüftungsklappen im Glasdach.
Ökologisches Profil
Das ökologische Konzept für den Bau sei ursprünglich weiter gegangen als im Endergebnis, sagt Matthias Sauerbruch. Aber das schmälert nicht das Verdienst der Architekten - haben sie doch zusammen mit einer ebenfalls flexiblen Bauherrschaft gezeigt, wie nachhaltiges Bauen bei einem öffentlich finanzierten Projekt dieser Grössenordnung auf mehrheitsfähige Weise realisierbar ist. Da interessieren die Kosten: 1650 Euro pro Quadratmeter einschliesslich Sanierung der Altbauten, 68,3 Millionen Euro insgesamt. Für eine durch Farben und kontrastierende Materialtexturen so ansprechende und räumlich so stimulierende Arbeitsumgebung ist das nicht zu viel, zumal sich in fünfzig Jahren die im Vergleich zu konventionellen Bauten höheren Anfangsinvestitionen durch eingesparte Betriebskosten amortisiert haben können. Wer künftig das Bauhaus von Walter Gropius in Dessau besucht, sollte das UBA nicht links liegen lassen.
Produkte
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