21. Januar 2005 - Architekturzentrum Wien
Der mit Holz verkleidete Eingangspavillon, der in seiner Tiefe der Verwaltung Platz bietet und bei einer Villa der Garage entspräche, beugt sich dem Besucher entgegen, nimmt aber das Gewicht vom Portalbereich weg und lehnt sich zur rechten Kante, die zusätzlich, mit einem leichten Knick nach vorne, der links anschließende zweigeschossige Trakt aus Stahl und Glas nimmt sich distanzierend zurück. Während der Eingang uns anzieht und in seinen Schatten aufnimmt, öffnet sich die Glasfront vor allem dem Licht. Der transparente Ausstellungsraum setzt die schützende Ausnehmung des Eingangs in die Tiefe fort und wir haben so eine diagonale Staffelung dreier Flächen vor uns, die uns in das Gebäude führt. Von der geschlossenen Holzwand rechts als vorderster Front des Gesamtgebäudes über die Ebene der Eingangstür und zur die Rückwand der transparenten Erdgeschosszone, wo die Schauräume untergebracht sind. Auf der Linie der Eingangstür läuft schon am Beispiel von Beton und Rasen erörterten Art der Zonenbildung mit horizontalen Flächen. Die Randbepflanzung des Beckens kippt die Rasenfläche in die Vertikale und bildet einen natürlichen Filter vor der aufgelösten Wand.
Auf dieser schwebt, von einer Schattenfuge getrennt, eine Schachtel aus Metall. Im Bereich der Ateliers, nahe der Eingangszone, großflächig in Fenster aufgelöst, wirkt sie sonst eher als geschlossene Box und bildet, diagonal, eine Entsprechung zum Eingangsblock. Der Sonnenschutz hier ist eine weitere Betonung der Gelenkstelle durch die Aktivität erhöhten technischen Aufwandes, während der nach links anschließende Veranstaltungsbereich durch ein sehr ruhiges, niederes Fensterband als Wiederaufnahme der Fuge zwischen den Geschossen belichtet wird. Holzverkleidung, Verglasung, Lamellen und Metallhaut tragen die jeweils für sie spezifischen Muster und betonen in ihrer Ausrichtung die konstruktive Logik des Ensembles.
Das Innere des Gebäudes überrascht durch seine Weiträumigkeit. Hier entfaltet das Bemühen, das Tragwerk des Gebäudes auf ein Minimum zu reduzieren, seine Wirkung fast noch mehr als in der Außenerscheinung. Die Logik und klare Disposition der Gebäudekörper wird aufgenommen und weiter ausdifferenziert in einzelne Zonen, die neue Zusammenhänge erscheinen lassen. Der Erschließungsbereich im Erdgeschoss korrespondiert in seiner Länge mit dem etwas breiteren Wasserbecken außen, von dem er lediglich durch die Verglasung und die sehr schlanken, gelenkig gelagerten Stützen getrennt ist. Dabei entsteht ein transitorischer Raum, der, gleichermaßen innen- und außenliegend, Gebäude und Umraum verklammert. Die von hier in das Obergeschoss führende, auf ihr materielles Minimum reduzierte Treppe verstärkt diesen Eindruck dynamischer Beziehungen. Diese Schicht wird begrenzt von der vorderen Stützenreihe der tischartigen Konstruktion, auf dem die Box des Obergeschosses aufliegt. Die Stützen sind, vom Empfang her kommend, anfänglich orthogonale, mit Holz verkleidete Elemente, welche die Materialität des Eingangs weiterführen, von der auch die Decke geprägt ist. Nach der Treppe jedoch nehmen sie, sowohl in der Schräge ihrer Stirnseite als auch in ihrer Oberfläche, die technische Bestimmtheit der Glasfront auf. Ein Wechsel der Sprache, dem auch der Unterzug folgt. Der Raum öffnet sich nun weiter in die Tiefe.
Das Obergeschoss ist als der eine große Raum erlebbar, als der es von außen erscheint. Die Zonenteilung des Erdgeschosses ist beibehalten, jedoch legen die weitgestellten, schlanken Stützen, die nun identisch mit den Elementen der Verglasung sind, den Raum nicht mehr so eindeutig fest. Das Nutzungsmuster mit Erschließungsgang erscheint nur als eine von vielen Möglichkeiten. Die mobilen Trennelemente unterstreichen die Flexibilität in der Positionierung und Strukturierung von Aktivitäten. Hier wurde untersucht, wie mit Hilfe von Material und Konstruktion auf sehr präzise Weise Qualitäten von Raum definiert werden und damit auch Bedeutungen, die das Programm strukturieren. Diese Verdichtung des Gebäudes in seiner Sprache aus Material und Konstruktion erscheint beispielhaft auch im Empfangstisch, der zeigt, was eine kostbare Haut aus einem muskulösen
Konstruktionsglied machen kann. (Gekürzter Text: Reiner Zettl)