22. Juni 2008 - Architekturzentrum Wien
Nach außen hin unscheinbar, wurde im Inneren des zweigeschossigen und durch einen Kopfbau erweiterten „Schuppens“ die anonymen Werte ruraler Baukultur durch zeitgemäße Bereinigung ins rechte Licht gerückt, wobei sich auf der Ebene der Materialbehandlung das „Grobe“ und das „Feine“ in sinnreichen Ambivalenzen ergänzen. Das Ziegelmauerwerk des als Büro genutzten, 2006 fertiggestelten Erdgeschosses ist außen mit einer Korkdämmung versehen und verputzt, die gedämmte Holzriegelkonstruktion des bereits 2000 realisierten Obergeschosses wurde außen mit rohen Fichtenholzbrettern verschalt, an der Innenseite sorgen Lehmwände (zugleich Heizsystem) für Behaglichkeit. Bei der Möblierung wurden ebenfalls keine Kontraste gescheut, der reduzierten multifunktionalen Schrankwand mit integrierter Küche, Bettstatt etc. stehen grob gezimmerte Sitzmöbel gegenüber, die in ihrer forcierten Klobigkeit schon wieder Anmut beweisen. Dieses Konzept der sublimierten Rohheit sollte später bei der Skihütte Schneggerei erneut auftauchen (siehe gesonderten Eintrag), die Katia und Gerold Schneider gemeinsam mit Philip Lutz im Jahr 2002 realisierten. Diese Art der Affirmation von Rustikalität hat mit den landläufigen Kommerzialisierungen von alpinen Lebensformen nichts gemein, hält aber eine Möglichkeit bereit, mit Traditionen ironischen und selbstverständlichen Umgang zu pflegen. (Text: Gabriele Kaiser)