09. August 2001 - ORTE architekturnetzwerk niederösterreich
Die östliche Begrenzung des Stadtparks weist ebenfalls eine sorgfältig gestaltete Raumbegrenzung aus Bauten des späten 19. Jahrhunderts auf. Ins Auge springt dabei ein breit gelagerter Baublock mit starkplastischer Fassadenordnung. Über kräftigen Sockelquadern und hochgezogener Putzrustika strebt die von Pylastern in kolossaler Ordnung strukturierte Fassade vor dem Haupgeschoss nach oben, abgeschlossen von Haupt- und ausladendem Dachgesims. Die Eckrisalite wurden mit kuppelbekrönten, aber sonst funktionslosen Turmaufsätzen ausgezeichnet, wobei der südwestliche, wohl um Spenglerarbeiten zu sparen, seit 30 Jahren nur mehr als eternitverkleideter Stumpf überdauerte.
In diesen Kontext brachte der Dachausbau an der Ecke zum Donau-Hotel einen wesentlichen Impuls. Der für die städtebauliche Wirkung unabdingbare Dachaufsatz wurde zeitgenössisch interpretiert, indem er – mehrheitlich verglast – als Wohnraum über Dächern und Baumwipfeln genutzt wird. Eine horizontale Lamellenschar hält hartes Mittagslicht ab und legt ein luftiges Gitter über die geböschte, sich auf die historische Überlieferung beziehende Grundform. Damit wird die städtebauliche Ecksituation zu Park und späterer Bebauung adäquat markiert.
Nach Einbruch der Dämmerung hell erleuchtet, gleicht der Turmaufsatz einer überdimensionalen Laterne. Der Dachgeschossausbau leistet damit einerseits an entscheidender Stelle einen Beitrag zur Attraktivierung des Stadtbildes, andererseits ist natürlich der Wohnwert von innen beeindruckend. Ausblicke zum Stadtkern nach Nordosten und nach Südosten ergänzen den Panoramablick gen Westen. Ein Geschoss unter dem Turmzimmer liegt hinter der Attikamauer der Tagesbereich mit Kochen und Essen sowie Serviceräumen und Schlafzimmern in den Seitenarmen. Eine geschützte Terrasse in der einspringenden Ecke bietet an Sommerabenden genüssliche Erholung. (Walter Zschokke)