09. Juni 2025 - aut. architektur und tirol
Der aus einem geladenen Wettbewerb hervorgegangene Entwurf von Mario Gasser reagiert auf die besondere Lage im sensiblen Naturraum mit einem vom Seeufer ansteigenden, polygonalen Baukörper mit geneigten Fassaden, der die die Horizontalität der Wasserfläche und die steil aufragenden Felsformationen der Umgebung aufgreift und gleichzeitig mehrere geschützte Außenflächen generiert. Das auf einem betonierten Untergeschoß in Holzmassivbauweise ausgeführte Gebäude wurde mit mattem Edelstahlblech verkleidet, dessen farblich changierende Oberfläche an die umliegenden Felswände erinnert.
Der witterungsgeschützte Eingang befindet sich am Vorplatz im Nordosten, wo auch ein kleiner Kiosk untergebracht wurde. Über einen Windfang gelangt man in das Herzstück des Gebäudes, einen überhohen Gastraum, der sich mit einer vollflächigen Glasfassade zum See hin öffnet. Im lichtdurchfluteten Innenraum dominiert der Baustoff Holz in Form von Weißtanne, die für die Täfelung der Wände, die schuppenartig angeordneten Akustikpaneele der Decke und die Möblierung verwendet wurde. Diese Materialisierung setzt sich im Vordach der Terrasse fort, das sich mit zwei Windschutz bietenden Flanken organisch an den Baukörper schmiegt. Weitere, nicht überdachte Sitzplätze stehen auf der weitläufigen Seeterrasse zur Verfügung. Entlang der Nordseite befindet sich eine große Gastroküche mit den entsprechenden, größtenteils im Untergeschoß liegenden Lagerflächen und Kühlräumen. Über dem Eingangsbereich ist das Gebäude zweigeschoßig und bietet im Obergeschoß Platz für ein Büro, für Personalräume mit Aufenthaltsmöglichkeiten für die Mitarbeitenden sowie eine kleine Betreiberwohnung.
Gleichzeitig mit dem Neubau des Gasthauses Vilsalpsee hat die Gemeinde ein neues Verkehrskonzept umgesetzt, um den Naturraum möglichst vom motorisierten Individualverkehr zu entlasten. Die bisher auf dem Grundstück liegende Buswendeschleife und die Parkplätze am Seeufer wurden entsiegelt und renaturiert und etwa 300 m entfernt an einer Wegkreuzung eine neue Haltestelle mit Wendekreis für den öffentlichen Verkehr errichtet. Das ebenfalls von Mario Gasser konzipierte Haltestellenbauwerk besetzt einen beengten Bauplatz an der Böschungskante und folgt mit einer Wandscheibe als raumbildendem Element dem Verkehrsfluss. (Text: Claudia Wedekind)