15. Dezember 2003 - Architekturzentrum Wien
Da die Anfang der 1970er Jahre errichtete Zollplatzüberdachung mit Inselgebäude überaltet und infrastrukturell ungenügend war, entschloss man sich zu einem Neubau, der eine verbesserte Kundenbetreuung bei der Abfertigung und eine optimale Ein- bzw. Ausreisekontrolle ermöglichen sollte. Dass dieser Neubau zudem eine transitorische Empfangsgeste setzt, gehört zu jenen symbolischen Dienstleistungen von Architektur, die sich bei stringenter Planung „wie von selbst“ dazugesellt.
Ein weites Flugdach schwebt wie ein Strich in der Landschaft. Es respektiert die Silhouette der Umgebung und fügt sich in das bestehenden Ensemble mit Zollamtsgebäude und Veterinärgrenzkontrolle. Es umreißt eine Fläche von 840 m² und wird von nur zwei ovalen Stahlstützen getragen, die die Kräfte in ein massives Betonfundament unter dem Inselgebäude ableiten. Das flugzeugflügelähnliche Flächentragwerk überdacht die Abfertigung auf je zwei Einreise- und zwei Ausreisespuren, die Rippen im Inneren des Daches bilden mit der oberen und unteren Stahlhaut eine konstruktive Einheit. Schwebezustandsverstärkungsmassnahme: Eine reflektierende Beschichtung aus Eisenglimmer ermöglicht die flächige und blendfreie Ausleuchtung der Untersicht. Das Inselgebäude selbst mit den Abfertigungs- und Büroräumen ist als Leichtbau ausgeführt, die umlaufende Verglasung gewährt Einsicht und Durchblick von Raum zu Raum. Ein ebenfalls umlaufender Sockel aus Fertigbetonteilen dient als Anprallschutz, die innenräumliche Ausstattung aus Birkensperrholz setzt zur Härte des Aussenraums einen zarten, ja wohnlichen Kontrapunkt. (Text: Gabriele Kaiser, 12.12.2003)