18. Juli 2023 - Initiative Architektur
Die bestehende Talstation konnte diesen Besucher:innenansturm längst nicht mehr bewältigen. Es existierten keine witterungsgeschützten Warte- und Aufenthaltsbereiche, keinerlei gastronomische Angebote und sonst wenig Annehmliches für die Gäste. Den Wettbewerb, den die Betreibergesellschaft ausschrieb, konnte das Salzburger Architekturbüro dunkelschwarz mit einem Konzept, das auf einer logistischen Neuordnung des Betriebs fußt für sich entscheiden. Sie haben die Bahnsteige für Abfahrt und Ankunft kurzerhand getauscht und konnten mit dieser einfachen Maßnahme die Besucherströme entflechten.
Der Neubau besteht aus einem zweigeschossigen Haupt- und einem eingeschossigen Nebengebäude. Zusammen mit den Bestandsgebäuden der Werkstätten umschließen sie u-förmig das Bahnhofsgelände. Über den beiden Neubauten spannt ein Sheddach, das auch die Bahnsteigüberdachung herstellt und die Großform des Bahnhofs räumlich zusammenhängt. Die Faltung des Daches klappt als zweite Fassadenebene auch in die Vertikale und setzt das gestalterische Motiv des Faltwerks in den Ansichten fort. Die dadurch entstehende Kleingliedrigkeit im Erscheinungsbild lässt einen Dialog mit der kleinmaßstäblichen Bebauung der Umgebung entstehen. Im Hauptgebäude wurden die verschiedenen öffentlichen Funktionsbereiche wie Eingangshalle mit Ticketing, Ausstellung, Shop, Restaurant und Veranstaltungsbereich in einer offenen Halle angeordnet. Diese wurde durch umlaufende Verglasungen in den Fassaden und im Sheddach stark zur Umgebung geöffnet und so der Bezug zum See und den Bergen hergestellt. Die Materialien Holz und Stahl spielen eine zentrale Rolle. Die Überlagerung der Bahnhofstypologie mit den Anforderungen an das Gebäude aus der touristischen Nutzung spannt thematisch einen weiten und spannenden Bogen. „Industrielle“ Materialien und eine technische Formensprache verankern das Gebäude atmosphärisch in der Bahnhofstypologie, während Holz Aufenthaltsqualität für Besucher:innen entstehen lässt. Auf der Ebene des Obergeschosses des Hauptgebäudes befindet sich neben den Betriebsbüros auch die gastronomische Nutzung. Auf der großzügigen, gedeckten Restaurant-Terrasse öffnet sich der Blick auf das historische Wallfahrts-Heiligtum des hl. Wolfgang in dieser einzigartigen Weltlandschaft des Salzkammergutes. (Roman Höllbacher – auf Basis des Textes der Architekten)