14. August 2023 - Initiative Architektur
Aus architektonischer Sicht wiederum ist bemerkenswert, dass mit diesem Objekt der erste große Verwaltungsbau entstand, den das Land Salzburg als Bauherr in Holzbauweise errichtet hat. In einem zweistufigen, EU-weit ausgeschriebenen Wettbewerbsverfahren, das im Mai 2020 entschieden wurde, überzeugte das Projekt der SWAP-Architekten. Es wurde zum Sieger gekürte und überzeugte die Jury mit einem „Vorentwurfskonzept in Holzbauweise, das sich durch eine klare und rational gegliederte Tragstruktur aus Brettschichtholz auszeichnet und einen hohen Vorfertigungsgrad der Konstruktion zur Realisierung sicherstellt.“
Über einem massiven Sockelgeschoss – die Baufläche liegt im Hochwasser-Gefahrenbereich (Hinweiszone; HQ300) der Fischach – wurden sechs verschieden hohe Holzkuben gesetzt. Ihre Erschließungskerne wurden ebenfalls in Massivbauweise ausgeführt. Im Erdgeschoss sind die Front Offices und das Bürgerservice sowie ein großer Versammlungssaal (der so genannte Flachgausaal) untergebracht. Der Wartebereich ist vom Bürgerservice nur durch verglaste Flächen vom Warteraum getrennt, wodurch Transparenz und Offenheit gewahrt wird. Zu einer positiven Atmosphäre tragen begrünte Wände bei, die über eine computergesteuerte Tröpfchenbewässerung mit Wasser, sowie über LED-Strahler (zusätzlich zum Tageslicht) mit Licht versorgt werden. Das Moos, das auf den Glaswänden angebracht wurde, benötigt hingegen nur die normale Luftfeuchtigkeit zum Leben.
Die oberen drei Geschosse, in denen die Büros für die rund 200 Mitarbeitenden situiert sind, wurden mit dem zentralen Baustoff Holz geplant. Der Holzbau wird überwiegend in Skelettbauweise aus Brettschichtholzstützen- und -trägern auf denen Brettsperrholzplatten gelagert werden, errichtet. Für den konstruktiven Holzbau wurden insgesamt rund 1.000 m³ Holz benötigt, wobei auch auf möglichst kurze Transportwege geachtet wurde. Das Material stammt aus Jenbach in Tirol (BSH: Brettschichtholz = Flächenbauteile: Decken & Parapete) und aus Unternberg in Salzburg (BSP: Brettsperrholz = Stabbauteile: Stützen & Träger). Das gesamte Holz wurde in 20 LKW-Fuhren auf die Baustelle geliefert. Der Raumbedarf für die rund 200 Arbeitsplätze konnte dank der exakten Planung, der Vorfertigung im Werk und einer logistisch bis ins Detail geplante Anlieferung in nur 15 Wochen mit wenigen hochqualifizierten Mitarbeiter:innen errichtet werden.
Sowohl in den Innenräumen als auch an den Fassaden, die durch Holzlisenen vertikal strukturiert sind, konnte das Leitmotiv des Entwurfs – die Sichtbarmachung der Konstruktion und des Materials, realisiert werden. (Roman Höllbacher – auf Basis des Textes der Architekt:innen)