16. Oktober 2023 - Vorarlberger Architektur Institut
Der alte Pfarrhof steht leicht erhöht auf einem Natursteinsockel zwischen Kirche, Friedhof und dem großen Platz mit der Marienlinde, wo in den 1970ern der Laurenzisaal und später das neue Pfarramt errichtet wurde. Vertreterinnen von Pfarre und Gemeinde waren sich auch der immateriellen Bedeutung des alten Pfarrhofs für den Ort sehr bewusst. Sie haben gemeinsam lange um eine adäquate Nutzung für das leere Haus gerungen. Die Zeit musste reif werden für eine ausgewogene Mischung aus pastoraler und profaner Nutzung.
Im Erdgeschoss befindet sich nun die öffentliche Bücherei mit ihren 4300 Büchern, eine Art gute Stube für Vereine und das ganze Dorf, im ersten Stock sind das Pfarrbüro und ein Co-Working-Space. Architekt Gerhard Gruber griff so behutsam wie gewissenhaft in den denkmalgeschützten Bestand ein. Auch Sanierung und Umbau durfte ihre Zeit brauchen. Jeder Raum hat seine eigene Farbigkeit, mit Hingabe wandten sich die Handwerker den Holzkassettendecken, Dielen und dem verputzten Mauerwerk zu. Alle neuen Möbel sind in hellen Pastelltönen gehalten und auf die historische Farbpalette abgestimmt.
Eine Rampe am Eingang und die sehr schlichte, leichtfüßige, moderne Podesttreppe aus Eichenholz mit Lift und Sanitärräumen sorgen für eine großzügige, barrierefreie Erschließung und ein durchgehendes Foyer. Dadurch ist das Pfarrhaus vom Eingang im Nordosten – bei der Straße und dem Vorplatz der Kirche – bis nach Südosten – dem Platz mit Marienlinde und Lorenzisaal – durchgängig. Er wird so auch zu einer Verbindung zwischen Sakralraum und Gemeindeleben. Pfarrbüro, öffentliche Bücherei, dörflicher Treffpunkt und Vereinsräume werden dem Haus in Zukunft seine Bedeutung für das Dorf wieder zurückgeben. Die Bestimmung des Dachbodens ist noch offen. Auch seiner Sanierung wird die Zeit zugestanden, die es braucht, die passende Nutzung zu finden. (Text: Isabella Marboe)