08. März 2021 - aut. architektur und tirol
In einem ersten Schritt ist auf einem aufgelassenen Gewerbeareal im Ortskern ein neues Dorfzentrum mit einem Gemeindehaus, einem Geschäfts- und Wohnhaus und einem Dorfplatz entstanden. Auf dem klar definierten Platz wurden zwei eigenständige Baukörper errichtet, die sich in ihren Proportionen an den vorgefundenen Haustypen orientieren. Versetzt zueinander platziert bilden die beiden Satteldachhäuser mit ihren zum Platz hin orientierten Giebeln eine Abfolge von Plätzen. Bestehende Blickbeziehungen etwa zu dem das Ortsbild prägenden Kirchenhügel mit Pfarrhof und Kirchturm wurden erhalten und neue Blickfenster geöffnet, neu aufgespannte Gassenwege ergänzen die ortstypischen Raumfolgen der Dorfstruktur.
Die verschiedenen Funktionen der beiden Baukörper spiegeln sich in der unterschiedlichen Ausformulierung ihrer Fassaden wider. Das frei am Platz stehende Gemeindehaus ist klar als Gebäude mit öffentlichen Aufgaben zu erkennen. Auf ein Erdgeschoß, das im Sockelbereich in gestocktem Beton ausgeführt wurde, folgen zwei Obergeschoße, die gestalterisch zu einer Einheit zusammengefasst sind. Hinter den großflächigen Verglasungen mit Holzlamellen zur Beschattung liegen die Büros der Gemeindeverwaltung und ein lichtdurchfluteter Erschließungskern. Im Erdgeschoß, das seiner öffentlichen Nutzung entsprechend einen Terrazzobelag unter Beimengung des sogenannten „Tiroler Rot“ als Zuschlag erhielt, befindet sich das Bürgerservice und der Trauungssaal, ganz oben der zum Platz hin orientierte Sitzungssaal. Hochwertige Baumaterialein wie Eichenholz für Fenster, Böden und Wandelemente unterstreichen die Bedeutung des Hauses.
Das den östlichen Abschluss des Platzes bildende Geschäfts- und Wohnhaus tritt gegenüber dem Gemeindehaus deutlich in den Hintergrund. Die Apotheke, deren altes Gebäude für das neue Dorfzentrum abgerissen wurde, erhielt im Erdgeschoß ihren neuen, zum Platz ausgerichteten Standort. In den beiden Obergeschoßen befinden sich jeweils zwei unterschiedlich große Wohnungen.
Der Dorfplatz, der künftig als Platz für Märkte, Veranstaltungen etc. der zentrale Begegnungsraum im Dorf sein soll, wurde mit einfachen, tradierten Elementen gestaltet. Eine Steinpflasterung hebt die Platzfläche vom angrenzenden Straßenasphalt ab, ein Brunnen als raumbegrenzendes Element unterstreicht die Gebäudeklammer von Gemeindehaus und Pfarrhof. Die Autoabstellplätze wurden weitgehend in die neue Tiefgarage verlegt, eine Steinbank und die Dorflinde setzen Akzente in der nun nicht mehr vom Verkehr dominierten Dorfmitte. Nordseitig an diesen „harten“ Dorfplatz anschließend ist an Stelle der Kaltschmid-Halle ein grüner Generationenpark entstanden, der dazu beiträgt, dass die Aufenthaltsqualität im Dorfkern mit dieser attraktiven Ortsmitte wesentlich verbessert wird. (Text: Claudia Wedekind)