21. April 2020 - Vorarlberger Architektur Institut
Entstanden ist, was Platz hatte: Wo viele Jahre eine zunehmend verfallende Brache zu sehen war, steht nun ein markantes, längliches und dunkles Gebilde hart an der Klostergasse, beinah unwirklich, als habe es sich aus dem Reich der reinen Geometrie hierher verirrt. Die überproportionalen Bauten von Bezirkshauptmannschaft und Landespolizeidirektion und die Wohnbauten der 1960er- und 1970er-Jahre ringsum lassen den Kontrast noch deutlicher hervortreten. Die schlanke Struktur besteht aus vier übereinander gestapelten Geschoßen. Mit exakt gleicher räumlicher Disposition der einzelnen Ebenen, jedoch mit unterschiedlicher Verteilung der großformatigen Öffnungen, organisieren sich die Räume über die gesamte Gebäudehöhe und profitieren von unterschiedlichen Ausblicken und Belichtungen. Jede Einheit ist so ausgelegt, dass dort sowohl gearbeitet als auch gewohnt werden kann. Die flexible Nutzbarkeit wird dem Haus langfristigen Wert geben.
Das Gebäude ist eine durchgehende Betonkonstruktion, bei der Fußböden, Decken, Wände, Fassaden und Dach aus ein und demselben Material bestehen. Der dunkel gefärbte Beton spielt dabei sein plastisches und atmosphärisches Potenzial aus. Handwerklich geschalt und roh belassen entstehen lebendige Oberflächen, die den Arbeitsprozess abbilden und die ursprüngliche Kraft des Materials zum Ausdruck bringen. Ergänzt werden die betonierten Raumgefäße von naturgekalktem Fichtenholz und Einbauten aus rohem Stahl. Die Oberflächenstrukturen und deren Haptik verleihen den einzelnen Atelier- und Wohnräumen eine eigene Atmosphäre. Stimmungsvoll bis ins Detail und von anregender Radikalität verleiht das Bauwerk dem architektonischen Denken, das hier zuhause ist, einen lebendigen, wesenhaften Ausdruck. (Text: Architekt, bearbeitet)