02. April 2015 - Vorarlberger Architektur Institut
In Trauerzeiten braucht der Mensch Zeremonien und Rituale. Das Bestattungshaus erlaubt die freie persönliche Gestaltung dieser Abschiedsfeierlichkeiten. Drei Aufbahrungsräume in verschiedenen Größen sind mit moderner Licht- und Medientechnik ausgestattet. Der größte kann zum Eingangsbereich geöffnet werden, für überkonfessionelle Verabschiedungszeremonien. Durch das elektronische Zutrittssystem gibt es auch keine zeitlichen Beschränkungen für die Trauergemeinschaft.
Zentrales Gestaltungselement ist die Stampf-Lehmwand. Sie ist Außen wie Innen erlebbar und steht als Symbol für Ursprung und Rückkehr zu Natur und Materie. Vor Ort „eingestampft“ wurden die Stahlsäulen, um die den Gang begleitende Oberlichte nicht den Setzungen des natürlichen Materials preiszugeben. Eine Zwischenisolierung hält die Dimension der Lehmwand in Maßen. Die weiteren Flächen sind Trockenbau, mit Lehmputz gespachtelt, glatte abgehängte Akustikdecken, Türen und mobile Trennwände aus Nussholz, am Boden Travertin. Die Raumakustik ist wichtiger Teil der intimen Atmosphäre. Auch das Licht wird in diesem Sinne eingesetzt. Es wird von oben geführt, auch im kleinen Raucherhof, der im Zwickel am Ende der Lehmmauer entsteht. Nur der Eingangsbereich gibt sich offen, transparent, mit Verglasung.
Kupfer ist das weitere Material der Gebäudehülle: Trapezblech, vertikal gefältelt, relativ eng zusammenliegende Kanten. Beim Kaltraum der Zulieferung und Abfahrt in Tiefgarage ist das Kupfer perforiert, gelocht, sodass Tageslicht eindringt und bei künstlicher Beleuchtung der Eindruck von hoher Transparenz entsteht. Zwei große Tore erschließen diese internen Räumlichkeiten mit Kühlzellen, hauseigener Prosektur oder Thanatopraxieraum, Lager und Werkstätten. (Text: Martina Pfeifer Steiner)