03. April 2015 - Architekturzentrum Wien
Das Projekt ging 2010 als Sieger aus einem Bauträgerwettbewerb mit dem vorgegebenen Thema „sicheres Wohnen“ hervor. Für die Bildung von überschaubaren, nachbarschaftlichen Gefügen wurden die Wohneinheiten in kleine Gruppen segmentiert – Hauszeilen von maximal 8 Reihenhäusern und Stiegenhaus-Gemeinschaften von maximal 16 Wohnungen. Bewohner, die vor ihrem Reihenhauseingang auf einem Bankerl sitzen, leisten einen Beitrag zur sozialen Kontrolle, denn die gesamte Anlage ist zum Straßenraum hin offen und damit auch für ortsfremde Personen rund um die Uhr zugänglich.
Die Reihenhausanlage besteht aus drei verschieden dimensionierten Haustypen, im größten mit fast 140 m² ist genug Platz für eine mehrköpfige Familie oder kombiniertes Wohnen und Arbeiten. Die Ausstattung ist für einen geförderten Wohnbau bemerkenswert: Im Erdgeschoss befinden sich ein Nutzraum mit Wasseranschluss und eine „Solldurchbruchstelle“, wo mit wenig Aufwand aus zwei Zimmern ein großer Raum entstehen kann. Das mittlere Reihenhaus deckt mit 95 m² die klassische Nachfrage nach 4 Zimmern ab, wohingegen das kleinste mit nur 65 m² und drei Zimmern durch seine entsprechend niedrigen Kosten für breite sozialen Schichten und differenzierte Familienformen die Möglichkeit des eigenen Hauses im Grünen bietet.
Auf der dem Anger abgewandten Seite befinden sich die privaten Garteneinheiten. Pergola-Konstruktionen sollen hier künftig Schatten und Privatheit bieten. Die notwendigen Pflanztröge fehlen jedoch, es hängt nun vom Engagement der Bewohner ab, ob die massiven Rankgerüste künftig ihre Funktion erfüllen können werden. Die Chancen stehen gut, denn die Bewohner entwickeln einen ausgeprägten Gestaltungswillen, das ist wenige Monate nach der Schlüsselübergabe rund um den Anger ablesbar. Das Engagement der Bewohner stößt jedoch auch an seine Grenzen. So konnte z.B. das Vorhaben, nachträglich Vordächer anzubringen, um das Regenwasser vom Eingangsbereich fernzuhalten, nicht umgesetzt werden. Der Bauträger argumentiert mit der baulichen Substanz (die Wärmedämmung könnte in Mitleidenschaft gezogen werden), aber auch mit der geförderten Nutzfläche, die nicht überschritten werden darf. Auch wenn die Architektur es beinahe vergessen macht, handelt es sich hier um geförderte Mietwohnungen.
Straßenseitig bilden Geschosswohnbauten den Übergang zum dichter bebauten benachbarten Neubaugebiet und verfügt wie auch die Reihenhäuser über eine große Bandbreite an verschiedenen Wohnungstypologien. Hier befinden sich auch Gemeinschaftsräume, Kellerabteile und Garagenplätze für die gesamte Wohnanlage.
Das Erdgeschoss erfüllt in der Wohnanlage Funktionen des täglichen Bedarfs: Fahrrad- und Kinderwagen-Abstellflächen, Waschküche, Geldautomat, multifunktionaler Gemeinschaftsraum und die Servicezentrale, die erste Anlaufstelle der Nachbarschaft bei Fragen und Problemen ist.
Wesentlich für ein gutes soziales Gefüge ist eine funktionale Dichte und eine nachhaltige Durchmischung der zukünftigen Bewohnergruppen. Eine gesamte Stiege steht einer Wohngruppe zur Verfügung, die mit begleitender soziologischer Moderation ein Modell der intensiveren Nachbarschaft lebt. In zweien der Reihenhäuser hat eine betreute Jugendgruppe des SOS-Kinderdorfes ihr neues Zuhause gefunden und auch Menschen mit besonderen Bedürfnissen finden ihren Platz, denn das Angebot der barrierefreien Wohnungen wurde stark angenommen. Insgesamt wurde eine Siedlung geschaffen, die mit privaten, beruflichen oder gesundheitlichen Veränderungen mithält und damit zum nachhaltigen - weil langfristigen - Zuhause werden kann. (Martina Frühwirth nach einem Text der Architekten)