20. Dezember 2013 - Architekturzentrum Wien
Vor dem Gebäude befindet sich der öffentliche Vorplatz, von dem man in den Innenhof geleitet wird. Der Hof ist weitgehend überdacht und damit auch als Treffpunkt für Kinder und Eltern nutzbar. Glaswände geben hier den Blick auf die gesamte Erdgeschosszone frei, der farbenfrohe, zweiseitig belichtete Speisesaal sticht sofort ins Auge. Da die Schule als Ganztagsschule geführt wird, verfügt sie über ein großzügiges Raumangebot für Bewegung im Schulalltag. Die Kinder sind eingeladen, sich in der Freizeit auch spielend auf den Gängen aufzuhalten. Zusätzlich zum Turnsaal im Erdgeschoss und den Freiflächen im Garten gibt es im zweiten Stock einen Freiluft-Sportplatz auf der Dachterrasse. Der wasserblau eingefärbte Bodenbelag ist mit weißen Mauern eingefasst. Auf den ersten Blick vermeint man, in einem Schwimmbecken zu stehen. Damit kein Ball auf der stark befahrenen Donaufelder Straße landen kann, wurden Ballnetze auf den Seiten und auch als Himmels-Begrenzung gespannt. Ballnetze zählen in der Regel nicht zu den beliebtesten Gestaltungsmitteln. Hier auf dem Dach jedoch wirken sie angenehm raumbildend, indem der Sportplatz auf dem Dach „gefasst“ wird.
Die Kindergartengruppen verfügen über direkte Zugänge zum Außenraum. Im Garten treffen Kinder von 2-10 Jahren aufeinander: Krippe (2 Jahre alt), Kindergartenkinder, Vorschulkinder und Volksschulkinder. Der gesamte Freiraum wurde entsprechend der Bedürfnisse der Altersgruppen zoniert und mit altersgerechten Spielgeräten und Hochbeeten ausgestattet. Einen witzigen Hingucker bilden die beiden Gartenschuppen. Die zwei hellblauen Häuschen entsprechen der idealtypischen kindlichen Vorstellung von einem Haus mit Satteldach. Aus dem erwachsenen Blickwinkel bilden die beiden identen Häuschen in direkter Blickbeziehung zum gänzlich un„häuslichen“ Campus mit seinen mächtigen Riegeln einen ironischen Kontrapunkt.
Der subtile Witz findet in den Gängen und Foyers im Gebäude seine Fortsetzung. Eine Vielzahl an – mitunter wild gemusterten – bunten Tapeten schmückt die Wände. Den roten Faden kann man am besten als „Stil-Bruch“ beschreiben: zarte, pastellige Blüten befinden sich in direkter Nachbarschaft zu kräftig leuchtenden Ringen und Kreisen, gefolgt von psychedelischen Ornamenten. Die Lehrer lachen beim Vorbeigehen und erfreuen sich am Ausblick, den die großzügigen Fensteröffnungen an der Südseite auf die Umgebung frei geben. An diesem Campus wird man sich so bald nicht satt sehen. (Text: Martina Frühwirth)