06. Juli 2008 - Architekturzentrum Wien
Ein massives Relikt der früheren Nutzung, die 100-jährige „Laufkatze“, ein beweglichem Kran an der Decke, blieb als raumprägendes und -gliederndes Element erhalten und lässt die Verwandlung von der Motorenwerkstatt in eine Gastsstätte umso erstaunlicher erscheinen. Von industrieller Rauhheit sind auch die für den Umbau verwendeten Materialien geprägt, wenngleich sie im neuen Gesamtkonzept wieder Feinheit ausstrahlen. Die mit ihrer indirekten Beleuchtung elegant wirkende Lamperie besteht – ebenso wie die Sitzbank und die Schiebetüren im WC-Bereich – aus schwarz gebeizten und lackierten OSB-Platten, das Barmöbel aus simplen Porensteinen mit „losem“ Fugenbild. Die Wände und Decke, verputzt und geglättet, aber ohne homogenisierenden Anstrich, geben dem Raum nach oben eine unpretenziöse Fassung. Dazu schlichte Maxplatten-Tische mit zusammelgewürfelter Bestuhlung vom Altwarenhändler, vier Fenstertüren öffnen den Raum im Sommer zur Gasse bzw. zu den Tischen im Schanigarten. Trotz dieser maximalen Bescheidenheit im Einsatz der Mittel liegt das Lokal näher am Trend als beim Trash, was natürlich auch am engagierten gastronomischen Konzept und an der gastfreundlichen Führung des Finkh liegt. Doch dass man sich hier auch räumlich bestens aufgehoben fühlt beweist, dass die Architektengruppe ten.two, die bereits auf eine Reihe von Lokalgestaltungen (wie zuletzt das NEON am Heiligenstädter Gürtel – siehe gesonderten Eintrag) verweisen kann, nicht nur im Highend-Niveau glänzen, sondern auch im Low-Budget-Bereich profund agieren kann. (Text: Gabriele Kaiser)