14. September 2003 - Architekturzentrum Wien
Als der Gaissauer Pfarrer Stefan Biondi bei einer Zufallsbegegnung Wolfgang Ritsch von seinen Bauabsichten berichtete, setzte sich dieser für den Erhalt des historischen Bauwerks ein, dessen Bedeutung für die dörfliche Binnenstruktur ihm von Anfang an bewusst war. Die Früchte zahlreicher Gespräche: Die Baupläne entwickelten sich zu Gunsten des alten Pfarrhofs, - es ging nun darum, dessen wesentlichen Charakteristika (Sandsteinsockel, Fachwerk, freigespannter Sparrendachstuhl, Mittelflurstruktur, Gewölbekeller) zu rekonstruieren. Bei der Erneuerung des verputzten Sandsteinsockels stieß man auf Spuren einer Aussentreppe, wodurch sich eine neue (alte) logische Erschließungssituation ergab, die nach langen Verhandlungen mit der Gemeinde (die eine Strassenverbreiterung bereits durchgeführt hatte und nun von einem Rückbau überzeugt werden musste) durchgesetzt werden konnte. Diese bauliche „Bremse“ im Verkehrsdurchfluss begünstigt nun auch die Ensemblewirkung von Kirche, Friedhof, Pfarrhaus und dem gegenüberliegenden Kloster sowie dem Altersheim mit Kapelle.
Die Innenstiege des Pfarrhofes wurde durch einen verglasten Treppen-Liftturm ersetzt, der dem Altbau mit gebührenden Respektsabstand den Rücken stärkt. Die bemalten Fachwerkwände im Inneren wurden ebenfalls rekonstruiert, während funktionale Ergänzungen in Sichtbeton, Profilitglas und Eichenholz atmosphärisch „passen“, aber eine Verwischung zeitlicher Schichten verhindern. (Text: Gabriele Kaiser)