15. Juli 2005 - Architekturzentrum Wien
Die parallel zur Favoritenstraße verlaufende dreizahnige Kammbebauung wird fortgeführt und südlich entlang der Katharinengasse zu Höfen geschlossen, wobei die gesamte Erdgeschosszone mit Geschäfts-, Lokal- und Gemeinschaftsflächen (Stichwort „soziale Infrastruktur“) der Allgemeinheit zur Verfügung steht, somit der städtebauliche Takt der umgebenden Gründerzeitbebauung auch im neuen Quartier anklingen kann. Im Eigentumsbereich des Bauteils der SEG sind vier Stiegenhäuser situiert, was überschaubare Einheiten schuf und in der Kombination von Vier- und Fünfspännertypen eine Vielzahl von durchgesteckten Wohnungen ermöglichte. Zwei durchgehende Lichtschächte an den Gangenden werten im Bauteil Mischek die Mittelgangerschließung auf, und die Freiflächen (Loggien und Balkone) wurden jeweils sorgfältig auf die Ausrichtung der Baukörper und den Sonnenstand abgestimmt. Wie die klassischen Wohnhöfe mancher Gemeindebauten der 1920er Jahre stellt auch dieser Wohnbau ein selbstverständliches Gleichgewicht zwischen Offenheit und Rückzug, Innen und Außen her, ohne durch aufgesetzte Formalismen an Glaubwürdigkeit zu verlieren. Farbliche und strukturelle Diffenzierung dient der Gliederung und Auflockerung der Baumassen, ein schwebendes 6. Obergeschoss betont die Linearität des Kammes und setzt ihm sozusagen einen krönenden Schlussstein aufs Haupt. In der mitunter schwierigen Disziplin des Wohnbaus kann man sich, wie dieses Beispiel zeigt, auch taktvoll bewegen. (Text: Gabriele Kaiser)